Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gambia
I Gạmbiader, Fluss in Westafrika, rd. 1 120 km, entspringt im Hochland von Fouta-Djalon, Guinea; mündet mit einem bis zu 13 km breiten Ästuar bei Banjul, Gambia, in den Atlantik; auf der gesamten Flussstrecke schiffbar.
II Gạmbia
Fläche: 11 295 km2
Einwohner: (1995) 1,118 Mio.
Hauptstadt: Banjul
Verwaltungsgliederung: 6 Bezirke
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 18. 2.
Währung: 1 Dalasi (D) = 100 Bututs (b)
Zeitzone: WEZ
(amtlich engl. Republic of the Gambia; dt. Rep. G.), Staat in W-Afrika, am Atlantik, sonst vom Staatsgebiet Senegals umschlossen.
Staat und Recht: Nach der am 8. 8. 1996 durch Referendum gebilligten Verf. (seit 16. 1. 1997 in Kraft) ist G. eine präsidiale Rep. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der mit weit reichenden Befugnissen ausgestattete Präs. Er ernennt den Vizepräs. sowie die Mitgl. des Kabinetts. Gesetzgebendes Organ ist das Repräsentantenhaus (45 für 5 Jahre gewählte Abg., 4 vom Präs. ernannte Abg.). Parteien u. a.: Alliance for Patriotic Reorganization and Construction (APRC), United Democratic Party (UDP), National Reconciliation Party (NRP).
Landesnatur: G. ist der kleinste Staat des afrikan. Kontinents, erstreckt sich von der Atlantikküste (Küstenlänge 50 km) 375 km lang und bis 45 km breit beiderseits des Flusses G.. Im Mündungsgebiet ausgedehnte Mangrovensümpfe, landeinwärts folgen Regenwald und (bei abnehmenden Niederschlägen) Savannen. Das Klima ist randtropisch mit einer Regenzeit.
Bevölkerung: Sie besteht zu 80 % aus sudan. Stämmen (Mandingo, Fulbe, Wolof u. a.); etwa 90 % sind Muslime, 8 % Anhänger von traditionellen afrikan. Religionen, 2 % sind Christen. - Neben Grund- (sechsjährig; keine Schulpflicht) und höheren Schulen gibt es berufsbildende Schulen und lehrerbildende Anstalten. Analphabetenquote über 70 %.
Wirtschaft, Verkehr: Dominierend ist die Landwirtschaft in kleinbäuerl. Betrieben, v. a. Anbau von Erdnüssen für den Export (90 % des Exporterlöses), für den Eigenbedarf Hirse, Reis, Maniok. Wichtig sind Tourismus (über 100 000 ausländ. Besucher jährlich) sowie Küsten- und Flussfischerei. Außer Erdnussverarbeitung wenig Industrie. Bed. Handelspartner sind Senegal (Reexporte) und die EG-Staaten. - Straßennetz 2 990 km (837 km befestigt); Hauptverkehrsader ist der Fluss G., mit Seeschiffen 200 km landeinwärts befahrbar, mit kleineren Schiffen auf der gesamten Flussstrecke. Hochseehafen Banjul (auch Umschlagplatz für Senegal); internat. Flughafen ist Yundum.
Geschichte: Das Gebiet um den Gambia gehörte vom 13. bis zum 15. Jh. zum Reich Mali. Gegen Ende des 15. Jh. errichteten Portugiesen Handelskontore am unteren Gambia; an seiner Mündung trieben seit 1588 Engländer Handel. 1783 verdrängten sie die frz. Rivalen, gründeten 1816 Bathurst (heute Banjul) als brit. Flottenstützpunkt und Niederlassung für Freigelassene und besetzten 1902 das Hinterland. G. war seit 1843 brit. Kronkolonie. 1960 erhielt es Autonomie und 1965 die Unabhängigkeit innerhalb des Commonwealth. Nach Ausrufung der Republik (1970) wurde D. K. Jawara Staatspräs. (mehrfach wieder gewählt). 1982-89 bildete G. mit der Rep. Senegal die Konföderation Senegambia. Im Juli 1994 wurde Staatspräs. Jawara durch einen Militärputsch gestürzt, die Verf. außer Kraft gesetzt, die Parteien wurden verboten. Nach starkem internat. Druck auf das Militärregime wurde 1996 eine neue Verf. angenommen und das Parteienverbot aufgehoben. Die Präsidentschaftswahlen im selben Jahr bestätigten Yayah Jammeh, seit dem Putsch Staatspräs., im Amt; bei den Parlamentswahlen 1997 siegte die von ihm geführte APRC.
Literatur:
Gray, J. M.: A history of the G. Neudr. London 1966.
The G. Studies in society and politics, hg. v. A. Hughes. Birmingham 1991.
Hughes, A. u. Perfect, D.: Political history of the G., 1816-1992. London 1993.
Wodtcke, A. u. a.: Senegal, G. Nürnberg 1993.
Wiese, B.: Senegal, G. Länder der Sahel-Sudan-Zone. Mit einem Anhang v. D. Bloch: Fakten - Zahlen - Übersichten. Gotha 1995.
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