Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gedächtnis
Gedächtnis, Fähigkeit, Informationen abrufbar zu speichern und zu reproduzieren. Körperl. Grundlage für das G. ist bei Mensch und Tier die Gesamtheit der Nervenzellen. Wie diese die Informationen aufbewahren, d. h., durch welche Vorgänge Erregungen zurückbleiben bzw. Spuren hinterlassen, ist noch weitgehend ungeklärt. - Das menschl. G. arbeitet in drei Stufen: Im Ultrakurzzeit-G. werden für 6-10 Sekunden Eindrücke bewahrt. Das Kurzzeit-G. hält Eindrücke für maximal 1-2 Stunden fest, i. Allg. jedoch nur für Sekunden bis Minuten. Inhalte des Kurzzeit-G. (z. B. eine bestimmte Zahlenfolge), die man sich eingeprägt hat, geraten rasch wieder in Vergessenheit (Extinktion), wenn sie nicht durch häufiges Wiederholen (Üben) ins Langzeit-G. überführt werden. Dort werden die Informationen dann relativ dauerhaft (Tage bis Jahre) gespeichert und die von ihnen gebildeten G.-Spuren (Engramme) verfestigen sich mit jeder Ablesung. Die Erhärtung von Engrammen durch ihre wiederholte Benutzung bildet die Grundlage für eine dauerhafte Speicherung und Wiedergabe der zugehörigen Informationen. Dieser Vorgang wird auch als Konsolidierung bezeichnet. - Die meisten Informationen werden in dem am stärksten differenzierten Teil der Großhirnrinde, dem Neokortex, gespeichert. - Ungelöst ist das Problem des Vergessens. Im Allg. gilt: 1. Es wird umso mehr vergessen, je größer der zeitl. Abstand zw. Einspeicherung und Erinnerung ist; 2. sinnarmes, unwichtiges und umfangreiches Material wird eher vergessen; 3. Art und Anzahl der auf einen Lernvorgang folgenden Eindrücke beeinflussen das Ausmaß des Vergessens. - Von den Tieren haben (mit Ausnahme der Mesozoen und Schwämme) alle vielzelligen Tiere ein Gedächtnis.
▣ Literatur:
Markowitsch, H. J.: Neuropsychologie des G. Göttingen u. a. 1992.
⃟ Schumann-Hengsteler, R.: Die Entwicklung des visuell-räuml. G. Göttingen u. a. 1995.
⃟ Vester, F.: Denken, Lernen, Vergessen. Was geht in unserem Kopf vor, wie lernt das Gehirn u. wann läßt es uns im Stich? Neuausg. München 231996.
Gedächtnis, Fähigkeit, Informationen abrufbar zu speichern und zu reproduzieren. Körperl. Grundlage für das G. ist bei Mensch und Tier die Gesamtheit der Nervenzellen. Wie diese die Informationen aufbewahren, d. h., durch welche Vorgänge Erregungen zurückbleiben bzw. Spuren hinterlassen, ist noch weitgehend ungeklärt. - Das menschl. G. arbeitet in drei Stufen: Im Ultrakurzzeit-G. werden für 6-10 Sekunden Eindrücke bewahrt. Das Kurzzeit-G. hält Eindrücke für maximal 1-2 Stunden fest, i. Allg. jedoch nur für Sekunden bis Minuten. Inhalte des Kurzzeit-G. (z. B. eine bestimmte Zahlenfolge), die man sich eingeprägt hat, geraten rasch wieder in Vergessenheit (Extinktion), wenn sie nicht durch häufiges Wiederholen (Üben) ins Langzeit-G. überführt werden. Dort werden die Informationen dann relativ dauerhaft (Tage bis Jahre) gespeichert und die von ihnen gebildeten G.-Spuren (Engramme) verfestigen sich mit jeder Ablesung. Die Erhärtung von Engrammen durch ihre wiederholte Benutzung bildet die Grundlage für eine dauerhafte Speicherung und Wiedergabe der zugehörigen Informationen. Dieser Vorgang wird auch als Konsolidierung bezeichnet. - Die meisten Informationen werden in dem am stärksten differenzierten Teil der Großhirnrinde, dem Neokortex, gespeichert. - Ungelöst ist das Problem des Vergessens. Im Allg. gilt: 1. Es wird umso mehr vergessen, je größer der zeitl. Abstand zw. Einspeicherung und Erinnerung ist; 2. sinnarmes, unwichtiges und umfangreiches Material wird eher vergessen; 3. Art und Anzahl der auf einen Lernvorgang folgenden Eindrücke beeinflussen das Ausmaß des Vergessens. - Von den Tieren haben (mit Ausnahme der Mesozoen und Schwämme) alle vielzelligen Tiere ein Gedächtnis.
▣ Literatur:
Markowitsch, H. J.: Neuropsychologie des G. Göttingen u. a. 1992.
⃟ Schumann-Hengsteler, R.: Die Entwicklung des visuell-räuml. G. Göttingen u. a. 1995.
⃟ Vester, F.: Denken, Lernen, Vergessen. Was geht in unserem Kopf vor, wie lernt das Gehirn u. wann läßt es uns im Stich? Neuausg. München 231996.