Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fremdenfeindlichkeit
Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie), feindselige Einstellungen und Handlungen gegenüber Menschen(gruppen), die als »fremd« empfunden werden. F. kann von Ablehnung und Ausgrenzung bis hin zur Bekämpfung und phys. Vernichtung von Fremden reichen. Begrifflich nicht scharf abgrenzbar, wird F. sowohl als Oberbegriff wie auch als Synonym für Ausländerfeindlichkeit, (die Diskriminierung macht sich u. a. an der Staatsbürgerschaft fest) gebraucht. In seinen extremsten Formen tritt F. als Antisemitismus (gegen »die« Juden als Fremde par excellence) und als Rassismus auf. Ursachen von F. sieht die Individual- und Sozialpsychologie in der Ichschwäche, repressiven Sozialisationsmodellen und mangelnder Gruppenidentität bzw. fehlenden sozialen Stabilisierungen. Die Soziologie nennt als Bedingungen, die F. und Gewaltbereitschaft auslösen, die sich auflösenden familiären Bindungen, berufl. Chancenlosigkeit, die Auflösung traditioneller Milieus, Wohnformen und Handlungsräume im Zuge beschleunigten sozialen Wandels und die Pluralisierung bzw. den Verlust von gesellschaftl. Normen und Werten. Die Politikwiss. interpretiert F. als Mangel an polit. Bildung, die die Unabdingbarkeit von Toleranz und universellen Menschenrechten gegenüber dem oder den Fremden in einer offenen, zunehmend mobileren und pluralist. Gesellschaft nicht genügend vermittelt. Psychoanalytisch wird F. als Ausdruck einer Abwehr des eigenen Unbewussten und der damit verbundenen Gefährdung der mühsam erworbenen Ichbalance samt aller Unterdrückungsmechanismen verstanden.
Vor dem Hintergrund von Globalisierung, Migration und schärferen Verteilungskämpfen nimmt die F. auch in den hoch entwickelten Ind.gesellschaften zu. Es sind nicht nur Einzelne oder bestimmte soziale Gruppen (z. B. Skinheads), die zur Kompensation eigener Misserfolge oder zur Mobilisierung im Sinne einer Durchsetzung eigener Interessen F. nutzen, sondern auch kulturelle Eliten, polit. Gruppierungen und Massenmedien, die F. als Mittel der Selbststabilisierung instrumentalisieren (z. B. in der Debatte um Asyl und Einwanderung). Seit der dt. Einigung von 1990 haben auch in Dtl. ausländerfeindl. Straftaten und fremdenfeindl. Einstellungen in erhebl. Maße und mit besonderer Brutalität (u. a. Hoyerswerda 1991; Rostock-Lichtenhagen 1992; Solingen 1993) zugenommen.
▣ Literatur:
G. Böhme Migration u. Ausländerfeindlichkeit, hg. v. u. a. Darmstadt 1994.
⃟ Thema heute: F. u. Rechtsextremismus. Lübeck 1994.
⃟ Silbermann, S. u. Hüsers, F.: Der »normale« Haß auf die Fremden. Berlin u. a. 1995.
Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie), feindselige Einstellungen und Handlungen gegenüber Menschen(gruppen), die als »fremd« empfunden werden. F. kann von Ablehnung und Ausgrenzung bis hin zur Bekämpfung und phys. Vernichtung von Fremden reichen. Begrifflich nicht scharf abgrenzbar, wird F. sowohl als Oberbegriff wie auch als Synonym für Ausländerfeindlichkeit, (die Diskriminierung macht sich u. a. an der Staatsbürgerschaft fest) gebraucht. In seinen extremsten Formen tritt F. als Antisemitismus (gegen »die« Juden als Fremde par excellence) und als Rassismus auf. Ursachen von F. sieht die Individual- und Sozialpsychologie in der Ichschwäche, repressiven Sozialisationsmodellen und mangelnder Gruppenidentität bzw. fehlenden sozialen Stabilisierungen. Die Soziologie nennt als Bedingungen, die F. und Gewaltbereitschaft auslösen, die sich auflösenden familiären Bindungen, berufl. Chancenlosigkeit, die Auflösung traditioneller Milieus, Wohnformen und Handlungsräume im Zuge beschleunigten sozialen Wandels und die Pluralisierung bzw. den Verlust von gesellschaftl. Normen und Werten. Die Politikwiss. interpretiert F. als Mangel an polit. Bildung, die die Unabdingbarkeit von Toleranz und universellen Menschenrechten gegenüber dem oder den Fremden in einer offenen, zunehmend mobileren und pluralist. Gesellschaft nicht genügend vermittelt. Psychoanalytisch wird F. als Ausdruck einer Abwehr des eigenen Unbewussten und der damit verbundenen Gefährdung der mühsam erworbenen Ichbalance samt aller Unterdrückungsmechanismen verstanden.
Vor dem Hintergrund von Globalisierung, Migration und schärferen Verteilungskämpfen nimmt die F. auch in den hoch entwickelten Ind.gesellschaften zu. Es sind nicht nur Einzelne oder bestimmte soziale Gruppen (z. B. Skinheads), die zur Kompensation eigener Misserfolge oder zur Mobilisierung im Sinne einer Durchsetzung eigener Interessen F. nutzen, sondern auch kulturelle Eliten, polit. Gruppierungen und Massenmedien, die F. als Mittel der Selbststabilisierung instrumentalisieren (z. B. in der Debatte um Asyl und Einwanderung). Seit der dt. Einigung von 1990 haben auch in Dtl. ausländerfeindl. Straftaten und fremdenfeindl. Einstellungen in erhebl. Maße und mit besonderer Brutalität (u. a. Hoyerswerda 1991; Rostock-Lichtenhagen 1992; Solingen 1993) zugenommen.
▣ Literatur:
G. Böhme Migration u. Ausländerfeindlichkeit, hg. v. u. a. Darmstadt 1994.
⃟ Thema heute: F. u. Rechtsextremismus. Lübeck 1994.
⃟ Silbermann, S. u. Hüsers, F.: Der »normale« Haß auf die Fremden. Berlin u. a. 1995.