Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
französische Kolonien.
französische Kolonien.Das frz. Kolonialreich entstand im Wesentlichen durch zwei Expansionswellen im 17. und im 19. Jh. Ende des 17. Jh. erstreckte sich das frz. Einflussgebiet in Amerika auf einen Teil der Antillen (u. a. Guadeloupe, Martinique, den westl. Teil von Haiti), auf Guayana, das Mississippibecken (Louisiana), Neufundland und Teile Kanadas (Akadien), in Afrika auf die Küste Senegals und die Insel Réunion. Durch die Niederlagen im Span. Erbfolgekrieg und im Siebenjährigen Krieg verlor Frankreich alle Besitzungen auf dem amerikan. Festland. Die Expansion begann erneut 1830 mit der Eroberung von Algier. Bis zu den 1860er-Jahren erweiterten die Franzosen ihre Einflusssphäre in West- und Mittelafrika sowie in Ozeanien (u. a. Tahiti, Neukaledonien). Mit der Eroberung von Cochinchina 1858-62 und dem Protektorat über Kambodscha begann die frz. Herrschaft über Indochina. Nach 1870 wurden diese verstreuten Besitzungen durch Neuerwerbungen bes. in Afrika (Tunesien, Marokko, Kongogebiet, Sudan, Madagaskar) zu einem riesigen Kolonialreich ausgeweitet. 1919 erhielt Frankreich auch die Herrschaft über die ehem. dt. Kolonien Togo und Kamerun, aus dem sich auflösenden Osman. Reich das Völkerbundsmandat über Syrien und den Libanon. Das frz. Kolonialreich hatte damit seine größte Ausdehnung.
Obwohl nach dem Vorbild des Commonwealth 1946 die Französische Union gegr. wurde (seit 1958 Französische Gemeinschaft), die die Kolonialherrschaft lockern sollte, begann mit der frz. Niederlage im Indochinakrieg (1946-54) der Zerfall des frz. Kolonialreichs; viele f. K. wurden in den Jahren 1956-60 selbstständig. Der Algerienkrieg (1954-62) erschütterte auch das Mutterland schwer, er endete mit der Unabhängigkeit Algeriens. Die noch verbliebenen Gebiete gelten heute entweder als Teil des Mutterlandes (Überseedépartements) oder - mit beschränkter Selbstverwaltung - als Überseeterritorien (Frankreich).
▣ Literatur:
Fuchs, G.u. Henseke, H.: Das frz. Kolonialreich. Berlin 1988.
französische Kolonien.Das frz. Kolonialreich entstand im Wesentlichen durch zwei Expansionswellen im 17. und im 19. Jh. Ende des 17. Jh. erstreckte sich das frz. Einflussgebiet in Amerika auf einen Teil der Antillen (u. a. Guadeloupe, Martinique, den westl. Teil von Haiti), auf Guayana, das Mississippibecken (Louisiana), Neufundland und Teile Kanadas (Akadien), in Afrika auf die Küste Senegals und die Insel Réunion. Durch die Niederlagen im Span. Erbfolgekrieg und im Siebenjährigen Krieg verlor Frankreich alle Besitzungen auf dem amerikan. Festland. Die Expansion begann erneut 1830 mit der Eroberung von Algier. Bis zu den 1860er-Jahren erweiterten die Franzosen ihre Einflusssphäre in West- und Mittelafrika sowie in Ozeanien (u. a. Tahiti, Neukaledonien). Mit der Eroberung von Cochinchina 1858-62 und dem Protektorat über Kambodscha begann die frz. Herrschaft über Indochina. Nach 1870 wurden diese verstreuten Besitzungen durch Neuerwerbungen bes. in Afrika (Tunesien, Marokko, Kongogebiet, Sudan, Madagaskar) zu einem riesigen Kolonialreich ausgeweitet. 1919 erhielt Frankreich auch die Herrschaft über die ehem. dt. Kolonien Togo und Kamerun, aus dem sich auflösenden Osman. Reich das Völkerbundsmandat über Syrien und den Libanon. Das frz. Kolonialreich hatte damit seine größte Ausdehnung.
Obwohl nach dem Vorbild des Commonwealth 1946 die Französische Union gegr. wurde (seit 1958 Französische Gemeinschaft), die die Kolonialherrschaft lockern sollte, begann mit der frz. Niederlage im Indochinakrieg (1946-54) der Zerfall des frz. Kolonialreichs; viele f. K. wurden in den Jahren 1956-60 selbstständig. Der Algerienkrieg (1954-62) erschütterte auch das Mutterland schwer, er endete mit der Unabhängigkeit Algeriens. Die noch verbliebenen Gebiete gelten heute entweder als Teil des Mutterlandes (Überseedépartements) oder - mit beschränkter Selbstverwaltung - als Überseeterritorien (Frankreich).
▣ Literatur:
Fuchs, G.u. Henseke, H.: Das frz. Kolonialreich. Berlin 1988.