Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Französische Revolutionskriege
Französische Revolutionskriege,die Kriege zw. dem revolutionären Frankreich und den europ. Koalitionen 1792 bis 1802; eine Fortsetzung fanden sie in den Napoleonischen Kriegen, mit diesen zus. auch Koalitionskriege genannt.
Der Krieg Frankreichs gegen die 1. Koalition (1792-97). Das revolutionäre Frankreich erklärte am 20. 4. 1792 Österreich, auf dessen Seite sich sofort das verbündete Preußen stellte, den Krieg. Ein preuß. Heer unter dem Herzog von Braunschweig drang im Sommer 1792 bis in die Champagne vor, mit der Kanonade von Valmy (20. 9.) begann der Vormarsch der Franzosen: A. P. de Custine eroberte Mainz (21. 10., Gründung der Mainzer Republik), C. F. Dumouriez besiegte die Österreicher bei Jemappes (6. 11.) und besetzte die österr. Niederlande. Savoyen und Nizza wurden ebenfalls besetzt. Während sich durch den Anschluss Großbritanniens, der Generalstaaten und Spaniens 1793 die 1. Koalition vergrößerte, gewannen die Preußen Mainz zurück (23. 7.). Die Briten besetzten Toulon, mussten aber kapitulieren (18. 12.); hierbei zeichnete sich Napoléon Bonaparte zum ersten Mal aus. Inzwischen gelang es L. Carnot, kriegstüchtige Heere auf der Grundlage der allg. Wehrpflicht aufzustellen. J. P. Jourdan eroberte durch den Sieg bei Fleurus (26. 6. 1794) die österr. Niederlande, C. Pichegru im Winter 1794/96 die Generalstaaten, J. V. Moreau das ganze linke Rheinufer. Preußen schloss am 5. 4. 1795 den Baseler Frieden, schied somit aus den F. R. aus unter Verlust seiner linksrhein. Besitzungen an Frankreich. Eine Demarkationslinie (17. 5.) neutralisierte Nord-Dtl. und den Fränk. Reichskreis. Österreich setzte den Krieg fort. Die Entscheidung führte Bonaparte 1796 in Oberitalien herbei. Der König von Sardinien musste auf Savoyen und Nizza verzichten (15. 5.). Im Kampf um die Festung Mantua besiegte Bonaparte die Österreicher bei Castiglione (5. 8.), Bassano (8. 9.), Arcole (15.-17. 11. 1796) und Rivoli (14. 1. 1797); Mantua musste sich am 2. 2. ergeben. Durch seinen Vorstoß gegen Wien erzwang Bonaparte den Vorfrieden von Leoben (18. 4. 1797). Im Frieden von Campoformio (17. 10. 1797) schied Österreich aus dem Krieg aus. Nur Großbritannien blieb im Krieg. Im Seekrieg allerdings waren die Franzosen den Briten unterlegen; als Bonaparte, um die brit. Herrschaft in Indien zu bedrohen, seine »Ägypt. Expedition« unternahm, errang der brit. Admiral Nelson den entscheidenden Sieg bei Abukir (1. 8. 1798).
Der Krieg der 2. Koalition gegen Frankreich (1798-1801/02). Die Expansionspolitik der Frz. Republik führte bereits 1798 zur Bildung einer 2. europ. Koalition, an deren Spitze der russ. Kaiser Paul I. trat; ihr schlossen sich Österreich, Großbritannien, die Türkei, Portugal, Neapel und der Kirchenstaat an. Am Oberrhein schlug Erzherzog Karl im Frühjahr 1799 die Franzosen mehrfach, in Italien siegten die Verbündeten unter dem russ. General A. W. Suworow. Aber im Dez. schied Russland aus der Koalition aus. In Frankreich stieg der aus Ägypten zurückgekehrte Napoléon Bonaparte zum Ersten Konsul auf und wandte sich im Frühjahr 1800 nach Oberitalien, wo er die Österreicher bei Marengo (14. 6.) besiegte; inzwischen drang J. V. Moreau mit der Rheinarmee nach Bayern vor und siegte bei Hohenlinden (3. 12.) über den Erzherzog Johann. Darauf schloss Österreich den Frieden von Lunéville (9. 2. 1801), der Frankreich den Besitz des linken Rheinufers und die Vorherrschaft in Italien bestätigte. Nun folgte auch Großbritannien, das noch 1801 die Franzosen aus Ägypten verdrängt hatte, mit dem Frieden von Amiens (27. 3. 1802).
Literatur:
Dewora, V. J.: »Ehrendenkmal«. Quellen zur Geschichte der Koalitionskriege 1792-1801, hg. v. M. Embach. Trier 1994.
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