Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Frauenbewegung
Frauenbewegung,organisiertes Eintreten der Frauen für ihre Interessen und gegen Benachteiligung auf ökonom., sozialem, polit. und kulturellem Gebiet; entstand im Zusammenhang mit den sozialen und erzieher. Reformbewegungen seit dem Ende des 18. Jh., zuerst im hoch industrialisierten Westeuropa.Während der Frz. Revolution erschienen zahlreiche Veröffentlichungen zu den Rechten der Frau. In dieser Zeit bildeten sich in Frankreich revolutionäre Frauenklubs (ähnlich in Dtl. um 1848). Die mit der industriellen Revolution verbundenen sozialen Umwälzungen gaben der F. nach 1850 in vielen Ländern neue Impulse. 1865 wurde der Allgemeine Dt. Frauenverein (ADF) gegründet, der sich v. a. mit Frauenarbeit und Frauenbildung beschäftigte. Die sozialist. Deutung der Frauenemanzipation (A. Bebel, Clara Zetkin) betonte, dass die Befreiung des Proletariats auch die Befreiung der Frau bedeute. Das Hauptanliegen der frühen F., das Frauenwahlrecht, wurde schließlich zu ganz unterschiedl. Zeitpunkten erreicht: z. B. in Finnland 1906, Russland 1917, Dtl. 1918, USA 1920, Großbritannien 1928, Frankreich 1944. Im Ersten Weltkrieg nahm die Frauenarbeit und damit die Integration der Frau in Politik und Gesellschaft zu. Einen starken Rückschritt brachte in Dtl. die nat.-soz. Ideologie von der Rolle der Frau als Gattin und Mutter. - Trotz Frauenwahlrecht und verfassungsrechtl. Gleichstellung ist bis heute die volle Integration der Frauen in das polit., soziale und kulturelle Leben nicht verwirklicht (z. B. Benachteiligung bei der Entlohnung, geringe Vertretung in den Parlamenten). So entstand in jüngerer Zeit eine neue, radikalere F., auch unter der Bez. Feminismus (z. B. in den USA »Women's Lib«). In der Bundesrep. Dtl. entwickelten sich nach 1968 aus der Studentenbewegung - v. a. auch im Zusammenhang mit dem Kampf um die Abschaffung des § 218 (Verbot des Schwangerschaftsabbruchs) - alternative Frauengruppen, die im Kampf gegen das gesellschaftl. System z. T. auch gegen die individuelle und gesellschaftl. Männerherrschaft kämpfen (radikal feminist. Gruppen), z. T. in anderen polit. Organisationen mitarbeiten. In vielen Großstädten wurden Frauenhäuser eingerichtet. In den 80er-Jahren engagierte sich die autonome F. vielfach in der Ökologie-, Antiatomkraft- und Friedensbewegung sowie bei den Grünen. Der F. ist es gelungen, Frauenanliegen gesamtgesellschaftlich stärker in den Blick zu rücken. Um dem Anliegen der F. ein weltweites Forum zu bieten, rief die UNO die Weltfrauenkonferenz ins Leben (4. Weltfrauenkonferenz 1995).
▣ Literatur:
Schenk, H.: Die feminist. Herausforderung. 150 Jahre F. in Deutschland. München 61993.
⃟ Gerhard, U.: Unerhört. Die Geschichte der dt. F. Reinbek 20.-22. Tsd. 1995.
⃟ Geschichte der dt. F., hg. v. F. Hervé. Beiträge v. W. Buchholz-Will u. a. Köln 51995.
⃟ G. Lerner: Frauen u. Geschichte, 2 Bde. A. d. Engl. Studienausg. Frankfurt am Main u. a. 1995.
⃟ Das Weiberlexikon, hg. v. F. Hervé u. a. Tb.-Ausg. München 1996.
Frauenbewegung,organisiertes Eintreten der Frauen für ihre Interessen und gegen Benachteiligung auf ökonom., sozialem, polit. und kulturellem Gebiet; entstand im Zusammenhang mit den sozialen und erzieher. Reformbewegungen seit dem Ende des 18. Jh., zuerst im hoch industrialisierten Westeuropa.Während der Frz. Revolution erschienen zahlreiche Veröffentlichungen zu den Rechten der Frau. In dieser Zeit bildeten sich in Frankreich revolutionäre Frauenklubs (ähnlich in Dtl. um 1848). Die mit der industriellen Revolution verbundenen sozialen Umwälzungen gaben der F. nach 1850 in vielen Ländern neue Impulse. 1865 wurde der Allgemeine Dt. Frauenverein (ADF) gegründet, der sich v. a. mit Frauenarbeit und Frauenbildung beschäftigte. Die sozialist. Deutung der Frauenemanzipation (A. Bebel, Clara Zetkin) betonte, dass die Befreiung des Proletariats auch die Befreiung der Frau bedeute. Das Hauptanliegen der frühen F., das Frauenwahlrecht, wurde schließlich zu ganz unterschiedl. Zeitpunkten erreicht: z. B. in Finnland 1906, Russland 1917, Dtl. 1918, USA 1920, Großbritannien 1928, Frankreich 1944. Im Ersten Weltkrieg nahm die Frauenarbeit und damit die Integration der Frau in Politik und Gesellschaft zu. Einen starken Rückschritt brachte in Dtl. die nat.-soz. Ideologie von der Rolle der Frau als Gattin und Mutter. - Trotz Frauenwahlrecht und verfassungsrechtl. Gleichstellung ist bis heute die volle Integration der Frauen in das polit., soziale und kulturelle Leben nicht verwirklicht (z. B. Benachteiligung bei der Entlohnung, geringe Vertretung in den Parlamenten). So entstand in jüngerer Zeit eine neue, radikalere F., auch unter der Bez. Feminismus (z. B. in den USA »Women's Lib«). In der Bundesrep. Dtl. entwickelten sich nach 1968 aus der Studentenbewegung - v. a. auch im Zusammenhang mit dem Kampf um die Abschaffung des § 218 (Verbot des Schwangerschaftsabbruchs) - alternative Frauengruppen, die im Kampf gegen das gesellschaftl. System z. T. auch gegen die individuelle und gesellschaftl. Männerherrschaft kämpfen (radikal feminist. Gruppen), z. T. in anderen polit. Organisationen mitarbeiten. In vielen Großstädten wurden Frauenhäuser eingerichtet. In den 80er-Jahren engagierte sich die autonome F. vielfach in der Ökologie-, Antiatomkraft- und Friedensbewegung sowie bei den Grünen. Der F. ist es gelungen, Frauenanliegen gesamtgesellschaftlich stärker in den Blick zu rücken. Um dem Anliegen der F. ein weltweites Forum zu bieten, rief die UNO die Weltfrauenkonferenz ins Leben (4. Weltfrauenkonferenz 1995).
▣ Literatur:
Schenk, H.: Die feminist. Herausforderung. 150 Jahre F. in Deutschland. München 61993.
⃟ Gerhard, U.: Unerhört. Die Geschichte der dt. F. Reinbek 20.-22. Tsd. 1995.
⃟ Geschichte der dt. F., hg. v. F. Hervé. Beiträge v. W. Buchholz-Will u. a. Köln 51995.
⃟ G. Lerner: Frauen u. Geschichte, 2 Bde. A. d. Engl. Studienausg. Frankfurt am Main u. a. 1995.
⃟ Das Weiberlexikon, hg. v. F. Hervé u. a. Tb.-Ausg. München 1996.