Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Geldtheorie
Geldtheorie,Disziplin der Wirtschaftswiss., die Wesen und Funktionen, Wert sowie Wirkungen des Geldes untersucht.1. Theorien zur Definition des Begriffs Geld: Das Wesen des Geldes wurde in der geschichtl. Entwicklung sehr versch. interpretiert, je nachdem, welche Funktionen für seine Geltung als bestimmend angesehen wurden. Die Vertreter des Metallismus (A. Smith, D. Ricardo, K. Marx u. a.) betrachteten Geld als ein Gut, das seinen Wert aus der Stoffqualität ableitet, die es auch für andere außerzirkulator. Zwecke geeignet macht. Die Konventionstheorie (J. Locke u. a.) sah im Geld das Instrument, das nur für zirkulator. Zwecke Verwendung findet und seine Geltung aus Vereinbarung oder rechtl. Satzung herleitet (Nominalismus). In den Funktionswerttheorien wurde der Wert des Geldes aus der Kaufkraft, d. h. der Wertschätzung der zu erwerbenden Güter, abgeleitet. In der Liquiditätstheorie wird die Geldqualität in der Eigenschaft gesehen, Tauschbereitschaft zu sichern.2. Theorien über den Wert des Geldes: Nach der Produktionstheorie (W. Petty, N. W. Senior, Ricardo, Marx) hängt der Wert des Geldes von dem Aufwand an Arbeit ab, der zur Erzeugung des Geldes erforderlich ist. Nach der subjektiven Wertlehre (F. von Wieser) ergibt sich der Wert des Geldes aus dem Grenznutzen, den es dem stiftet, der darüber verfügen kann. Der Grenznutzen des Geldes wird aus dem Gebrauchswert der für das Geld anschaffbaren Güter abgeleitet. Die makroökonom. Markttheorie (Quantitätstheorie) bestimmt den Geldwert aus dem Verhältnis von gesamtwirtsch. Geldnachfrage und gesamtwirtsch. Geldangebot (R. Cantillon, D. Hume). Nach der mikroökonom. Markttheorie bestimmt sich der Geldwert aus der auf individueller Entscheidung der Wirtschaftssubjekte basierenden Kassenhaltung (A. Marshall, A. C. Pigou). Die Monetaristen (bes. M. Friedman) sehen, in modifizierter Wiederbelebung quantitätstheoret. Vorstellungen, die Veränderungen der Geldmenge als wichtigsten Bestimmungsgrund des Geldwertes an. Die Keynesianer (modifizierte Liquiditätstheorie) schließen an einkommenstheoret. Vorstellungen an und halten autonome Bestimmungsgründe der Einzelpreise wie Lohnsetzung, Gewinnaufschläge, Produktivitätsfortschritte, Höhe der indirekten Steuern und Veränderungen von Import- und Exportpreisen für die entscheidenden Bestimmungsgründe des Geldwertes. Nach der Einkommenstheorie ergibt sich der Wert des Geldes aus dem Prozess der Entstehung und Verwendung des Einkommens.3. Theorien über die Wirkung des Geldes versuchen u. a., wichtige Zusammenhänge zw. Geldmenge und bestimmten gesamtwirtsch. Größen (Preisniveau, Zins, Produktion und Beschäftigung, Wechselkurs) zu erklären. Von den Vertretern der modernen G., die einen aktiven Einfluss des Geldes auch auf die realen Vorgänge der Wirtschaft behauptet, ist v. a. J. M. Keynes zu nennen, der die Verbindung zw. Geld- und Güterbereich allein durch den Zinssatz hergestellt sieht. In der modernen G. von M. Friedman führt eine Zunahme der Geldmenge zu steigenden Ausgaben.
▣ Literatur:
- Weitere Literatur: Geld
Geldtheorie,Disziplin der Wirtschaftswiss., die Wesen und Funktionen, Wert sowie Wirkungen des Geldes untersucht.1. Theorien zur Definition des Begriffs Geld: Das Wesen des Geldes wurde in der geschichtl. Entwicklung sehr versch. interpretiert, je nachdem, welche Funktionen für seine Geltung als bestimmend angesehen wurden. Die Vertreter des Metallismus (A. Smith, D. Ricardo, K. Marx u. a.) betrachteten Geld als ein Gut, das seinen Wert aus der Stoffqualität ableitet, die es auch für andere außerzirkulator. Zwecke geeignet macht. Die Konventionstheorie (J. Locke u. a.) sah im Geld das Instrument, das nur für zirkulator. Zwecke Verwendung findet und seine Geltung aus Vereinbarung oder rechtl. Satzung herleitet (Nominalismus). In den Funktionswerttheorien wurde der Wert des Geldes aus der Kaufkraft, d. h. der Wertschätzung der zu erwerbenden Güter, abgeleitet. In der Liquiditätstheorie wird die Geldqualität in der Eigenschaft gesehen, Tauschbereitschaft zu sichern.2. Theorien über den Wert des Geldes: Nach der Produktionstheorie (W. Petty, N. W. Senior, Ricardo, Marx) hängt der Wert des Geldes von dem Aufwand an Arbeit ab, der zur Erzeugung des Geldes erforderlich ist. Nach der subjektiven Wertlehre (F. von Wieser) ergibt sich der Wert des Geldes aus dem Grenznutzen, den es dem stiftet, der darüber verfügen kann. Der Grenznutzen des Geldes wird aus dem Gebrauchswert der für das Geld anschaffbaren Güter abgeleitet. Die makroökonom. Markttheorie (Quantitätstheorie) bestimmt den Geldwert aus dem Verhältnis von gesamtwirtsch. Geldnachfrage und gesamtwirtsch. Geldangebot (R. Cantillon, D. Hume). Nach der mikroökonom. Markttheorie bestimmt sich der Geldwert aus der auf individueller Entscheidung der Wirtschaftssubjekte basierenden Kassenhaltung (A. Marshall, A. C. Pigou). Die Monetaristen (bes. M. Friedman) sehen, in modifizierter Wiederbelebung quantitätstheoret. Vorstellungen, die Veränderungen der Geldmenge als wichtigsten Bestimmungsgrund des Geldwertes an. Die Keynesianer (modifizierte Liquiditätstheorie) schließen an einkommenstheoret. Vorstellungen an und halten autonome Bestimmungsgründe der Einzelpreise wie Lohnsetzung, Gewinnaufschläge, Produktivitätsfortschritte, Höhe der indirekten Steuern und Veränderungen von Import- und Exportpreisen für die entscheidenden Bestimmungsgründe des Geldwertes. Nach der Einkommenstheorie ergibt sich der Wert des Geldes aus dem Prozess der Entstehung und Verwendung des Einkommens.3. Theorien über die Wirkung des Geldes versuchen u. a., wichtige Zusammenhänge zw. Geldmenge und bestimmten gesamtwirtsch. Größen (Preisniveau, Zins, Produktion und Beschäftigung, Wechselkurs) zu erklären. Von den Vertretern der modernen G., die einen aktiven Einfluss des Geldes auch auf die realen Vorgänge der Wirtschaft behauptet, ist v. a. J. M. Keynes zu nennen, der die Verbindung zw. Geld- und Güterbereich allein durch den Zinssatz hergestellt sieht. In der modernen G. von M. Friedman führt eine Zunahme der Geldmenge zu steigenden Ausgaben.
▣ Literatur:
- Weitere Literatur: Geld