Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Genie
Genie[ʒe'ni:; frz., zu lat. Genius] das, Mensch von schöpfer. Begabung, der im Unterschied zum Talent nicht nur im Rahmen des Überkommenen Vollendetes leistet, sondern neue Bereiche erschließt und in ihnen Höchstleistungen hervorbringt. Psychologisch wird das G. nicht als spezieller Persönlichkeitstypus aufgefasst. Geniale Persönlichkeiten weisen häufig hervorragende Intelligenz, aber beträchtl. individuelle Verschiedenheiten hinsichtlich Begabungs- und Charakterstruktur, Bildung, Interessen und Zielsetzungen, Arbeitsweisen u. a. auf. Die Beurteilung genialer Leistungen ist von zeitbedingten Normen abhängig. Nicht nur auf künstler., polit., wiss. oder ethisch-moral. Gebiet, sondern auch auf vielen Gebieten der prakt. Wirksamkeit (Technik, Organisation) gibt es G. Seit der Antike wurde immer wieder der Zusammenhang von G. und Wahnsinn erörtert; die Versuche, das G. psychopathologisch zu erfassen, sind jedoch umstritten. - Geschichtlich wurde der Begriff G. im heutigen Sinn im 18. Jh. geprägt: A. A. Shaftesbury, I. Kant, Sturm und Drang (»Geniezeit«). Hier wurde außer der Originalität des G. bes. die Spontaneität betont. Der neue Irrationalismus und Subjektivismus des Gefühls fand auch Eingang in die Philosophie und ästhet. Theorie (A. G. Baumgarten, Kant u. a.). Im 19. Jh. wurde der Begriff des G. von A. Schopenhauer, T. Carlyle, R. W. Emerson und bes. in F. Nietzsches Philosophie zu der Lehre übersteigert, der Sinn der menschl. Geschichte liege in der Erzeugung von Genies.
Genie[ʒe'ni:; frz., zu lat. Genius] das, Mensch von schöpfer. Begabung, der im Unterschied zum Talent nicht nur im Rahmen des Überkommenen Vollendetes leistet, sondern neue Bereiche erschließt und in ihnen Höchstleistungen hervorbringt. Psychologisch wird das G. nicht als spezieller Persönlichkeitstypus aufgefasst. Geniale Persönlichkeiten weisen häufig hervorragende Intelligenz, aber beträchtl. individuelle Verschiedenheiten hinsichtlich Begabungs- und Charakterstruktur, Bildung, Interessen und Zielsetzungen, Arbeitsweisen u. a. auf. Die Beurteilung genialer Leistungen ist von zeitbedingten Normen abhängig. Nicht nur auf künstler., polit., wiss. oder ethisch-moral. Gebiet, sondern auch auf vielen Gebieten der prakt. Wirksamkeit (Technik, Organisation) gibt es G. Seit der Antike wurde immer wieder der Zusammenhang von G. und Wahnsinn erörtert; die Versuche, das G. psychopathologisch zu erfassen, sind jedoch umstritten. - Geschichtlich wurde der Begriff G. im heutigen Sinn im 18. Jh. geprägt: A. A. Shaftesbury, I. Kant, Sturm und Drang (»Geniezeit«). Hier wurde außer der Originalität des G. bes. die Spontaneität betont. Der neue Irrationalismus und Subjektivismus des Gefühls fand auch Eingang in die Philosophie und ästhet. Theorie (A. G. Baumgarten, Kant u. a.). Im 19. Jh. wurde der Begriff des G. von A. Schopenhauer, T. Carlyle, R. W. Emerson und bes. in F. Nietzsches Philosophie zu der Lehre übersteigert, der Sinn der menschl. Geschichte liege in der Erzeugung von Genies.