Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gefühl
Gefühl,subjektiver, seel. Zustand des Ichs; die Befindlichkeit der erlebenden Person; seit den psycholog. Ansätzen der Aufklärungszeit (J. N. Tetens) oft als seel. Grundvermögen neben Denken und Wollen betrachtet. Die Abgrenzung zw. G., Stimmung und Affekt ist fließend; im Unterschied zur Stimmung könnte das G. als schärfer umrissene, gerichtete und aktualisierte Erlebnisqualität, die auch mit Wahrnehmungen, Erinnerungen und Wertungen verbunden ist, im Unterschied zum Affekt als länger anhaltende Regung bezeichnet werden. Oft werden auch Sinnesempfindungen oder Ahnungen als G. bezeichnet.
Von Philosophie, Physiologie und Psychologie wurden mannigfaltige Theorien über Einteilung und Entstehung der G. entwickelt. Grundtendenz ist dabei die Rückführung der Mannigfaltigkeit der G. auf wenige Grundqualitäten, bes. auf die Grund-G. von Lust und Unlust oder auf niedere (leibl.) und höhere (geistige) G.; nach W. Wundt werden drei Qualitätspaare unterschieden: Lust-Unlust, Erregung-Beruhigung, Spannung-Lösung; M. Scheler und H. Rohracher teilten nach Funktionsbereichen in empfindungsbedingte (sinnlich-leibl. wie Hunger oder Schmerz), triebbedingte (z. B. Furcht) und persönlichkeitsbedingte (z. B. Sympathie) G. ein. Die Theorien über Entstehung und Wesen der G. lassen sich grundsätzlich unterteilen in solche, die G. a) als unableitbar und ursprünglich gegeben, b) als auf andere psych. Vorgänge rückführbar (J. F. Herbart, C. Stumpf, O. Külpe) oder c) als auf phys. Prozesse (bes. des vegetativen Nervensystems) rückführbar auffassen (W. James, C. G. Lange). Neuere Theorien befassen sich bes. mit den zentralnervösen Grundlagen (z. B. W. B. Cannon, P. Bard), wobei jedoch G. eher unter dem Aspekt der psychophys. Einheit betrachtet wird. Experimentell wurde nachgewiesen, dass gleiche physiolog. Erregungen verschieden benannt und erlebt werden können, je nach Situation und verfügbaren Wahrnehmungen.
▣ Literatur:
Ulich, D.: Das G. Eine Einführung in die Emotionspsychologie. München 31995.
Gefühl,subjektiver, seel. Zustand des Ichs; die Befindlichkeit der erlebenden Person; seit den psycholog. Ansätzen der Aufklärungszeit (J. N. Tetens) oft als seel. Grundvermögen neben Denken und Wollen betrachtet. Die Abgrenzung zw. G., Stimmung und Affekt ist fließend; im Unterschied zur Stimmung könnte das G. als schärfer umrissene, gerichtete und aktualisierte Erlebnisqualität, die auch mit Wahrnehmungen, Erinnerungen und Wertungen verbunden ist, im Unterschied zum Affekt als länger anhaltende Regung bezeichnet werden. Oft werden auch Sinnesempfindungen oder Ahnungen als G. bezeichnet.
Von Philosophie, Physiologie und Psychologie wurden mannigfaltige Theorien über Einteilung und Entstehung der G. entwickelt. Grundtendenz ist dabei die Rückführung der Mannigfaltigkeit der G. auf wenige Grundqualitäten, bes. auf die Grund-G. von Lust und Unlust oder auf niedere (leibl.) und höhere (geistige) G.; nach W. Wundt werden drei Qualitätspaare unterschieden: Lust-Unlust, Erregung-Beruhigung, Spannung-Lösung; M. Scheler und H. Rohracher teilten nach Funktionsbereichen in empfindungsbedingte (sinnlich-leibl. wie Hunger oder Schmerz), triebbedingte (z. B. Furcht) und persönlichkeitsbedingte (z. B. Sympathie) G. ein. Die Theorien über Entstehung und Wesen der G. lassen sich grundsätzlich unterteilen in solche, die G. a) als unableitbar und ursprünglich gegeben, b) als auf andere psych. Vorgänge rückführbar (J. F. Herbart, C. Stumpf, O. Külpe) oder c) als auf phys. Prozesse (bes. des vegetativen Nervensystems) rückführbar auffassen (W. James, C. G. Lange). Neuere Theorien befassen sich bes. mit den zentralnervösen Grundlagen (z. B. W. B. Cannon, P. Bard), wobei jedoch G. eher unter dem Aspekt der psychophys. Einheit betrachtet wird. Experimentell wurde nachgewiesen, dass gleiche physiolog. Erregungen verschieden benannt und erlebt werden können, je nach Situation und verfügbaren Wahrnehmungen.
▣ Literatur:
Ulich, D.: Das G. Eine Einführung in die Emotionspsychologie. München 31995.