Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gelenk
Gelenk,1) Anatomie: (Junctura synovialis, Articulatio, Diarthrosis) bei Tieren und beim Menschen bewegl. Knochenverbindung zweier oder mehrerer Knochen, deren Enden (meist als G.-Kopf und G.-Pfanne) von G.-Knorpel überzogen sind und durch die G.-Kapsel und die G.-Bänder zusammengehalten werden. Die G.-Kapsel ist eine sackartige, straff gespannte oder schlaffe Hülle, die die beiden G.-Enden gemeinsam einschließt. Sie besitzt eine äußere fibröse und eine innere Schicht, die G.-Innenhaut (Synovialhaut). Letztere sondert die G.-Schmiere, eine klare, Faden ziehende, muzinhaltige Flüssigkeit ab, die das Gleiten der G.-Flächen ermöglicht. Der G.-Spalt besteht beim intakten G. nur in Form der Berührungsfläche beider G.-Enden, da äußerer Luftdruck und Muskelzug diese aneinander pressen. Einige G. besitzen als Puffer wirkende G.-Zwischenscheiben. Je nach G.-Form und Freiheitsgraden der Bewegung unterscheidet man versch. G.-Typen: Kugel-G. (freie Bewegung in allen Richtungen möglich, z. B. Schulter-G.); eine Sonderform des Kugel-G. mit etwas eingeschränkter Bewegungsfreiheit ist das Nuss-G. (Hüft-G. ); Scharnier-G. (Bewegungen nur in einer Ebene möglich, z. B. Ellbogen- und Knie-G.); Ei-G. (Bewegungen in 2 Richtungen möglich, Drehung ausgeschlossen, z. B. Handwurzelknochen); Sattel-G. (Bewegungen in 2 Ebenen möglich, z. B. Daumen-G.); Dreh-G. (z. B. bei Elle und Speiche). - Außer bei den Wirbeltieren kommen G. v. a. auch bei Gliederfüßern vor, bei denen sie die über eine membranartige Haut (G.-Haut) gegeneinander bewegl. Teile des Außenskeletts miteinander verbinden.
▣ Literatur:
Kaltwasser, B.u. a.:Chirurgie der Knochen u. G.e. Berlin 1981.
⃟ Kapandji, I. A.: Funktionelle Anatomie der G.e. A. d. Frz. Stuttgart 21992.
⃟ Biomechanik des menschl. Bewegungsapparates, hg. v. E. Schneider. Berlin u. a. 1997.
2) Bautechnik: bewegl. Verbindung von Bauteilen, die Druck- und Zugkräfte, nicht jedoch Drehmomente übertragen kann. Es gibt verschiebl. und unverschiebl. (feste) G. Sie werden u. a. angewendet bei Zwei- und Dreigelenkbögen (Bogen) und bei G.-Trägern (Träger).
3) Botanik: (G.-Polster) bei Pflanzen ein Zellgewebewulst um den Blattstielgrund (so beim Blattpolster, Blattkissen, Blatt-G.) oder an den Stängelknoten (G.-Knoten), worin Winkelbewegungen des Blattes oder eines Stängelteils durch ungleichmäßiges Wachstum (Wachstums-G.) oder durch Änderung des osmot. Drucks im Zellsaft des G.-Wulstes (Spannungs-G.) entstehen; G. bewirken z. B. das Aufstehen umgelegter Grashalme, die Berührungsreize der Mimosenblätter.
4) Maschinenbau: Verbindung zweier Maschinenteile derart, dass eine gegenseitige ebene oder räuml. Bewegung möglich ist. Beim Dreh-G. (z. B. Achsen-G. und Gabel-G.) ist die Verbindung durch Bohrung und Welle (z. B. zylindr. Bolzen) vollzogen, die nur eine ebene Bewegung beider Teile zulassen. Das Schub-G. aus Voll- und Hohlprisma ermöglicht eine Schiebung, das Schraub-G. aus Schraube und Mutter eine Schraubung der Elemententeile gegeneinander. Beim Kugel-G. greift das kugelige Ende des einen Teils in die hohlkugelförmige Pfanne des anderen Teils ein, wodurch ein Schwingen nach allen Seiten möglich wird. Das Kreuz- oder Kardan-G. gestattet eine Bewegung in zwei aufeinander senkrecht stehenden Ebenen.
▣ Literatur:
Kaltwasser, B.u. a.:Chirurgie der Knochen u. G.e. Berlin 1981.
⃟ Kapandji, I. A.: Funktionelle Anatomie der G.e. A. d. Frz. Stuttgart 21992.
⃟ Biomechanik des menschl. Bewegungsapparates, hg. v. E. Schneider. Berlin u. a. 1997.
2) Bautechnik: bewegl. Verbindung von Bauteilen, die Druck- und Zugkräfte, nicht jedoch Drehmomente übertragen kann. Es gibt verschiebl. und unverschiebl. (feste) G. Sie werden u. a. angewendet bei Zwei- und Dreigelenkbögen (Bogen) und bei G.-Trägern (Träger).
3) Botanik: (G.-Polster) bei Pflanzen ein Zellgewebewulst um den Blattstielgrund (so beim Blattpolster, Blattkissen, Blatt-G.) oder an den Stängelknoten (G.-Knoten), worin Winkelbewegungen des Blattes oder eines Stängelteils durch ungleichmäßiges Wachstum (Wachstums-G.) oder durch Änderung des osmot. Drucks im Zellsaft des G.-Wulstes (Spannungs-G.) entstehen; G. bewirken z. B. das Aufstehen umgelegter Grashalme, die Berührungsreize der Mimosenblätter.
4) Maschinenbau: Verbindung zweier Maschinenteile derart, dass eine gegenseitige ebene oder räuml. Bewegung möglich ist. Beim Dreh-G. (z. B. Achsen-G. und Gabel-G.) ist die Verbindung durch Bohrung und Welle (z. B. zylindr. Bolzen) vollzogen, die nur eine ebene Bewegung beider Teile zulassen. Das Schub-G. aus Voll- und Hohlprisma ermöglicht eine Schiebung, das Schraub-G. aus Schraube und Mutter eine Schraubung der Elemententeile gegeneinander. Beim Kugel-G. greift das kugelige Ende des einen Teils in die hohlkugelförmige Pfanne des anderen Teils ein, wodurch ein Schwingen nach allen Seiten möglich wird. Das Kreuz- oder Kardan-G. gestattet eine Bewegung in zwei aufeinander senkrecht stehenden Ebenen.