Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Frau
Frau[ahd. frouwa »Herrin«], weibl. erwachsener Mensch. Die geschlechtsspezif. körperl. Merkmale der F. sind v. a. geprägt durch die biolog. Funktion der Fortpflanzung. Diese biolog. Merkmale werden in versch. Gesellschaften unterschiedlich sozial überformt. Ebenso differiert die Wesensdefinition der F. je nach geograph. Raum, histor. Epoche sowie Gesellschafts- und Kulturtypus.In den frühgeschichtl. Kulturen nahm die F. z. T. eine herausragende Stellung ein, z. B. in China, allem Anschein nach auch im östl. Mittelmeerraum. Im antiken Griechenland ging im 7./6. Jh. v. Chr. mit der Ablösung der bäuerl. Sippengemeinschaft durch eine merkantile Stadtkultur eine zunehmende Abwertung des weibl. zugunsten des männlich-patriarchal. Prinzips einher, jedoch ging von gebildeten Hetären oft namhafter geistiger und polit. Einfluss aus. Grundlage des röm. Gemeinwesens bildete der durch die autokrat. Gewalt des (männl.) Familienoberhaupts geprägte Familienverband. Gesellschaftlich genoss jedoch die Römerin eine wesentlich höhere Wertschätzung als die griech. F. Die frühchristl. und mittelalterl. Kirche und Theologie bestimmten die Rolle der F. v. a. in den Extremen der vom Weg des Heils abbringenden Verführerin Eva und der jungfräul. Mutter Maria. Thomas von Aquin begründete die Gehorsamspflicht der F. gegenüber dem Mann aus der von Aristoteles übernommenen Auffassung von der physiolog. Minderwertigkeit der F. Erst im 13. Jh. erlangte die F. ihre Anerkennung als Rechtssubjekt, Zugang zu Handel und gewerbl. Produktion. Erneute Abhängigkeit und Unfreiheit brachten die Umwälzungen des 15. und 16. Jh., einerseits durch die Annahme des röm. Rechts und die Entdeckung des antiken (Haus-)Frauenideals in der Renaissance, andererseits durch den Hexenwahn. Humanismus, Reformation und Gegenreformation, die bed. Anteil an der Schaffung des neuzeitl. Menschenbildes hatten, haben die Theorie von der grundsätzlichen weibl. Inferiorität nicht wesentlich modifiziert. Demgegenüber war der Typus der philosophisch gebildeten F., des »Blaustrumpfs« und der »Gelehrten«, zumindest ideell in das auf Vernunft begründete egalitäre Menschenindeal der Aufklärung einbezogen. Aufgrund der wirtsch. Umwälzung durch die Industrialisierung im 19. Jh. drangen F. allmählich in alle gesellschaftl. Bereiche vor und organisierten sich in Bewegungen, die die privatrechtl. Gleichstellung der F. und ihre Selbstständigkeit im öffentl. Leben erstrebten. Inzwischen ist in allen industrialisierten Ländern die Gleichstellung von F. und Mann verfassungsmäßig verankert, faktisch wird die F. v. a. im Berufs- und Familienleben jedoch weiterhin benachteiligt. (Frauenarbeit, Frauenbewegung)
▣ Literatur:
G. Duby Geschichte der Frauen, hg. v. u. M. Perrot, 5 Bde. A. d. Ital. Frankfurt am Main u. a. 1993-95.
⃟ Ennen, E.: Frauen im Mittelalter. München 51994.
⃟ Wesel, U.: Der Mythos vom Matriarchat. Über Bachofens Mutterrecht u. die Stellung von Frauen in frühen Gesellschaften vor der Entstehung staatl. Herrschaft. Frankfurt am Main 71994.
⃟ F. in den Religionen, hg. v. M. Klöcker u. M. Tworuschka. Weimar u. a. 1995.
Frau[ahd. frouwa »Herrin«], weibl. erwachsener Mensch. Die geschlechtsspezif. körperl. Merkmale der F. sind v. a. geprägt durch die biolog. Funktion der Fortpflanzung. Diese biolog. Merkmale werden in versch. Gesellschaften unterschiedlich sozial überformt. Ebenso differiert die Wesensdefinition der F. je nach geograph. Raum, histor. Epoche sowie Gesellschafts- und Kulturtypus.In den frühgeschichtl. Kulturen nahm die F. z. T. eine herausragende Stellung ein, z. B. in China, allem Anschein nach auch im östl. Mittelmeerraum. Im antiken Griechenland ging im 7./6. Jh. v. Chr. mit der Ablösung der bäuerl. Sippengemeinschaft durch eine merkantile Stadtkultur eine zunehmende Abwertung des weibl. zugunsten des männlich-patriarchal. Prinzips einher, jedoch ging von gebildeten Hetären oft namhafter geistiger und polit. Einfluss aus. Grundlage des röm. Gemeinwesens bildete der durch die autokrat. Gewalt des (männl.) Familienoberhaupts geprägte Familienverband. Gesellschaftlich genoss jedoch die Römerin eine wesentlich höhere Wertschätzung als die griech. F. Die frühchristl. und mittelalterl. Kirche und Theologie bestimmten die Rolle der F. v. a. in den Extremen der vom Weg des Heils abbringenden Verführerin Eva und der jungfräul. Mutter Maria. Thomas von Aquin begründete die Gehorsamspflicht der F. gegenüber dem Mann aus der von Aristoteles übernommenen Auffassung von der physiolog. Minderwertigkeit der F. Erst im 13. Jh. erlangte die F. ihre Anerkennung als Rechtssubjekt, Zugang zu Handel und gewerbl. Produktion. Erneute Abhängigkeit und Unfreiheit brachten die Umwälzungen des 15. und 16. Jh., einerseits durch die Annahme des röm. Rechts und die Entdeckung des antiken (Haus-)Frauenideals in der Renaissance, andererseits durch den Hexenwahn. Humanismus, Reformation und Gegenreformation, die bed. Anteil an der Schaffung des neuzeitl. Menschenbildes hatten, haben die Theorie von der grundsätzlichen weibl. Inferiorität nicht wesentlich modifiziert. Demgegenüber war der Typus der philosophisch gebildeten F., des »Blaustrumpfs« und der »Gelehrten«, zumindest ideell in das auf Vernunft begründete egalitäre Menschenindeal der Aufklärung einbezogen. Aufgrund der wirtsch. Umwälzung durch die Industrialisierung im 19. Jh. drangen F. allmählich in alle gesellschaftl. Bereiche vor und organisierten sich in Bewegungen, die die privatrechtl. Gleichstellung der F. und ihre Selbstständigkeit im öffentl. Leben erstrebten. Inzwischen ist in allen industrialisierten Ländern die Gleichstellung von F. und Mann verfassungsmäßig verankert, faktisch wird die F. v. a. im Berufs- und Familienleben jedoch weiterhin benachteiligt. (Frauenarbeit, Frauenbewegung)
▣ Literatur:
G. Duby Geschichte der Frauen, hg. v. u. M. Perrot, 5 Bde. A. d. Ital. Frankfurt am Main u. a. 1993-95.
⃟ Ennen, E.: Frauen im Mittelalter. München 51994.
⃟ Wesel, U.: Der Mythos vom Matriarchat. Über Bachofens Mutterrecht u. die Stellung von Frauen in frühen Gesellschaften vor der Entstehung staatl. Herrschaft. Frankfurt am Main 71994.
⃟ F. in den Religionen, hg. v. M. Klöcker u. M. Tworuschka. Weimar u. a. 1995.