Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
finnische Kunst.
fịnnische Kunst.Die mittelalterl. Kunst Finnlands stand in engem Zusammenhang mit der des europ. Nordens. Die Kirchen sind meist schlichte Feldsteinbauten mit steilem Satteldach und abseits stehendem Glockenturm, nur am Westgiebel zuweilen Schmuck. Das Innere, meist dreischiffig und gewölbt, wurde im späteren MA. durch reiche Wandmalerei mit Volkskunstcharakter ausgestattet. Der bedeutendste Kirchenbau ist die Domkirche (Anfang des 13. Jh. begonnen) in Turku. Auch Künstler aus dem Einflussgebiet der Hanse arbeiteten für Finnland, v. a. Meister Francke (Barbara-Altar; Helsinki, Museum). Von großartiger Strenge sind die finn. Burgbauten des MA., z. B. in Turku, Häme, Viipuri (heute Wyborg). Zur Zeit Gustavs I. Wasa wurden zahlreiche Burgen erneuert und erweitert. Mittelpunkt kulturellen Lebens wurde der Renaissancehof des späteren Königs Johann III. am Turkuer Schloss. In den Wirren nach der Reformation entstanden im 16. Jh. nur wenige und bescheidene Kirchen, meist aus Holz. Im 17. Jh. wurden v. a. Gutshöfe und prot. Predigtkirchen gebaut; neben die Langkirche aus Holz trat die Kreuzkirche mit vier gleich langen Armen und einer Kuppel in der Mitte. Bed. Leistungen der Bildhauerkunst sind die Ornamente der Grabdenkmäler. In der 2. Hälfte des 18. Jh. begann man mit dem Ausbau der Städte, ab 1778 wurde die Hafenfestung Suomenlinna (Helsinki) errichtet. Die Malerei, bes. die Kirchenmalerei mit M. Toppelius sowie das Porträt, erhielt einen Aufschwung. Der Ausbau Helsinkis erfolgte 1816 ff. nach klassizist. Plänen des aus Berlin stammenden Baumeisters C. L. Engel. Die Malerei blieb im 19. Jh. zunächst an Schweden orientiert, Mitte des Jh. wurden Düsseldorf und schließlich Paris für die finn. Landschaftsmalerei wichtig, wo A. Edelfelt (* 1854, ✝ 1905) und A. Gallén-Kallelas, der bekannteste Maler des finn. Jugendstil und Symbolismus, studierten.Die Baukunst fand von der »Nationalromantik« der Zeit um 1900 (Nationalmuseum in Helsinki) bald zu klaren und ruhigen Formen. Wegweisend waren die Bauten von E. Saarinen (Bahnhof in Helsinki, 1904 ff.). Weltruhm erlangte die finn. Architektur u. a. durch A. Aalto und das Ehepaar Kiaja und Heikki Sirén. Als Nestor der finn. Bildhauerei des 20. Jh. gilt V. Aaltonen. Den Anschluss an die internat. Moderne fanden die Bildhauer Aimo Tukiainen (* 1917), Eila Hiltunen (* 1922) und Kain Tapar (* 1930). Bereits seit den 50er-Jahren übernahm Finnland eine führende Rolle auf dem Gebiet des Industriedesigns. Die Malerei öffnete sich in den 60er-Jahren abstrakten Richtungen (u. a. Ahti Lavonen, * 1928; Kimmo Kaivanto, * 1932). International beachtete Lösungen auf dem Gebiet der Architektur fanden Risto Parkkinen (* 1938) mit dem Opernhaus in Helsinki (1986 ff.), Sakari Aartelo (* 1941) und Esa Piironen (* 1943) mit der Musik- und Kongresshalle in Tampere (1987-89) sowie Reima Pietilä (* 1923, ✝ 1993) und seine Frau Raili Paatelainen (* 1926), die in ihren Bauten und Entwürfen organ. Formen zugrunde legen und regionale Traditionen einbeziehen. Elemente des Dekonstruktivismus zeigen die Bauten von Jyrki Tasa (* 1944), z. B. die Bibliothek (1989) in Kuhmo (Prov. Oulu).
▣ Literatur:
H. Liliusu. R. Zeitler: Reclams Kunstführer Finnland. Kunstdenkmäler u. Museen. A. d. Schwed. Stuttgart 1985.
⃟ Knaurs Kulturführer in Farbe. Finnland, hg. v. O. M. Schneider u. M. Mehling. München 1988.
⃟ Poole, S.: Die neue finn. Architektur. A. d. Amerikan. Stuttgart u. a. 1992.
fịnnische Kunst.Die mittelalterl. Kunst Finnlands stand in engem Zusammenhang mit der des europ. Nordens. Die Kirchen sind meist schlichte Feldsteinbauten mit steilem Satteldach und abseits stehendem Glockenturm, nur am Westgiebel zuweilen Schmuck. Das Innere, meist dreischiffig und gewölbt, wurde im späteren MA. durch reiche Wandmalerei mit Volkskunstcharakter ausgestattet. Der bedeutendste Kirchenbau ist die Domkirche (Anfang des 13. Jh. begonnen) in Turku. Auch Künstler aus dem Einflussgebiet der Hanse arbeiteten für Finnland, v. a. Meister Francke (Barbara-Altar; Helsinki, Museum). Von großartiger Strenge sind die finn. Burgbauten des MA., z. B. in Turku, Häme, Viipuri (heute Wyborg). Zur Zeit Gustavs I. Wasa wurden zahlreiche Burgen erneuert und erweitert. Mittelpunkt kulturellen Lebens wurde der Renaissancehof des späteren Königs Johann III. am Turkuer Schloss. In den Wirren nach der Reformation entstanden im 16. Jh. nur wenige und bescheidene Kirchen, meist aus Holz. Im 17. Jh. wurden v. a. Gutshöfe und prot. Predigtkirchen gebaut; neben die Langkirche aus Holz trat die Kreuzkirche mit vier gleich langen Armen und einer Kuppel in der Mitte. Bed. Leistungen der Bildhauerkunst sind die Ornamente der Grabdenkmäler. In der 2. Hälfte des 18. Jh. begann man mit dem Ausbau der Städte, ab 1778 wurde die Hafenfestung Suomenlinna (Helsinki) errichtet. Die Malerei, bes. die Kirchenmalerei mit M. Toppelius sowie das Porträt, erhielt einen Aufschwung. Der Ausbau Helsinkis erfolgte 1816 ff. nach klassizist. Plänen des aus Berlin stammenden Baumeisters C. L. Engel. Die Malerei blieb im 19. Jh. zunächst an Schweden orientiert, Mitte des Jh. wurden Düsseldorf und schließlich Paris für die finn. Landschaftsmalerei wichtig, wo A. Edelfelt (* 1854, ✝ 1905) und A. Gallén-Kallelas, der bekannteste Maler des finn. Jugendstil und Symbolismus, studierten.Die Baukunst fand von der »Nationalromantik« der Zeit um 1900 (Nationalmuseum in Helsinki) bald zu klaren und ruhigen Formen. Wegweisend waren die Bauten von E. Saarinen (Bahnhof in Helsinki, 1904 ff.). Weltruhm erlangte die finn. Architektur u. a. durch A. Aalto und das Ehepaar Kiaja und Heikki Sirén. Als Nestor der finn. Bildhauerei des 20. Jh. gilt V. Aaltonen. Den Anschluss an die internat. Moderne fanden die Bildhauer Aimo Tukiainen (* 1917), Eila Hiltunen (* 1922) und Kain Tapar (* 1930). Bereits seit den 50er-Jahren übernahm Finnland eine führende Rolle auf dem Gebiet des Industriedesigns. Die Malerei öffnete sich in den 60er-Jahren abstrakten Richtungen (u. a. Ahti Lavonen, * 1928; Kimmo Kaivanto, * 1932). International beachtete Lösungen auf dem Gebiet der Architektur fanden Risto Parkkinen (* 1938) mit dem Opernhaus in Helsinki (1986 ff.), Sakari Aartelo (* 1941) und Esa Piironen (* 1943) mit der Musik- und Kongresshalle in Tampere (1987-89) sowie Reima Pietilä (* 1923, ✝ 1993) und seine Frau Raili Paatelainen (* 1926), die in ihren Bauten und Entwürfen organ. Formen zugrunde legen und regionale Traditionen einbeziehen. Elemente des Dekonstruktivismus zeigen die Bauten von Jyrki Tasa (* 1944), z. B. die Bibliothek (1989) in Kuhmo (Prov. Oulu).
▣ Literatur:
H. Liliusu. R. Zeitler: Reclams Kunstführer Finnland. Kunstdenkmäler u. Museen. A. d. Schwed. Stuttgart 1985.
⃟ Knaurs Kulturführer in Farbe. Finnland, hg. v. O. M. Schneider u. M. Mehling. München 1988.
⃟ Poole, S.: Die neue finn. Architektur. A. d. Amerikan. Stuttgart u. a. 1992.