Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Geld
Geld[ahd. gelt »Vergütung«, »Wert«; heutige Bedeutung seit dem 14. Jh.],
1) allgemeines, meist staatlich anerkanntes oder eingeführtes Mittel des Zahlungsverkehrs. Das lat. Wort pecunia (Geld) wird i. d. R. auf pecus (Vieh) zurückgeführt; es weist auf den sakralen Ursprung des G. als den Ersatz für das Opfertier hin, das auf der Münze abgebildet wurde. Die neuere Theorie betrachtet das G. als wirtsch. Gut (Tauschgut), dessen Nutzen darin liegt, das Bedürfnis nach Tauschmöglichkeit (Liquidität) zu befriedigen. Sie definiert das Wesen des G. nach seinen Funktionen, wobei die G.-Eigenschaft nicht von Stoff, Herkunft und Bez. des G. abhängt. Eine abstrakte Funktion des G. ist die der Recheneinheit; damit ist es zugleich Wertmaßstab (der in G.-Einheiten ausgedrückte Wert ist der Preis) für alle ökonom. Güter und Leistungen. Die konkreten Funktionen des G. sind 1) die eines allgemeinen Tauschmittels, die das G. auch erfüllen kann, wenn es nur durch Verkehrssitte anerkannt und in Geltung ist; 2) die eines Wertaufbewahrungsmittels (Wertspeicherungsmittel), wodurch auch seine Tauglichkeit zur Wertübertragung gegeben ist; 3) die eines gesetzl. Zahlungsmittels. Geldarten: Nach dem Verhältnis zw. Materialwert des G. und dem staatlich festgelegten Nennwert unterscheidet man vollwertiges G. (G.-Stoff und G.-Wert sind unmittelbar miteinander verbunden, z. B. Waren-G.; in Sonderfällen können Münzen zu überwertigem G. werden), unterwertiges G. (der Eigenwert des Materials bleibt hinter dem Nennwert zurück) und stoffwertloses G. (der G.-Stoff besitzt überhaupt keinen Eigenwert). Weitere G.-Arten sind: 1) Hart- oder Münz-G., das aus Metall geprägt ist, 2) Zeichen- oder Papier-G., das aus von der Zentralnotenbank ausgegebenen G.-Scheinen (Banknoten) besteht, und 3) Buch-, Giral- oder Geschäftsbanken-G., das durch Sichtguthaben von Nichtbanken bei Kreditinstituten durch Geldschöpfung gebildet wird. Dabei ist die Buchgeldmenge wesentlich höher als die von der Summe des Münz-G. und des Zeichen-G. gebildete Menge an Bargeld. Neben G. im eigtl. Sinn stehen G.-Surrogate, d. h. Zahlungsmittel, die ergänzend zu den gesetzl. Zahlungsmitteln treten und dann keinem Annahmezwang unterliegen (z. B. nichtstaatl. Notgeld), und gesetzlich zulässige Behelfszahlungsmittel, die als Zahlungsverpflichtung (z. B. Wechsel) oder als Zahlungsanweisung (z. B. Scheck) auftreten können. Geschichte: Das G. ist entstanden aus dem Bedürfnis nach einem Wertmaßstab, der quantitative Bewertungen und Vergleiche ermöglichte. Das Schmuck-G. (Amerika, Afrika, S- und SO-Asien: Ring- und Zahn-G.; Feder-G., Stein-G.) wurde vom Nutz-G. abgelöst (Kleider-G.: Pelze, Stoffe; Nahrungs- und Genussmittel), das Nutz-G. vom Metall-G. (Gold- und Silberringe). Rationalisierungsgründe veranlassten schon im Lyder- und Perserreich die Prägung von Münzen. Das Papier-G. entwickelte sich seit dem MA. aus dem Wechsel und war zunächst lediglich Ersatz für hinterlegtes Metall-G.. Als Währungsmetall standen Gold und Silber lange Zeit gleichberechtigt nebeneinander. Um die Wende zum 19. Jh. ging zuerst England zur Goldwährung über, die im Lauf des 19. Jh. als Goldumlaufwährung zur internat. anerkannten Währungsform der freien Weltwirtschaft wurde. Schon im 19. Jh. wurden die Deckungsvorschriften gelockert. Mit dem Zusammenbruch der Goldwährungen nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Bindungen des Papier-G. an das Gold aufgegeben und Papierwährungen geschaffen. Als Metall-G. sind nur noch Scheidemünzen im Umlauf.
▣ Literatur:
D. Duwendag Geldtheorie u. Geldpolitik. Eine problemorientierte Einführung mit einem Kompendium monetärer Fachbegriffe, Beiträge v. u. a. Köln 41993.
⃟ Jarchow, H.-J.: Theorie u. Politik des G., 2 Bde. Göttingen 7-91993-95.
⃟ Gesch. des G. Eine Chronik mit Texten u. Bildern, hg. v. W. Weimer. Frankfurt am Main 1994.
⃟ Issing, O.: Einführung in die Geldtheorie. München 101995.
⃟ Sprenger, B.: Das G. der Deutschen. Geldgesch. Dtl.s von den Anfängen bis zur Gegenwart. Paderborn 21995.
⃟ Issing, O.: Einführung in die Geldpolitik. München 61996.
⃟ Borchert, M.: G. u. Kredit. Einführung in die Geldtheorie u. Geldpolitik. München u. a. 41997.
2) Börsenwesen: auf Kurszetteln Bez. für einen G.-Kurs, Abk. G (Kurs).
1) allgemeines, meist staatlich anerkanntes oder eingeführtes Mittel des Zahlungsverkehrs. Das lat. Wort pecunia (Geld) wird i. d. R. auf pecus (Vieh) zurückgeführt; es weist auf den sakralen Ursprung des G. als den Ersatz für das Opfertier hin, das auf der Münze abgebildet wurde. Die neuere Theorie betrachtet das G. als wirtsch. Gut (Tauschgut), dessen Nutzen darin liegt, das Bedürfnis nach Tauschmöglichkeit (Liquidität) zu befriedigen. Sie definiert das Wesen des G. nach seinen Funktionen, wobei die G.-Eigenschaft nicht von Stoff, Herkunft und Bez. des G. abhängt. Eine abstrakte Funktion des G. ist die der Recheneinheit; damit ist es zugleich Wertmaßstab (der in G.-Einheiten ausgedrückte Wert ist der Preis) für alle ökonom. Güter und Leistungen. Die konkreten Funktionen des G. sind 1) die eines allgemeinen Tauschmittels, die das G. auch erfüllen kann, wenn es nur durch Verkehrssitte anerkannt und in Geltung ist; 2) die eines Wertaufbewahrungsmittels (Wertspeicherungsmittel), wodurch auch seine Tauglichkeit zur Wertübertragung gegeben ist; 3) die eines gesetzl. Zahlungsmittels. Geldarten: Nach dem Verhältnis zw. Materialwert des G. und dem staatlich festgelegten Nennwert unterscheidet man vollwertiges G. (G.-Stoff und G.-Wert sind unmittelbar miteinander verbunden, z. B. Waren-G.; in Sonderfällen können Münzen zu überwertigem G. werden), unterwertiges G. (der Eigenwert des Materials bleibt hinter dem Nennwert zurück) und stoffwertloses G. (der G.-Stoff besitzt überhaupt keinen Eigenwert). Weitere G.-Arten sind: 1) Hart- oder Münz-G., das aus Metall geprägt ist, 2) Zeichen- oder Papier-G., das aus von der Zentralnotenbank ausgegebenen G.-Scheinen (Banknoten) besteht, und 3) Buch-, Giral- oder Geschäftsbanken-G., das durch Sichtguthaben von Nichtbanken bei Kreditinstituten durch Geldschöpfung gebildet wird. Dabei ist die Buchgeldmenge wesentlich höher als die von der Summe des Münz-G. und des Zeichen-G. gebildete Menge an Bargeld. Neben G. im eigtl. Sinn stehen G.-Surrogate, d. h. Zahlungsmittel, die ergänzend zu den gesetzl. Zahlungsmitteln treten und dann keinem Annahmezwang unterliegen (z. B. nichtstaatl. Notgeld), und gesetzlich zulässige Behelfszahlungsmittel, die als Zahlungsverpflichtung (z. B. Wechsel) oder als Zahlungsanweisung (z. B. Scheck) auftreten können. Geschichte: Das G. ist entstanden aus dem Bedürfnis nach einem Wertmaßstab, der quantitative Bewertungen und Vergleiche ermöglichte. Das Schmuck-G. (Amerika, Afrika, S- und SO-Asien: Ring- und Zahn-G.; Feder-G., Stein-G.) wurde vom Nutz-G. abgelöst (Kleider-G.: Pelze, Stoffe; Nahrungs- und Genussmittel), das Nutz-G. vom Metall-G. (Gold- und Silberringe). Rationalisierungsgründe veranlassten schon im Lyder- und Perserreich die Prägung von Münzen. Das Papier-G. entwickelte sich seit dem MA. aus dem Wechsel und war zunächst lediglich Ersatz für hinterlegtes Metall-G.. Als Währungsmetall standen Gold und Silber lange Zeit gleichberechtigt nebeneinander. Um die Wende zum 19. Jh. ging zuerst England zur Goldwährung über, die im Lauf des 19. Jh. als Goldumlaufwährung zur internat. anerkannten Währungsform der freien Weltwirtschaft wurde. Schon im 19. Jh. wurden die Deckungsvorschriften gelockert. Mit dem Zusammenbruch der Goldwährungen nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Bindungen des Papier-G. an das Gold aufgegeben und Papierwährungen geschaffen. Als Metall-G. sind nur noch Scheidemünzen im Umlauf.
▣ Literatur:
D. Duwendag Geldtheorie u. Geldpolitik. Eine problemorientierte Einführung mit einem Kompendium monetärer Fachbegriffe, Beiträge v. u. a. Köln 41993.
⃟ Jarchow, H.-J.: Theorie u. Politik des G., 2 Bde. Göttingen 7-91993-95.
⃟ Gesch. des G. Eine Chronik mit Texten u. Bildern, hg. v. W. Weimer. Frankfurt am Main 1994.
⃟ Issing, O.: Einführung in die Geldtheorie. München 101995.
⃟ Sprenger, B.: Das G. der Deutschen. Geldgesch. Dtl.s von den Anfängen bis zur Gegenwart. Paderborn 21995.
⃟ Issing, O.: Einführung in die Geldpolitik. München 61996.
⃟ Borchert, M.: G. u. Kredit. Einführung in die Geldtheorie u. Geldpolitik. München u. a. 41997.
2) Börsenwesen: auf Kurszetteln Bez. für einen G.-Kurs, Abk. G (Kurs).