Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Galilei
Galilei,Galileo, italien. Mathematiker, Physiker und Philosoph, * Pisa 15. 2. 1564, ✝ Arcetri (heute zu Florenz) 8. 1. 1642; wurde 1589 Prof. in Pisa, 1592 in Padua, 1610 Hofmathematiker und Hofphilosoph des Großherzogs von Florenz; wurde durch die Einführung des systemat. Experiments und der induktiven Methode zum Begründer der neueren Naturwissenschaft. Mit seinen Untersuchungen zur Fall- und Wurfbewegung begründete G. die moderne Kinematik. Er baute 1610 das 1609 in Holland erfundene Fernrohr nach und beobachtete damit u. a. die Phasen der Venus, die Mondgebirge, die vier größten Jupitermonde (Galileische Monde), den Ring des Saturn sowie die Zusammensetzung der Milchstraße aus vielen Sternen.
G. trat seit 1610 öffentlich für das heliozentr. Weltsystem des N. Kopernikus ein. 1613 entwickelte er seine Vorstellungen über das Verhältnis der Bibel zur Naturerkenntnis und v. a. zum heliozentr. System, die eine Neuinterpretation der Hl. Schrift erforderten. Dies führte zu einer ersten Auseinandersetzung mit der röm. Kirche, die 1616 mit dem Verbot dieser Lehre durch den Papst antwortete. Seine Schrift »Dialogo« (1632) führte zum Prozess gegen G.; am 22. 6. 1633 musste er »seinem Irrtum« abschwören und wurde zu Hausarrest in seinem Landhaus in Arcetri verurteilt. In der Haft verfasste er trotz seiner Erblindung die »Discorsi e dimostrazioni matematiche« (Leiden 1638), in denen er physikal. Probleme wie die Fallgesetze behandelte; als einer der Ersten in Italien bediente sich G. bei seinen Schriften der Muttersprache. - 1992 wurde G. von der röm.-kath. Kirche rehabilitiert. - G.s Konflikt mit der Kirche wurde wiederholt in der Literatur behandelt, so von B. Brecht (3. Fassung 1955), M. Brod (1948) und Gertrud von Le Fort (1954).
Literatur:
Brandmüller, W.: G. u. die Kirche. Ein »Fall« u. seine Lösung. Aachen 1994.
Hemleben, J.: G. G. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten. Reinbek 58.-60. Tsd. 1994.
Fölsing, A.: G. G. - Prozeß ohne Ende. Eine Biographie. Reinbek 1996.
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