Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Funktionalismus
Funktionalịsmusder,
1) Gestaltungsprinzip der modernen Architektur und des modernen Designs: Die Erscheinungsform eines Bauwerks oder eines Gebrauchsgegenstandes wird aus seiner Funktion abgeleitet, d. h., alle Teile eines Baus oder eines Produkts werden ihrem Zweck entsprechend gestaltet. Form und Funktion sollen eine Einheit bilden. Die Theorie des F. geht auf den amerikan. Bildhauer Horatio Greenough (* 1805, ✝ 1851) zurück, der um die Mitte des 19. Jh. ein funktionalist. Programm formulierte. Mit seiner These »form follows function« reagierte der Architekt Louis Sullivan (* 1856, ✝ 1924) auf die neuen techn. Möglichkeiten seiner Zeit. Der F. bedeutete die Überwindung des Eklektizismus. Zu den wichtigsten, vom F. ausgehenden Architekten gehören H. Häring, Le Corbusier, L. Mies van der Rohe und F. L. Wright. Die Theorie des F. hat die moderne Architektur entscheidend beeinflusst (Dt. Werkbund, Gruppe Stijl, Bauhaus).
Literatur:
S. Weißler. Design in Dtl., 1933-1945. Ästhetik u. Organisation des Dt. Werkbundes im »Dritten Reich«, hg. v. Gießen 1990.
Architektur in Dtl. 1919-1939. Die Vielfalt der Moderne, hg. v. J. Zukowsky. A. d. Amerikan. München u. a. 1994.
2) Philosophie: Denkweise, die Tatbestände nicht als isolierte Gebilde, sondern in Wechselbeziehung zu anderen auffasst bzw. in Abhängigkeit von den sie konstituierenden Bestandteilen sieht. So versteht z. B. J. G. Fichte die Welt insgesamt als Funktion des Ichs, der Pragmatismus das Denken als Funktion des Handelns, die Existenzphilosophie M. Heideggers das Bewusstsein als Funktion des Besorgens und In-der-Welt-Seins.
3) Psychologie: Theorie, die die Prozesshaftigkeit psych. Vorgänge betont; v. a. werden die biolog. Voraussetzungen psych. Funktionen betrachtet.
4) Soziologie: die strukturell-funktionale Theorie.
5) Sprachwissenschaft: Prager Schule.
6) Völkerkunde: von Alfred Reginald Radcliffe-Brown (* 1881, ✝ 1955) und Bronislaw Malinowski (* 1884, ✝ 1942) um 1922 in Großbritannien entwickelte Lehrmeinung, die von der wiss. Überzeugung ausgeht, dass die menschl. Gesellschaft, ähnlich wie tier. oder pflanzl. Organismen, naturgesetzl. Abhängigkeiten unterliegt, wodurch Voraussagen über bestimmte soziale Erscheinungen oder Entwicklungen möglich sind.
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