Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gebet
Gebet[ahd. gibet »Bitte«], die den ganzen Menschen fordernde Weise, mit der Gottheit in Verbindung zu treten. Die Struktur der Gottesbeziehung bestimmt die Gebetsarten: 1) Auf einem personalen Verhältnis zu Gott beruht das von Worten und oft Gebärden begleitete äußere G. (Lobpreisung, Bitt-, Buß-, Dank-, aber auch Fluch-G.). Es schließt einerseits den als Person vorgestellten Gott, andererseits das Ich des Betenden, sein Wollen, seinen Verstand, seine Vorstellungen und Bilder von Gott ein. 2) Die Beziehung zur eigenen Mitte (und auf diesem Wege zu Gott) sucht dagegen das innere G. auf meditativer Grundlage, so das kontemplative Beten bei den Wüstenvätern des 3./4. Jh. (J. Cassianus), bei Johannes vom Kreuz oder das Jesusgebet in der orthodoxen Kirche. Es sucht in »passivem, liebendem Empfangen« das Ich und seine Fähigkeiten auszuschalten (hierin liegt seine Nähe zu Praktiken und Zielen des Yoga, des Zen-Buddhismus und Tantrismus begründet) und »bilderfrei« zur »göttl. Vereinigung« zu gelangen.
Literatur:
Schroeder, H.-W.: Das G. Übung u. Erfahrung. Neuausg., Frankfurt am Main 6.-7. Tsd. 1990.
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