Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gandhi
Gạndhi,1) Indira, ind. Politikerin, * Allahabad 19. 11. 1917, ✝ (ermordet) Neu-Delhi 31. 10. 1984, Mutter von 3);
(1942-47) mit dem Politiker Firoze G.; 1946-64 polit. Beraterin ihres Vaters J. Nehru, 1964-66 Min. für Information und Rundfunk, 1966-77 Premiermin., suchte v. a. die wirtsch. Unterentwicklung ihres Landes zu beseitigen. Nachdem ihr sozialistisch orientiertes Programm 1969 zur Spaltung des regierenden Indian National Congress (INC) geführt hatte, stellte sie sich an die Spitze des »neuen« INC. Außenpolitisch schloss sie einen Freundschaftsvertrag mit der UdSSR (1971) und setzte im Krieg mit Pakistan (1971) die Unabhängigkeit Ostpakistans (Bangladeshs) durch. Vom obersten Gericht des Amtsmissbrauchs beschuldigt und von der Opposition zum Rücktritt aufgefordert, rief sie 1975 den Ausnahmezustand aus; ihr autoritärer Kurs führte zur Wahlniederlage ihrer Partei (1977) und ihrem Rücktritt als Reg.chef. Nach einer weiteren Spaltung ihrer Partei und dem Wahlsieg (1980) des von ihr geführten INC (Indira) wurde sie erneut Premiermin. Seit 1983 trat sie als Sprecherin der blockfreien Staaten hervor. Nach der Erstürmung des von radikalen Anhängern eines unabhängigen Sikh-Staates besetzten »Goldenen Tempels« von Amritsar fiel sie einem Attentat von zwei Leibwächtern, die der Sikh-Gemeinschaft angehörten, zum Opfer.
Literatur:
Malhotra, I.: I. G. A. d. Engl. Freiburg im Breisgau u. a. 1992.
2) Mohandas Karamchand, gen. Mahatma [Sanskr. »dessen Seele groß ist«], Führer der ind. Unabhängigkeitsbewegung, * Porbandar (Kathiawar) 2. 10. 1869, ✝ (ermordet) Neu-Delhi 30. 1. 1948; entstammte einer wohlhabenden Hindufamilie, Rechtsanwalt in Bombay, ging 1893 aus berufl. Gründen nach Südafrika und stieg dort zum Führer der ind. Einwanderer auf. 1906-13 leitete er in Transvaal eine Kampagne für die Anerkennung der bürgerl. Rechte seiner Landsleute.
Unter dem Einfluss der altind. Lehre des Ahimsa (des »Nichtverletzens«), der christl. Bergpredigt und der Ideen L. N. Tolstois entwickelte G. Formen des gewaltlosen Kampfes.1914 kehrte G. nach Indien zurück. Gestützt auf den Indian National Congress (INC), löste er 1920 nach Verkündung des zivilen Ungehorsams den gewaltlosen Widerstand gegen die brit. Herrschaft in Indien aus. Er setzte damit eine Massenbewegung in Gang, die durch »Asahayoga« (»Nichtbeteiligung«, »Non-Cooperation«) an Einrichtungen der brit. Herrschaft (in Verwaltung, Gerichts-, Schul- und Bildungswesen) die brit. Reg. zu Zugeständnissen in der Unabhängigkeitsfrage zu zwingen suchte. Eingeschlossen in diese Kampagne war u. a. der Boykott brit. Firmen und ihrer Produkte. Im Rahmen dieser Aktionen wurde der von G. geführte INC zur einflussreichsten Organisation der ind. Unabhängigkeitsbewegung. 1922-24 in Haft, widmete sich G. nach seiner Entlassung bes. der Aufgabe, der im hinduist. Denken verankerten gesellschaftl. Ächtung der »Parias« (»Unberührbare«) entgegenzuwirken. 1930 initiierte G. den »Salzmarsch« als Protest gegen das brit. Salzmonopol. Danach erneut verhaftet, nahm G. 1931 nach seiner Haftentlassung an einer Konferenz über eine Verf. für Indien teil, drang jedoch mit seinen Forderungen nicht durch. Nach 1932 war er wiederholt im Gefängnis. Da er die Überzeugung gewann, dass die maßgebl. Mitgl. des INC das Prinzip der Gewaltlosigkeit nur als ein polit. Mittel, nicht als ein umfassendes gesellschaftl. Grundbekenntnis verstanden, trat er 1934 aus ihm aus. Im Zweiten Weltkrieg verlangte G. von Großbritannien die sofortige Lösung der ind. Frage. Die blutigen Auseinandersetzungen zw. Hindus und Muslimen nach 1947 suchte er vergeblich zu verhindern. Durch seine polit. Einsicht, asket. Lebensweise und seine tiefe, im Hinduismus begründete Religiosität hatte er wesentl. Anteil an der Unabhängigkeit Indiens; die Teilung des Subkontinents konnte er nicht verhindern; 1948 wurde er von einem fanat. Hindu erschossen. G. schrieb eine Autobiographie (1927-29), zahlr. Aufsätze.
Literatur:
Grabner, S.: M. G. Politiker, Pilger u. Prophet. Biographie. Neuausg. Frankfurt am Main u. a. 1992.
Rau, H.: M. G. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten. Reinbek 133.-135. Tsd. 1995.
3) Rajiv, ind. Politiker, * Bombay 20. 8. 1944, ✝ (ermordet) Sriperumpudur (Tamil Nadu) 21. 5. 1991, Sohn von 1); Pilot, wurde 1983 einer der fünf Gen.-Sekr. des Indian National Congress (Indira), Abk. INC (I). Nach der Ermordung seiner Mutter übernahm er 1984 das Amt des Premiermin. (Rücktritt 1989) und die Führung der Partei. Während des Wahlkampfes wurde er 1991 durch ein Bombenattentat getötet. Seine Witwe übt als Vors. der Rajiv-Gandhi-Stiftung im INC (I) großen Einfluss aus.
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