Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Friedensforschung
Friedensforschung(Friedens- und Konfliktforschung), interdisziplinäre wiss. Forschungsrichtung, die die Bedingungen des Friedens, die Ursachen von Kriegen und die Möglichkeiten der friedl. Konfliktlösung im nat. und internat. Bereich systematisch untersucht. Vertreter der F. fordern oft zugleich eine Friedenspädagogik.Die unterschiedl. Definition des Begriffs Frieden bestimmte im Kern die Entwicklung der F.; ihre ältere Forschungsrichtung geht von der Annahme aus, dass Frieden »Abwesenheit von Krieg« bedeutet. Sie analysiert internat. Beziehungen, erforscht Kriegsursachen im Rahmen des Völkerrechts und die Behandlung von Krisen; sie entwickelt Strategien zur friedl. Konfliktregelung. Rüstungsdynamik, Rüstungskontrolle und Abrüstung stehen im Zentrum ihrer Betrachtungen. Die jüngere F. zielt in ihren Analysen nicht nur auf Mechanismen und Strukturen, die die Gefahr krieger. Auseinandersetzungen vermindern, sondern auch auf die Beseitigung internat. Interessenkonflikte und systemimmanenter Unterdrückungsapparate, zumindest insofern sie kriegsträchtig sind. Seit dem Ende der bipolaren Weltordnung 1989/90 verlagerten sich die Schwerpunkte der F. zum einen auf die Untersuchung wirtsch. und gesellschaftl. Entwicklungsprozesse sowie ökolog. Probleme, die den Frieden gefährden können, zum anderen auf die Konzeption neuer multilateraler Sicherheitssysteme und den Aufbau bzw. die Reform intermediärer und supranat. Organisationen zur Konfliktbewältigung (UNO, KSZE, OSZE). Außerdem konzentriert man sich verstärkt auf innergesellschaftl. Prozesse wie soziale Desintegration (etwa durch Arbeitslosigkeit) und deren gesellschaftl. Hintergründe sowie auf die ideolog. Grundlagen und Ausdrucksformen sozialer Konflikte, wie sie als Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit, als ethnisch oder religiös radikale Einstellung zum Ende des Jahrtausends erneut und verstärkt zu beobachten sind.Mit F. befassen sich neben dem Völkerbund und dem Internat. Gerichtshof u. a. das »Journal of Peace Research« (gegr. 1964), die »International Peace Research Association« (Groningen) und das »Stockholm International Peace Research Institute«. In Dtl. entstanden die »Dt. Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung«, die »Hess. Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung« und das »Max-Planck-Inst. zur Erforschung der Lebensbedingungen in der wiss.-techn. Welt« (seit 1980 »Max-Planck-Inst. für Sozialwiss.«).
▣ Literatur:
Jaberg, S.: KSZE 2001. Profil einer europ. Sicherheitsordnung. Hamburg 1992.
⃟ Alfs, M.: Wiss. für den Frieden? Das schwierige Theorie-Praxis-Verhältnis der Friedens- u. Konfliktforschung. Münster 1995.
⃟ Eine Welt oder Chaos?, Redaktion: Berthold Meyer. Frankfurt am Main 1996.
Friedensforschung(Friedens- und Konfliktforschung), interdisziplinäre wiss. Forschungsrichtung, die die Bedingungen des Friedens, die Ursachen von Kriegen und die Möglichkeiten der friedl. Konfliktlösung im nat. und internat. Bereich systematisch untersucht. Vertreter der F. fordern oft zugleich eine Friedenspädagogik.Die unterschiedl. Definition des Begriffs Frieden bestimmte im Kern die Entwicklung der F.; ihre ältere Forschungsrichtung geht von der Annahme aus, dass Frieden »Abwesenheit von Krieg« bedeutet. Sie analysiert internat. Beziehungen, erforscht Kriegsursachen im Rahmen des Völkerrechts und die Behandlung von Krisen; sie entwickelt Strategien zur friedl. Konfliktregelung. Rüstungsdynamik, Rüstungskontrolle und Abrüstung stehen im Zentrum ihrer Betrachtungen. Die jüngere F. zielt in ihren Analysen nicht nur auf Mechanismen und Strukturen, die die Gefahr krieger. Auseinandersetzungen vermindern, sondern auch auf die Beseitigung internat. Interessenkonflikte und systemimmanenter Unterdrückungsapparate, zumindest insofern sie kriegsträchtig sind. Seit dem Ende der bipolaren Weltordnung 1989/90 verlagerten sich die Schwerpunkte der F. zum einen auf die Untersuchung wirtsch. und gesellschaftl. Entwicklungsprozesse sowie ökolog. Probleme, die den Frieden gefährden können, zum anderen auf die Konzeption neuer multilateraler Sicherheitssysteme und den Aufbau bzw. die Reform intermediärer und supranat. Organisationen zur Konfliktbewältigung (UNO, KSZE, OSZE). Außerdem konzentriert man sich verstärkt auf innergesellschaftl. Prozesse wie soziale Desintegration (etwa durch Arbeitslosigkeit) und deren gesellschaftl. Hintergründe sowie auf die ideolog. Grundlagen und Ausdrucksformen sozialer Konflikte, wie sie als Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit, als ethnisch oder religiös radikale Einstellung zum Ende des Jahrtausends erneut und verstärkt zu beobachten sind.Mit F. befassen sich neben dem Völkerbund und dem Internat. Gerichtshof u. a. das »Journal of Peace Research« (gegr. 1964), die »International Peace Research Association« (Groningen) und das »Stockholm International Peace Research Institute«. In Dtl. entstanden die »Dt. Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung«, die »Hess. Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung« und das »Max-Planck-Inst. zur Erforschung der Lebensbedingungen in der wiss.-techn. Welt« (seit 1980 »Max-Planck-Inst. für Sozialwiss.«).
▣ Literatur:
Jaberg, S.: KSZE 2001. Profil einer europ. Sicherheitsordnung. Hamburg 1992.
⃟ Alfs, M.: Wiss. für den Frieden? Das schwierige Theorie-Praxis-Verhältnis der Friedens- u. Konfliktforschung. Münster 1995.
⃟ Eine Welt oder Chaos?, Redaktion: Berthold Meyer. Frankfurt am Main 1996.