Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gabun
Gabun Fläche: 267 667 km2
Einwohner: (1995) 1,320 Mio.
Hauptstadt: Libreville
Verwaltungsgliederung: 9 Provinzen
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 17. 8.
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes
Zeitzone: MEZ
(frz. Gabon, amtlich frz. République Gabonaise; dt. Gabunische Rep.), Staat im westl. Zentralafrika, grenzt im W an den Golf von Guinea (Atlantik), im N an Äquatorialguinea und Kamerun, im O und S an die Rep. Kongo.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 28. 3. 1991 (mehrfach, zuletzt 1997, geändert) ist G. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der für sieben Jahre direkt gewählte Präs. (einmalige Wiederwahl möglich). Vollziehendes Organ ist die Reg. unter Vorsitz des Premiermin., der vom Präs. ernannt wird. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus der Nationalversammlung (120 Abg., für fünf Jahre gewählt) und dem Senat (91 Mitgl., von den Gemeinde- und Regionalräten auf sechs Jahre gewählt). Einflussreiche Parteien: Parti Démocratique Gabonais (PDG), Parti Gabonais du Progrès (PGP), Rassemblement National du Bûcherons (RNB).
Landesnatur: Der etwa 200 km breite Küstenstreifen ist mit Mangrovenwald und Savannenvegetation bedeckt und hat im S eine wenig gegliederte Nehrungsküste, während im N das weit ins Meer vorspringende Kap Lopez (Port-Gentil) und das 80 km lange und bis 16 km breite Ästuar des Gabun (Libreville) gute Hafenmöglichkeiten schaffen. Das Innere wird von einem bis über 1 000 m hohen Bergland mit trop. Regenwald (heute weitgehend zerstört), Berg- und Galeriewald eingenommen, Einzugsgebiet zahlr. Flüsse, darunter der 1 200 km lange Ogowe mit seinen Nebenflüssen. Das Klima ist tropisch mit zwei Regenzeiten (Niederschläge zw. 1 600-3 000 mm); die lange Trockenzeit dauert von Mitte Mai bis Mitte September.
Bevölkerung: Es gibt etwa 40 ethn. Gruppen, vorwiegend Bantu (Fang etwa 30 %, Eschira 25 % u. a.); ferner Pygmäen (1 %) und Franzosen. - Allg. Schulpflicht vom 6. bis 16. Lebensjahr; Einschulungsquote fast 100 %, Analphabeten 38 % der Bev. über 16 Jahre; Univ. in Libreville (gegr. 1970). - Etwa 87 % der Bev. sind Christen, etwa 8 % sind Anhänger traditioneller afrikan. Religionen, rd. 4 % Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: G. ist reich an Bodenschätzen. Größte Bedeutung hat die Förderung von Erdöl (an der Küste und auf dem Schelf um Port-Gentil), sie erbringt meist über 40 % der Staatseinnahmen und 80 % der Exporterlöse; dazu kommt die Erdgasförderung sowie der Abbau von Mangan- (Moanda), Uran- (Mounana), Eisenerzen (Belinga und Mekambo), Gold u. a. Die einst wichtige Holzgewinnung (bes. von Okumé) ist stark rückläufig. Die verarbeitende Ind. ist noch wenig entwickelt, v. a. Erdölraffinerie, Nahrungs- und Genussmittelind., Holzverarbeitung, Baustoffind. Die Landwirtschaft dient v. a. der Eigenversorgung (bes. Zuckerrohr, Maniok, Jamswurzel, Kochbananen, Mais, Reis), dennoch muss über die Hälfte der Nahrungsgüter importiert werden; Anbau von Kakao, Kaffee und Erdnüssen sowie Ölpalmen bes. für den Export. - Verkehr: Das Straßennetz ist über 7 500 km lang, nur z. T. asphaltiert. Die 697 km lange Transgabunbahn dient v. a. dem Erz- und Holztransport. Bedeutung hat die Binnenschifffahrt auf dem Ogowe (350 km). Hochseehäfen sind Libreville-Owendo und Port-Gentil. Internat. Flughäfen: Libreville, Port-Gentil und Franceville. Nat. Luftfahrtges.: »Air Gabon«.
Geschichte: Die Küste G.s wurde 1472 von den Portugiesen entdeckt, jedoch kam es in der Folgezeit zu keiner festen Ansiedlung von Europäern. Seit 1839 war G. in frz. Besitz. 1849 gründete die frz. Kolonialmacht Libreville als Siedlung für freigelassene Sklaven. 1910-59 war G. ein Territorium von Französisch-Äquatorialafrika. Im Rahmen der Frz. Gemeinschaft besaß es 1959-60 innere Autonomie. 1960 erhielt G. die Unabhängigkeit, unterhielt jedoch weiterhin enge Beziehungen zu Frankreich. Staatspräs. O. Bongo, seit 1967 im Amt, gründete 1968 auf der Basis des PDG ein Einparteiensystem und ließ sich in den folgenden Jahrzehnten mehrfach im Amt bestätigen. Nach der offiziellen Einführung eines Mehrparteiensystems durch die Verf. von 1991 wurde Bongo 1993 bei den ersten Präsidentschaftswahlen mit Gegenkandidaten wieder gewählt. Anhaltende Konflikte des Präs. mit der Opposition, die die Wiederwahl Bongos anzweifelten und den Oppositionskandidaten Paul Mba Abessole zum Wahlsieger erklärten, führten 1994 zum Pariser Abkommen, das eine Reg.beteiligung der in Opposition stehenden Kräfte und Neuwahlen vorsah. Bei den Parlamentswahlen 1996 konnte der regierende PDG die Mehrheit der Mandate erringen, bei den Präsidentschaftswahlen 1998 wurde Bongo im Amt bestätigt.
Literatur:
Aicardi de Saint-Paul, M.: Gabon. The development of a nation. A. d. Frz. London 1987.
Gardinier, D. E.: Gabon. Oxford 1992.
Barnes, J. F.: Gabon. Beyond the colonial legacy. Boulder, Colo. 1993.
Edzodzomo-Ela, M.: De la démocratie au Gabon. Paris 1993.
Richard, A. u. Léonard, G.: Le Gabon. Géographie active. Libreville 1993.
Gardinier, D. E.: Historical dictionary of Gabon. Metuchen, N. J. 21994.
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