Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Friedrich
I Friedrich,Herrscher:
Hl. Röm. Reich:
1) F. I. Barbarossa (Rotbart), Röm. König (1152), Kaiser (1155-90), als Herzog von Schwaben F. III., * Waiblingen (?) 1122, ✝ (ertrunken) im Saleph (heute Göksu, Türkei) 10. 6. 1190; Staufer, 1152 als Nachfolger seines Onkels, Konrads III., zum Röm. König gewählt; 1155 Kaiserkrönung in Rom. In Italien kam es zu Spannungen mit dem Papsttum und den nach Autonomie strebenden lombard. Städten, die er in den Italienfeldzügen von 1158 (Eroberung und Zerstörung Mailands), 1163 und 1166-68 (Eroberung ganz N-Italiens und Roms) zunächst bezwang; er musste aber schließlich nach der Niederlage bei Legnano (1176) den Frieden von Venedig 1177 mit Papst Alexander III. und den von Konstanz 1183 mit dem Lombardenbund schließen; daraufhin erkannte er die Selbstverwaltung der lombard. Städte an, die jedoch im Lehnsverband des Reichs verblieben. In Dtl. enthob F. den allzu eigenmächtig gewordenen Heinrich den Löwen nach zwei Prozessen (1178-81) seiner Lehen (Sachsen, Bayern), vermochte aber den Dualismus zw. Staufern und Welfen nicht zu überwinden; er baute durch zielstrebige Hausmachtpolitik den süddt. Stauferbesitz vom Elsass bis ins Egerland aus und stützte sich in der Reichsverwaltung bes. auf den aufstrebenden Stand der Reichsministerialen. F. ertrank beim Baden während des 1189 begonnenen (3.) Kreuzzuges. - F. galt schon den Zeitgenossen als Verkörperung ritterl. Ideale und als Erneuerer des Reichs. Erstmals 1519 wurde die urspr. mit F. 2) verbundene Kyffhäusersage (Kaisersage) auf F. übertragen. Im 19. Jh. wurde er zur volkstüml. Gestalt (z. B. Kyffhäuser-Denkmal).
Literatur:
E. Engel Kaiser F. Barbarossa. Landesausbau - Aspekte seiner Politik - Wirkung, hg. v. u. B. Töpfer. Weimar 1994.
Opll, F.: F. Barbarossa. Darmstadt 21994.
2) F. II., Röm. König (1196), Kaiser (1220-50), * Jesi 26. 12. 1194, ✝ Castel Fiorentino (bei San Severo) 13. 12. 1250, Enkel von 1), Sohn Kaiser Heinrichs VI. und der normannisch-sizil. Thronerbin Konstanze. Obgleich 1196 zum Röm. König gewählt, wurde F. beim Tode seines Vaters (1197) nicht anerkannt. Seine Mutter ließ ihn 1198 zum König von Sizilien krönen und stellte ihn unter die Vormundschaft des Papstes Innozenz III. Dieser betrieb nach dem Feldzug Kaiser Ottos IV. (Welfe) nach S-Italien die Wahl F.s zum Gegenkönig in Dtl. (1211; Krönung erstmals Mainz 1212, erneut Aachen 1215). Für diese Förderung musste F. die Erweiterung des Kirchenstaates anerkennen, auf Beeinflussung der Bischofswahlen und andere Rechte in der Kirche verzichten (Egerer Goldbulle 1213). 1220 ließ er seinen Sohn Heinrich (VII.) zum dt. König krönen, um selbst nach Italien zurückzukehren und zum Kaiser gekrönt zu werden (22. 11. 1220). Nach der Niederwerfung des Aufstands Heinrichs VII. (Mainzer Reichslandfrieden, 1235) ließ er den jüngeren Sohn Konrad (IV.) zum Röm. König wählen. 1220 und 1232 (Reichsgrundgesetze) ordnete F. das Verhältnis zw. Königtum, Städten und Fürsten und festigte damit die entstehenden fürstl. Territorien. In Sizilien dagegen schuf er einen straff zentralisierten, finanzkräftigen Beamtenstaat ohne feudale Zwischengewalten (Konstitution von Melfi, 1231). Als F. auch die Lombardei unterwerfen wollte und den 1220 gelobten Kreuzzug mehrfach verschob, belegte ihn Papst Gregor IX. mit dem Kirchenbann (1231 wieder gelöst). 1228 zog F. nach Jerusalem, zu dessen König er sich 1229 krönte (5. Kreuzzug). Als F. nach seinem Sieg über den Lombardenbund bei Cortenuova 1237 die Unterwerfung Mailands und der Lombardei forderte, verhängte Gregor IX. über ihn 1239 erneut den Bann. F. brachte weite Teile Italiens unter seine Herrschaft. Innozenz IV. erklärte 1245 (Konzil von Lyon) den Kaiser für abgesetzt und ließ in Dtl. Gegenkönige wählen (Heinrich Raspe, Wilhelm von Holland); F. konnte sich jedoch behaupten. - Der letzte bed. Staufer galt schon den Zeitgenossen als »stupor mundi« (»der die Welt in Erstaunen versetzt«). Er beschäftigte sich mit Philosophie, Naturwiss. und Lyrik. Sein Buch über die Falkenjagd (um 1246) gilt als frühes Meisterwerk beobachtender Naturwiss.; an seinem Hof in Palermo entwickelte sich die sizilian. Dichterschule (italienische Literatur).
Literatur:
Abulafia, D.: F. II. von Hohenstaufen. Herrscher zwischen den Kulturen. A. d. Engl. Neuausg. München 1994.
Kantorowicz, E. H.: Kaiser F. der Zweite, 2 Bde. Neuausg. Stuttgart 4-71994.
Rösch, E. S. u. Rösch, G.: Kaiser F. II. u. sein Königreich Sizilien. Sigmaringen 1995.
3) F. der Schöne, als F. III. Herzog von Österreich (1308), König (1314-30), * 1289, ✝ Burg Gutenstein (NÖ) 13. 1. 1330; Sohn König Albrechts I., 1314 zum Gegenkönig Ludwigs (IV.) des Bayern gewählt, 1322 bei Mühldorf am Inn besiegt und gefangen genommen. Im Vertrag von München (1325) erkannte Ludwig ihn als Mitkönig an.
4) F. III., Röm. König (1440), Kaiser (1452-93), * Innsbruck 21. 9. 1415, ✝ Linz 19. 8. 1493; Sohn Herzogs Ernst des Eisernen von Österreich, letzter in Rom gekrönter Kaiser (1452); war politisch entschlusslos, sodass er Böhmen an Georg von Podiebrad, Ungarn und 1485-90 sogar Wien an Matthias Corvinus verlor. F. war ein Gegner der Reichsreform und blieb seit 1445 allen Reichstagen fern, behauptete sich jedoch gegen die Versuche, ihn abzusetzen oder einen Gegenkönig zu wählen. Mit der Verheiratung seines Sohnes Maximilian (I.) 1477 mit der Tochter Karls des Kühnen, Maria, gewann er Burgund für das Haus Habsburg.
Dt. Reich:
5) F., Kaiser und als F. III. König von Preußen (1888), als Kronprinz F. Wilhelm, * Potsdam 18. 10. 1831, ✝ ebd. 15. 6. 1888; Sohn Wilhelms I.,
1858 mit der brit. Prinzessin Viktoria, die ihn stark beeinflusste. Seiner liberalen Einstellung gemäß lehnte er die Innenpolitik Bismarcks ab. F. starb nach nur 99 Tagen Regierung an Kehlkopfkrebs.
Baden:
6) F. I., Großherzog (1856-1907), * Karlsruhe 9. 9. 1826, ✝ Insel Mainau 28. 9. 1907; 1852 Prinzregent, vertrat eine ausgesprochen liberale Politik. Im Dt. Krieg 1866 auf österr. Seite, schloss er sofort nach der Niederlage ein Bündnis mit Preußen und setzte sich für die Reichsgründung 1870/71 ein.
Brandenburg:
7) F. I., Kurfürst (1417-25), als F. VI. (seit 1397) Burggraf von Nürnberg, * 1371, ✝ Cadolzburg (Kr. Fürth) 20. 9. 1440; unterstützte die Bewerbung Sigismunds um die Röm. Königskrone und erhielt dafür 1411 die Regentschaft in der Mark Brandenburg (offiziell 1415, Belehnung mit der Kur und dem Erzkämmereramt 1417), wurde damit Stammvater der brandenburg. Hohenzollern; er übergab 1426 die Regentschaft seinem Sohn Friedrich (II).
8) F. Wilhelm,der Große Kurfürst, Kurfürst (1640-88), * Berlin 16. 2. 1620, ✝ Potsdam 9. 5. 1688; suchte Brandenburg zu einem kalvinist. Modellstaat zu machen. Kulturelles und polit. Vorbild war ihm dabei Frankreich. Im Westfäl. Frieden von 1648 erzielte F. Wilhelm in geschickter Schaukelpolitik große Gewinne (Cammin, Minden, Halberstadt, Magdeburg). 1660 erlangte er die Souveränität seines Herzogtums Preußen und erwarb auch kolonialen Besitz (Groß-Friedrichsburg). Trotz seines Sieges bei Fehrbellin (28. 6. 1675) über die Schweden gelang es ihm nicht, Stettin und Vorpommern (seit 1648 zu Schweden) zu erwerben. 1686 vollzog F. Wilhelm die Wendung vom frz. zum habsburg. Bündnis, das die brandenburgisch-preuß. Außenpolitik bis 1740 bestimmte. Durch das Edikt von Potsdam (1685) nahm er die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten in Brandenburg auf. Das seit 1643/44 aufgebaute Heer, finanziert durch Subsidien und Steuern, war das Instrument seiner Außenpolitik wie seines Absolutismus. In seinen 1618-48 völlig verwüsteten Ländern baute er eine einheitl. Kriegs-, Steuer- und Domänenverw. auf; seine Politik legte den Grundstein für den Aufstieg Brandenburg-Preußens.
Literatur:
Neumann, H.-J.: F. Wilhelm der Große Kurfürst. Der Sieger von Fehrbellin. Berlin 1995.
9) F. III., als F. I. König in Preußen, Friedrich 23).
Dänemark:
10) F. I., König von Dänemark (1523-33) und Norwegen (1524-33), Herzog von Schleswig und Holstein, * 7. 10. 1471, ✝ Gottorf 10. 4. 1533; jüngster Sohn Christians I., wurde 1523 nach der Absetzung seines Neffen Christian II. zum König gewählt; führte die luther. Reformation in Dänemark ein; trat 1532 dem Schmalkald. Bund bei.
11) F. II., König von Dänemark und Norwegen (1559-88), Herzog von Schleswig und Holstein, * Haderslevhus (bei Hadersleben) 1. 7. 1534, ✝ Antvorskov (bei Slagelse) 4. 4. 1588; Sohn Christians III., eroberte 1559 Dithmarschen; konnte im Dreikronenkrieg (1563-70) gegen Schweden die Vorherrschaft im Ostseeraum nicht erlangen; verbesserte die Staatsfinanzen durch Neuordnung des Sundzolls.
12) F. III., König von Dänemark und Norwegen (1648-70), Herzog von Schleswig und Holstein, * Haderslevhus (bei Hadersleben) 18. 3. 1609, ✝ Kopenhagen 9. 2. 1670; Sohn Christians IV., erklärte 1657 Schweden den Krieg, musste aber, nachdem der schwed. König Karl X. Gustav fast ganz Dänemark erobert hatte, 1658 den für sein Land sehr ungünstigen Frieden zu Roskilde schließen. Der Friede zu Kopenhagen (1660) brachte geringfügige Gebietskorrekturen zugunsten Dänemarks. F. führte die Erbmonarchie ein und konnte die absolute Königsgewalt durchsetzen.
13) F. IV., König von Dänemark und Norwegen (1699-1730), Herzog von Schleswig und Holstein, * Kopenhagen 11. 10. 1671, ✝ Odense 12. 10. 1730, Enkel von 12); begann 1700 mit Polen und Russland den 2. Nord. Krieg gegen Karl XII. von Schweden und musste am 8. 8. 1700 den Frieden von Traventhal schließen. Nach der Niederlage Karls XII. bei Poltawa (1709) eröffnete F. den Kampf von neuem und erreichte, dass Schweden im Frieden von Frederiksborg 1720 den gottorp. Teil Schleswigs an Dänemark abtrat. F. hob 1702 die Leibeigenschaft in Dänemark auf.
14) F. VI., König von Dänemark (1808-39) und Norwegen (1808-14), * Kopenhagen 28. 1. 1768, ✝ ebd. 3. 12. 1839; übernahm 1874 die Regentschaft (leitender Min. bis 1797 Graf A. P. Bernstorff); setzte soziale Reformen (Aufhebung des Heimatzwangs der dän. Bauern 1788 und der Leibeigenschaft in Schleswig und Holstein 1804) durch. Das nach zweimaligem Angriff der brit. Flotte auf Kopenhagen mit Napoleon I. geschlossene Bündnis führte zum Verlust Norwegens und Helgolands (Frieden von Kiel, 1814); dafür fiel das Herzogtum Lauenburg an die dän. Krone (1815).
15) F. IX., König (1947-72), * Schloss Sorgenfri (bei Lyngby) 11. 3. 1899, ✝ Kopenhagen 14. 1. 1972; folgte seinem Vater Christian X. am 20. 4. 1947 auf den Thron. Mit ihm starb das Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg im Mannesstamm aus.
Hessen-Homburg:
16) F. II., Landgraf (1680 bis 1708), bekannt als Prinz von Homburg, * Homburg (heute Bad Homburg v. d. Höhe) 30. 3. 1633, ✝ ebd. 24. 1. 1708; diente seit 1654 im schwed. Heer, trat nach seiner Heirat (1670) mit einer Nichte des Großen Kurfürsten (Friedrich 8) als General der Kavallerie in das brandenburg. Heer ein und hatte am Sieg bei Fehrbellin (1675) wesentl. Anteil. Nach seinem Abschied vom Militär (1678) widmete er sich mit großem Erfolg der Entwicklung seines Landes und siedelte u. a. Hugenotten und Waldenser an. - H. von Kleists Schauspiel »Prinz Friedrich von Homburg« (gedr. 1821) hat mit der histor. Persönlichkeit wenig mehr als den Namen und die Zeitumstände gemein.
Hessen-Kassel:
17) F. I., Landgraf, König von Schweden, Friedrich 40).
18) F. II., Landgraf (1760-85), * Kassel 14. 8. 1720, ✝ Schloss Weißenstein (heute Wilhelmshöhe, zu Kassel) 31. 10. 1785; förderte die Wirtschaft und entfaltete eine reiche Bautätigkeit in Kassel, die er zum größten Teil aus Subsidienverträgen mit Großbritannien finanzierte (1776-84 Entsendung von etwa 12 000 hess. Soldaten nach Nordamerika).
19) F. Wilhelm I., Kurfürst (1847-66), * Schloss Philippsruhe (heute zu Hanau) 20. 8. 1802, ✝ Prag 6. 1. 1875; 1831-47 Mitregent seines Vaters Wilhelm II., aber faktisch Alleinherrscher, musste die Aufhebung der Verf. (1851) und die Beschneidung der Rechte des Landtages 1862 rückgängig machen. Im Dt. Krieg 1866 stand er auf österr. Seite, was zur Annexion seines Landes durch Preußen und zum Thronverlust führte.
Niederlande:
20) F. Heinrich, Prinz von Oranien, Statthalter der Rep. der Vereinigten Niederlande (1625-47), * Delft 29. 1. 1584, ✝ Den Haag 14. 3. 1647, jüngster Sohn Wilhelms I. von Oranien; bed. Heerführer, eroberte im Kampf gegen Spanien zahlr. Festungen (u. a. Herzogenbusch 1629, Maastricht 1632, Breda 1637) und schuf damit die Verteidigungslinie der Rep., die im Westfäl. Frieden behauptet werden konnte; er verschaffte dem Haus Oranien europ. Geltung.
Österreich:
21) F. II.,der Streitbare, Herzog von Österreich und Steiermark (1230-46), Herr in Krain (seit 1232), * um 1210, ✝ 15. 6. 1246; verfolgte eine gegen Kaiser Friedrich II. gerichtete Politik, um seine Länder aus dem Hl. Röm. Reich zu lösen. 1236 ächtete ihn der Kaiser. Die Aussicht auf ein Erbkönigreich Österreich brachte wieder eine Annäherung (1239), doch zerschlug sich der Plan. F. starb nach einer Schlacht gegen Béla IV. von Ungarn; mit ihm erloschen die Babenberger.
Pfalz:
22) F. V., Kurfürst (1610-23), als F. I. König von Böhmen (sog. »Winterkönig« 1619/20), * Amberg 26. 8. 1596, ✝ Mainz 29. 11. 1632; Schwiegersohn Jakobs I. von England und Schottland. Als Haupt der prot. Union wurde er 1619 von den böhm. Ständen zum Nachfolger des abgesetzten Ferdinand II. gewählt. Nach der Niederlage am Weißen Berg bei Prag (1620) floh er in die Niederlande. (Dreißigjähriger Krieg)
Preußen:
23) F. I., König in Preußen (1701-13), als F. III. Kurfürst von Brandenburg (seit 1688), * Königsberg (Pr) 11. 7. 1657, ✝ Berlin 25. 2. 1713, Sohn von 8); von E. von Danckelman erzogen (dieser wurde später sein leitender Min.); lehnte sich außenpolitisch an Kaiser Leopold I. an, den er bes. im Span. Erbfolgekrieg unterstützte. Der Kaiser erkannte dafür F.s Selbstkrönung (Königsberg 18. 1. 1701) zum König in Preußen (d. h. für das nicht zum Hl. Röm. Reich gehörende Herzogtum Preußen) an; F. berief A. Schlüter nach Berlin, der den Hauptbau des Schlosses schuf. Seine zweite Frau Sophie Charlotte von Hannover sowie Danckelman förderten Kunst und Wiss. (1694 Gründung der Univ. Halle, 1696 der Akademie der Künste, 1700 der Gesellschaft der Wissenschaften).
24) F. Wilhelm I., König in Preußen (1713-40), * Cölln (heute zu Berlin) 14. 8. 1688, ✝ Potsdam 31. 5. 1740, Sohn von 23), Vater von 25); führte einen bürgerlich-einfachen Hof. Seine Hingabe an Arbeit und Pflichterfüllung wurde bes. durch den v. a. von A. H. Francke vertretenen Pietismus geprägt. Aus der Einsicht der territorialen Zersplitterung Preußens leitete er die Notwendigkeit einer starken Armee ab (auch »Soldatenkönig« gen.). Er schuf einen Einheitsstaat mit einer zentralen obersten Verw.behörde, dem Generaldirektorium (1723), beseitigte die Reste ständ. Vorrechte und vollendete damit die absolute Monarchie. Die Wirtschaft lenkte er im Sinn des Merkantilismus und förderte die innere Kolonisation (Ansiedlung von Salzburger Emigranten). Im Utrechter Frieden (1713) erwarb er Obergeldern, im Frieden von Stockholm (1720) Stettin und das östl. Vorpommern. F. W. schuf die Voraussetzungen für den Aufstieg Preußens zur europ. Großmacht.
Literatur:
Venohr, W.: Der Soldatenkönig. Revolutionär auf dem Thron. Frankfurt am Main u. a. 1988.
25) F. II.,der Große, König (1740-86), * Berlin 24. 1. 1712, ✝ Potsdam 17. 8. 1786, Sohn von 24); intellektuell und musisch begabt, geriet er in Ggs. zu seinem Vater, der ihn militärisch streng erziehen ließ und dem er sich nach einem Fluchtversuch nach England (1730), der Hinrichtung seines an den Fluchtplänen beteiligten Freundes H. Katte und seiner Festungshaft in Küstrin unterwarf. Nach sorglosen Jahren in Rheinsberg (1736-40; dort Entstehung des Antimachiavell) bot er nach seinem Reg.antritt der frz. Aufklärung in der Berliner Akademie eine Stätte zur Ausbreitung selbst ihrer krit. Ideen (Voltaire, P.-L. M. de Maupertuis, J. O. de Lamettrie). Das seinen Vernunft- und Humanitätsideen widerstreitende Machtinteresse führte ihn zur vertragswidrigen Annexion Schlesiens während der Schlesischen Kriege 1740-42 und 1744/45. In der Überzeugung, dass der Dualismus mit Österreich ohnehin im offenen Konflikt enden würde, begann F. 1756 den Siebenjährigen Krieg (Einmarsch in Kursachsen), in dem er sich v. a. durch die Führung seiner auf mehr als 180 000 Mann gebrachten Armee auszeichnete. Nach dem Frieden von Hubertusburg (1763) war Preußen europ. Großmacht. Territorial erwarb F. 1744 durch Erbfall Ostfriesland und 1772 Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) und das Netzegebiet durch die 1. Poln. Teilung.
F. festigte die ständ. Ordnung, indem er jedem Stand bestimmte Aufgaben zuwies. Der Adel stellte die Offiziere und höheren Beamten. Den Bürgern blieben Handel und Gewerbe überlassen. Die Reg. wurde von ihm persönlich und absolut mithilfe seiner Kabinettsräte geführt. Dabei baute er das Werk seines Vaters in zunehmender Zentralisierung durch Fachdepartements bürokratisch aus. Vor allem nach 1763 suchte er rigoros durch Monopole, straffe Steuerpolitik, scharfen Merkantilismus die Volkswirtschaft und die Staatseinnahmen zu heben, förderte die Landwirtschaft u. a. durch Separationen und Kreditkassen und siedelte mehr als 57 000 Familien an. Erfolge erzielten die Entwicklung der 1772 erworbenen poln. Gebiete, seine Meliorationen und Kanalbauten. Seine bildungspolit. Maßnahmen (Landschulreglement 1763) verbesserten Lehrerbildung und Volksschulwesen. Er selbst blieb zeitlebens allein der frz. Kultur verbunden, die dt. Literatur war ihm fremd. Groß war seine Liebe zur Musik (J. S. und C. P. E. Bach, J. G. und K. H. Graun), die er als bewunderter Flötenspieler und Komponist selbst ausübte (Lehrer J. J. Quantz), und zur bildenden Kunst (G. W. von Knobelsdorff). Obwohl bis zuletzt unter der Spannung zw. humanitärem Idealismus und Staatsräson stehend, wurde der oft schroffe, gleichwohl volkstüml. »Fridericus Rex« oder »Alte Fritz« doch zunehmend von einem oft zyn. polit. Realismus und Skeptizismus beherrscht
Literatur:
Duffy, C.: F. der Große. Ein Soldatenleben. A. d. Engl. Neuausg. Augsburg 1994.
Schieder, T.: F. der Große. Ein Königtum der Widersprüche. Neudruck Berlin 1996.
26) F. Wilhelm II., König (1786-97), * Berlin 25. 9. 1744, ✝ Potsdam 16. 11. 1797, Neffe von 25), Sohn von Prinz August Wilhelm (August 2); näherte sich Österreich an (Konvention von Reichenbach 1790), doch brachten die Gebietserweiterungen der 2. und 3. Poln. Teilung neue österr.-preuß. Gegensätze, sodass er sich im Basler Frieden (1795) aus der Koalition zurückzog. Innenpolitisch lockerte er den Zentralismus und bereitete der friderizianisch-rationalist. Aufklärung durch das Religions- und das Zensuredikt (1788) ein Ende. Er förderte Kunst und Wiss.; seine Günstlings- und Mätressenwirtschaft verschuldete Preußen enorm.
27) F. Wilhelm III., König (1797-1840), * Potsdam 3. 8. 1770, ✝ Berlin 7. 6. 1840, Sohn von 26);
1793 mit Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz; neigte zu bürgerl. Einfachheit, daher volkstümlich. Bis 1806 in Abhängigkeit von Napoleon I., konnte er Preußen 1803 und 1805/06 erheblich vergrößern; trat 1806 in den Krieg gegen Napoleon I. ein, der ihn nach der Niederlage von Jena und Auerstedt zum Frieden von Tilsit (1807; enorme Gebietsverluste) zwang. Ermöglichte die preußischen Reformen, doch schloss er sich nur zögernd dem Bündnis Russlands und Österreichs gegen Napoleon I. an. Nach dem Wiederaufstieg Preußens zum Großstaat verzichtete er auf die Fortführung der Reformen (Entlassung W. von Humboldts und A. von Boyens 1819) zugunsten einer Restauration der Bürokratie im Zeichen der Hl. Allianz und der Ideen des Fürsten von Metternich.
Literatur:
Stamm-Kuhlmann, T.: König in Preußens großer Zeit. F. Wilhelm III., der Melancholiker auf dem Thron. Berlin 1992.
28) F. Wilhelm IV., König (1840-61), * Berlin 15. 10. 1795, ✝ Potsdam 2. 1. 1861, Sohn von 27); künstlerisch und wissenschaftlich hoch begabt, geprägt durch die Romantik (»Romantiker auf dem Thron«) und ein christlich-german. Staatsideal, ging er von der Restaurationspolitik seines Vaters ab. Durch die Berufung des Vereinigten Landtags 1847 suchte er einen ständ. Staatsaufbau zu verwirklichen, versagte sich aber einer Gesamtverfassung. Die dt. Kaiserkrone, die ihm die Frankfurter Nationalversammlung antrug, lehnte er am 3. 4. 1849 ab. Sein Versuch einer Union der dt. Fürsten unter Preußen scheiterte (Olmützer Punktation, 1850). Die oktroyierte Verf. von 1848, 1850 in konservativem Sinn revidiert, wahrte dem von der »Kamarilla« (L. von Gerlach, O. von Manteuffel) beratenen F. W. trotz bedeutender liberaler Konzessionen erhebl. Machtpositionen. Eine schwere Erkrankung machte den König 1858 regierungsunfähig; seitdem vertrat ihn sein Bruder Wilhelm (I.) als Regent.
Literatur:
Blasius, D.: F. Wilhelm IV. 1795-1861. Psychopathologie u. Gesch. Göttingen 1992.
Barclay, D. E.: Anarchie u. guter Wille. F. Wilhelm IV. u. die preuß. Monarchie. A. d. Amerikan. Berlin 1995.
Sachsen:
29) F. III.,der Weise, Kurfürst (1486-1525), * Torgau 17. 1. 1463, ✝ Schloss Lochau (bei Torgau) 5. 5. 1525; regierte mit seinem Bruder Johann dem Beständigen. Er bemühte sich um die Reichsreform, lehnte aber 1519, nach dem Tod Maximilians I., die Kaiserkrone ab. 1502 gründete er die Univ. Wittenberg. Ohne sich öffentlich zur Lehre Luthers zu bekennen, gewährte er ihm Schutz, erwirkte 1521 freies Geleit für ihn nach Worms und verbarg ihn auf der Wartburg. Seine tolerante Politik förderte die Ausbreitung der Reformation.
30) F. August I., Kurfürst, August 4).
31) F. August II., Kurfürst, August 5).
32) F. August I.,der Gerechte, König (1806 bis 1827), als Kurfürst F. August III. (seit 1763), * Dresden 23. 12. 1750, ✝ ebd. 31. 5. 1827; trat im Vertrag zu Posen (1806), der sein Land zum Königreich erhob, dem Rheinbund bei. Durch den Tilsiter Frieden (1807) erhielt er das aus preuß. Gebiet gebildete neue Herzogtum Warschau. In Leipzig geriet F. August nach der Völkerschlacht in preuß. Gefangenschaft. Nach der Einwilligung in die Abtretung des größten Teils Sachsens an Preußen (Wiener Kongressakte von 1815) kehrte F. August nach Dresden zurück.
33) F. August III., König (1904-18), * Dresden 25. 5. 1865, ✝ Schloss Sibyllenort (heute Szczodre, bei Oleśnica) 18. 2. 1932; regierte streng konstitutionell; dankte am 13. 11. 1918 ab.
Sachsen-Gotha-Altenburg:
34) F. III., Herzog (1732-72), * Gotha 14. 4. 1699, ✝ ebd. 10. 3. 1772; machte mit seiner Frau Luise Dorothea seinen Hof zu einem Zentrum der Aufklärung; pflegte persönl. oder briefl. Umgang mit J.-J. Rousseau, C. v. Wolff, Friedrich d. Gr., Voltaire u. a.
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg:
35) F. Christian II., Herzog (1794-1814), * Augustenburg (auf Alsen) 28. 9. 1765, ✝ ebd. 14. 6. 1814; verhinderte 1806 den dän. Versuch, Holstein zu annektieren. 1791 gewährte er dem verarmten Schiller ein dreijähriges Stipendium.
36) F. VIII., Herzog, * Augustenburg (auf Alsen) 6. 7. 1829, ✝ Wiesbaden 14. 1. 1880; Sohn Herzog Christian Augusts, machte 1863 seine Erbansprüche in Schleswig und Holstein geltend, wurde in den Herzogtümern auch anerkannt, die aber 1866 preuß. Provinz wurden.
Schwaben:
37) F. I., Herzog (1079-1105), * um 1050, ✝ 1105; Sohn Graf Friedrichs von Büren, Stammvater der Staufer, Parteigänger Kaiser Heinrichs IV., der ihm 1079 das Herzogtum Schwaben gab und seine Tochter Agnes mit ihm verheiratete.
38) F. III.,F. Barbarọssa, Herzog, Friedrich 1).
39) F. IV. von Rothenburg, Herzog, * um 1144, ✝ Rom 19. 8. 1167, Sohn Konrads III.; bei der Königswahl 1152 zugunsten seines Vetters F. III. von Schwaben (Friedrich 1) übergangen, dafür von diesem mit dem Herzogtum Schwaben und anderem stauf. Hausgut belehnt. F. nahm am 3. und 4. Italienfeldzug Kaiser Friedrichs I. teil und wurde Opfer einer Malariaepidemie in Rom.
Schweden:
40) F. I., König (1720-51), Landgraf von Hessen-Kassel (1730-51), * Kassel 28. 4. 1676, ✝ Stockholm 5. 4. 1751; Sohn des Landgrafen Karl, kam durch seine Ehe mit Ulrika Eleonora, der Schwester Karls XII., auf den Thron. Als Landgraf von Hessen-Kassel überließ er die Regentschaft seinem Bruder Wilhelm (VIII.).
Württemberg:
41) Friedrich I., Kurfürst (1803-06), König (1806-16), als Friedrich II. Herzog (1797-1803), * Treptow am Rega (heute Trzebiatów, bei Gryfice) 6. 11. 1754, ✝ Stuttgart 30. 10. 1816; am Hof Friedrichs d. Gr. erzogen, stand zunächst in preuß. und russ. Militär- und Verwaltungsdienst. Als Landesherr schloss er sich nach 1802 Frankreich an und erreichte im Reichsdeputationshauptschluss (1803), im Frieden von Preßburg (1805) und durch den Beitritt zum Rheinbund (1806) die Verdoppelung seines Territoriums und die Erhebung Württembergs zum Königreich, dessen Bestand er durch den Austritt aus dem Rheinbund (1813) und seine Beteiligung am Feldzug (1814) gegen Napoleon I. sicherte. 1815 trat er widerstrebend dem Dt. Bund bei.
II Friedrich,
1) Carl Joachim, amerikan. Politologe, * Leipzig 5. 6. 1901, ✝ Lexington (Mass.) 22. 9. 1984; Prof. an der Harvard University (Cambridge, Mass.), 1956-66 zugleich in Heidelberg. F. befasste sich mit den Grundlagen und der Entwicklung des heutigen Verfassungsstaates.
Werke: Totalitäre Diktatur (1956); Pathologie der Politik (1972); Tradition und Autorität (1972).
2) Caspar David, Maler, * Greifswald 5. 9. 1774, ✝ Dresden 7. 5. 1840; studierte 1794-98 an der Akademie von Kopenhagen, 1798 ging er nach Dresden. Ein gesteigertes, aus sorgfältiger Beobachtung erwachsenes Gefühl für die Stimmungen der Natur löst bei F. die Schemata der idealen (italien.) Landschaft ab. Die neuen Inhalte romant. Erlebens sind Spiegelungen subjektiver Empfindung und einer individuellen Gefühlswelt, deren Vorstellungen v. a. um Werden und Vergehen kreisen.
Werke: Tetschener Altar (»Kreuz im Gebirge«, 1808; Dresden, Staatl. Kunstsammlungen), Der Mönch am Meer (1809; Berlin, Schloss Charlottenburg), Kreidefelsen auf Rügen (um 1818; Winterthur, Stiftung Oskar Reinhart), Zwei Männer in Betrachtung des Mondes (um 1819/20; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen), Riesengebirgslandschaft (um 1820; München, Neue Pinakothek), Harzlandschaft (1823; Berlin, Nationalgalerie).
Literatur:
Jensen, J. C.: C. D. F. Leben u. Werk. Köln 91991.
Schmied, W.: C. D. F. Neuausg. Köln 1992.
C. D. F., bearb. v. W. Geismeier. Neuausg. Augsburg 1994.
3) Götz, Opernregisseur, * Naumburg (Saale) 4. 8. 1930; 1968-72 Oberspielleiter an der Kom. Oper Berlin (Ost). Als Schüler W. Felsensteins übernahm er das Prinzip des realist. Musiktheaters; 1973-81 Oberspielleiter der Hamburg. Staatsoper, seit 1981 Generalintendant der Dt. Oper Berlin (West), leitete daneben 1984-93 auch das Theater des Westens in Berlin.
4) Hugo, Romanist, * Karlsruhe 24. 12. 1904, ✝ Freiburg im Breisgau 25. 2. 1978; ab 1937 Prof. in Freiburg im Breisgau; schrieb u. a. maßgebl. Werke zu den roman. Literaturen »Drei Klassiker des frz. Romans. Stendhal, Balzac, Flaubert« (1939), »Montaigne« (1949), »Die Struktur der modernen Lyrik« (1956), »Epochen der italien. Lyrik« (1964).
III Friedrich
von Hausen, mhd. Dichter der 2. Hälfte des 12. Jh.; fiel als Teilnehmer des 3. Kreuzzugs am 6. Mai 1190 in Kleinasien. In der Maness. Handschrift und in der Weingartner Liederhandschrift sind unter seinem Namen 53 Strophen überliefert, in denen erstmals in der dt. Lyrik das Thema der hohen Minne voll entfaltet wird; F. gilt als der bedeutendste Vertreter des durch provenzal. Einflüsse gekennzeichneten rhein. Minnesangs.
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