Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gallien
Gạlli|en(lat. Gallia), seit Cäsar das Land der Gallier zw. Rhein, Alpen, Mittelmeer, Pyrenäen und Atlantik, in Italien seit dem 4. Jh. v. Chr. das Gebiet zw. Alpen und Apennin. Nach seiner Lage zu Rom unterschied man zw. »G. diesseits der Alpen« (Gallia Cisalpina oder Gallia Citerior) und »G. jenseits der Alpen« (Gallia Transalpina oder Gallia Ulterior). Gallia Cisalpina (Oberitalien), in das die Gallier um 400 v. Chr. einwanderten, wurde von den Römern um 225-190 v. Chr. unterworfen; die Bev. südlich des Po erhielt 89 v. Chr., die nördlich des Po 49 v. Chr. das röm. Bürgerrecht. Das jenseitige G., dessen südl. Teil bereits 118 v. Chr. röm. Provinz geworden war (Gallia Narbonensis), unterwarf Julius Cäsar im Gallischen Krieg (lat. Bellum Gallicum) 58-51 v. Chr. Unter Augustus wurden in Gallia Transalpina anstelle der bisherigen einen Provinz drei neue geschaffen: Aquitania im SW bis zur Loire, Gallia Lugdunensis (das zentrale G.) und im NO Gallia Belgica, deren Statthaltern die Rheingrenze gegen die Germanen bis 90 n. Chr. unterstellt war. Durch die Umsiedlung der ländl. Bevölkerung und die Anlage neuer Städte machte die Romanisierung rasche Fortschritte. Lugdunum (Lyon), seit Augustus der polit. Mittelpunkt G. , entwickelte sich zum größten Handelsplatz im W des Reiches. Bedeutung gewannen ferner Städte wie Tolosa (Toulouse), Burdigala (Bordeaux), Augusta Treverorum (Trier), Lutetia Parisiorum (Paris). Christl. Gemeinden entstanden schon seit der Mitte des 2. Jh. Nach drei Jahrhunderten wirtsch. Prosperität wurde um 400 n. Chr. G. von der Völkerwanderung erfasst. Das zum Schutz der Rheingrenze 259 gegründete gall. Sonderreich des Postumus bestand nur bis 273. Im N setzten sich die Franken, im S Alemannen auf dem linken Rheinufer fest; seit 413 breiteten sich im SO die Burgunder, seit 418 im SW die Westgoten aus. Der Rest der röm. Herrschaft in G. wurde 486 durch den Frankenkönig Chlodwig beseitigt (Fränkisches Reich).
Literatur:
Duval, P.-M.: G. Leben u. Kultur in röm. Zeit. A. d. Frz. Stuttgart 1979.
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