Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gehör
Gehör(Gehörsinn, Hörsinn), Vermögen zur Wahrnehmung von Schallreizen bzw. Gesamtheit aller anatom. Strukturen und physiolog. Prozesse, auf denen es beruht. Schallwellen werden über das äußere und Mittelohr (Luftleitung) bzw. über Schwingungen der Schädelknochen (Knochenleitung, bes. hohe Frequenzen) zum Innenohr (Schnecke) transportiert, wo die Schwingungen auf der das Corti-Organ tragenden Basilarmembran eine Wanderwelle auslösen. Diese erreicht in Abhängigkeit von der Schallfrequenz (Tonhöhe) in bestimmter Entfernung von der Schneckenbasis ein Amplitudenmaximum, wobei die Haarzellen (Rezeptoren) erregt werden. Diese Reizverteilung (Frequenzdispersion) ermöglicht eine Tonhöhenunterscheidung, deren volle Leistungsfähigkeit durch weitere Mechanismen der zentralen Informationsverarbeitung erreicht wird. Mit zunehmender Lautstärke nimmt die Erregung der Haarzellen zu, und in den nachgeschalteten hinführenden Hörnervenfasern steigt die Impulsdichte. Über die Hörbahn wird so die Information über Tonhöhen und Lautstärken räumlich und zeitlich codiert dem Gehirn übermittelt, wo die Analyse der komplexen Muster zur Verarbeitung und Wahrnehmung einschl. der Bewertung der Schallereignisse und dem Sprachverständnis führt. Das menschl. G. kann Schallfrequenzen von 20-20 000 Hz aufnehmen. Im Sprachbereich ist die Unterschiedsempfindlichkeit am größten (bis etwa 0,3 %), d. h., bereits ein Frequenzunterschied von 3 Hz kann vom menschl. Ohr wahrgenommen werden. Die Schwingungsamplitude im Innenohr ist bei normalem Hören außerordentlich klein und wird auf Werte unter 0,1 nm geschätzt. Hohe Schalldruckpegel führen zu meist bleibender Haarzellenschädigung (Lärmschäden).
Literatur:
Hellbrück, J.: Hören. Physiologie, Psychologie u. Pathologie. Göttingen u. a. 1993.
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