Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fuge
I Fuge[italien., von lat. fuga »Flucht«] die, Musik: die gesetzmäßig am strengsten gebaute Form des mehrstimmigen kontrapunkt. Satzes, bei der das gleiche Thema von jeder Stimme nacheinander ausgeführt wird. Eine Stimme beginnt allein mit dem Thema als Dux (Führer, Subjekt) in der Grundtonart, der Tonika. Sobald es beendet ist, nimmt eine 2. Stimme das Thema in der Dominante als Comes (Gefährte, Antwort) auf, während die 1. Stimme einen freien Kontrapunkt (Gegensatz, Kontrasubjekt) dazu entwickelt. Dann tritt die 3. Stimme mit dem Thema wieder in der Tonika ein, die 2. Stimme nimmt den Ggs. auf, und die 1. wird frei weitergeführt. Haben sämtl. Stimmen das Thema vorgetragen, so ist die erste Durchführung (Exposition) beendet, auf die weitere folgen können. Die letzte Durchführung benutzt meist kunstvolle kontrapunkt. Mittel, z. B. Engführung, Vergrößerung, Verkleinerung, Umkehrung des Themas. Zwischen die Durchführungen sind oft freie Zwischenspiele (Episoden) eingefügt. Die Doppel-F. hat zwei Themen, das eine vielfach zugleich als Ggs., die Tripel-F. drei, die Quadrupel-F. vier Themen. - Die F. erreichte durch J. S. Bach ihre höchste Vollendung (»Das Wohltemperierte Klavier«, 1722-44; »Die Kunst der F.«, 1750).
II Fuge
[mhd. vuoge »Verbindungsstelle«], Zwischenraum zw. aneinander stoßenden Bauteilen; zum Ausgleich von Längenänderungen durch Temperaturschwankungen, Quellen, Setzen oder Schwinden des Baumaterials werden Trenn- oder Dehnungs-F. angeordnet.
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