Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Genf
Gẹnf(frz. Genève),
1) Kanton der Schweiz, 282 km2; ein im W vom Jura, im S und O von den Savoyer Alpen eingerahmtes Hügelland aus eiszeitl. Ablagerungen um das südwestl. Ende des Genfer Sees. Von der Bev. (1998: 398 300 Ew.) sind 32 % Reformierte, 51 % Katholiken, 1 % Juden. Wirtsch. Mittelpunkt ist die Stadt G. Trotz z. T. ungünstiger Bodenbeschaffenheit intensive Nutzung durch Gemüse-, Obst- und Weinbau. Uhrenherstellung, Maschinenbau, Nahrungsmittel- u. a. Ind.; an der Rhone Wasserkraftwerke (Verbois u. a.).- Seit 1814 22. Kanton der schweizer. Eidgenossenschaft; 1907 Trennung von Kirche und Staat.
2) Hptst. von 1), beiderseits des Ausflusses der Rhone aus dem Genfer See, 173 500 Ew. Als geistiger Mittelpunkt der frz. Schweiz hat G. eine Univ. (1873 aus der 1559 von J. Calvin gegr. Akademie hervorgegangen), Institut Batelle für angewandte Forschung, mehrere höhere Fachschulen, Bibliotheken (u. a. der UNO), Kunst- und Histor. Museum, völkerkundl. Museum Barbier-Muller, Uhrmacher-, Naturhistor. Museum, Theater. G. ist Sitz vieler wiss. Gesellschaften, internat. Vereinigungen und Organisationen (Internat. Arbeitsorganisation, Weltgesundheitsorganisation, Internat. Fernmeldeunion, Welthandelsorganisation, Internat. Umwelt-Akademie, Rotes Kreuz, Ökumen. Rat der Kirchen, Luther. Weltbund, Reformierter Weltbund); nordwestlich von G. in Meyrin das Forschungszentrum von CERN und der Flughafen Cointrin (zweitgrößter der Schweiz). G. ist bed. Bank-, Handels-, Verkehrs- und Fremdenverkehrszentrum, Tagungsort von Kongressen und Messen. Die Ind. umfasst bes. Maschinenbau, Uhrenfabrikation (seit dem 16. Jh.; im 17. Jh. durch Hugenotten gefördert und über den Jura verbreitet), chem. und graf. Betriebe, Bekleidungs-, Nahrungs-, Genussmittelindustrie.Stadtbild: In der Altstadt auf dem südlichen Rhoneufer sind v. a. die Kathedrale St.-Pierre (12./13. Jh.), der Temple de la Fusterie (1713-15, die älteste prot. Kirche), der Temple d'Auditoire (15. Jh.; hier predigte Calvin), das Rathaus (15. Jh. und spätere Bauperioden), das Collège St.-Antoine (1559-63, die alte Akademie Calvins) sowie zahlr. Bürgerhäuser v. a. des 15.-18. Jh. Zeugen älterer Zeit. Auf der Promenade des Bastions die Univ. (1869-72) und das Reformationsdenkmal (1909 bis 1917). Am nördl. Seeufer der Quai du Montblanc, u. a. mit dem Palais des Nations (1929-37; europ. Sitz der UNO). In der Rhone (nahe dem See) Rousseau-Insel mit Standbild.Geschichte: Ehem. Hptst. der kelt. Allobroger Genava; um 400 als Bischofssitz erwähnt. 443-461 Hptst. des Königreichs Burgund; 534 durch die Franken erobert; kam 887 zum neuen Königreich Burgund (Hochburgund). 1124 setzten sich die Bischöfe gegen die Grafen von Genevois durch (bis 1534). Durch Calvin nach 1536 reformierte Hochburg (»prot. Rom«); 1791 revolutionäre Reg. nach frz. Muster; 1798-1814 von Frankreich annektiert und Hptst. des Dép. Léman, seither zur Schweiz; 1864 Sitz des IRK, 1920-46 des Völkerbundes.
▣ Literatur:
C. Santschi Encyclopédie de Genève, hg. v. u. a., auf mehrere Bde. ber. Genf 1982 ff.
Gẹnf(frz. Genève),
1) Kanton der Schweiz, 282 km2; ein im W vom Jura, im S und O von den Savoyer Alpen eingerahmtes Hügelland aus eiszeitl. Ablagerungen um das südwestl. Ende des Genfer Sees. Von der Bev. (1998: 398 300 Ew.) sind 32 % Reformierte, 51 % Katholiken, 1 % Juden. Wirtsch. Mittelpunkt ist die Stadt G. Trotz z. T. ungünstiger Bodenbeschaffenheit intensive Nutzung durch Gemüse-, Obst- und Weinbau. Uhrenherstellung, Maschinenbau, Nahrungsmittel- u. a. Ind.; an der Rhone Wasserkraftwerke (Verbois u. a.).- Seit 1814 22. Kanton der schweizer. Eidgenossenschaft; 1907 Trennung von Kirche und Staat.
2) Hptst. von 1), beiderseits des Ausflusses der Rhone aus dem Genfer See, 173 500 Ew. Als geistiger Mittelpunkt der frz. Schweiz hat G. eine Univ. (1873 aus der 1559 von J. Calvin gegr. Akademie hervorgegangen), Institut Batelle für angewandte Forschung, mehrere höhere Fachschulen, Bibliotheken (u. a. der UNO), Kunst- und Histor. Museum, völkerkundl. Museum Barbier-Muller, Uhrmacher-, Naturhistor. Museum, Theater. G. ist Sitz vieler wiss. Gesellschaften, internat. Vereinigungen und Organisationen (Internat. Arbeitsorganisation, Weltgesundheitsorganisation, Internat. Fernmeldeunion, Welthandelsorganisation, Internat. Umwelt-Akademie, Rotes Kreuz, Ökumen. Rat der Kirchen, Luther. Weltbund, Reformierter Weltbund); nordwestlich von G. in Meyrin das Forschungszentrum von CERN und der Flughafen Cointrin (zweitgrößter der Schweiz). G. ist bed. Bank-, Handels-, Verkehrs- und Fremdenverkehrszentrum, Tagungsort von Kongressen und Messen. Die Ind. umfasst bes. Maschinenbau, Uhrenfabrikation (seit dem 16. Jh.; im 17. Jh. durch Hugenotten gefördert und über den Jura verbreitet), chem. und graf. Betriebe, Bekleidungs-, Nahrungs-, Genussmittelindustrie.Stadtbild: In der Altstadt auf dem südlichen Rhoneufer sind v. a. die Kathedrale St.-Pierre (12./13. Jh.), der Temple de la Fusterie (1713-15, die älteste prot. Kirche), der Temple d'Auditoire (15. Jh.; hier predigte Calvin), das Rathaus (15. Jh. und spätere Bauperioden), das Collège St.-Antoine (1559-63, die alte Akademie Calvins) sowie zahlr. Bürgerhäuser v. a. des 15.-18. Jh. Zeugen älterer Zeit. Auf der Promenade des Bastions die Univ. (1869-72) und das Reformationsdenkmal (1909 bis 1917). Am nördl. Seeufer der Quai du Montblanc, u. a. mit dem Palais des Nations (1929-37; europ. Sitz der UNO). In der Rhone (nahe dem See) Rousseau-Insel mit Standbild.Geschichte: Ehem. Hptst. der kelt. Allobroger Genava; um 400 als Bischofssitz erwähnt. 443-461 Hptst. des Königreichs Burgund; 534 durch die Franken erobert; kam 887 zum neuen Königreich Burgund (Hochburgund). 1124 setzten sich die Bischöfe gegen die Grafen von Genevois durch (bis 1534). Durch Calvin nach 1536 reformierte Hochburg (»prot. Rom«); 1791 revolutionäre Reg. nach frz. Muster; 1798-1814 von Frankreich annektiert und Hptst. des Dép. Léman, seither zur Schweiz; 1864 Sitz des IRK, 1920-46 des Völkerbundes.
▣ Literatur:
C. Santschi Encyclopédie de Genève, hg. v. u. a., auf mehrere Bde. ber. Genf 1982 ff.