Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Franz
I Frạnz(frz. François), Herrscher:
Hl. Röm. Reich:
1) F. I., Kaiser (1745-65), als Herzog von Lothringen (1729-35) und Großherzog von Toskana (1737-65) F. Stephan, * Nancy 8. 12. 1708, ✝ Innsbruck 18. 8. 1765, Großvater von 2); musste Lothringen infolge des Poln. Thronfolgekrieges abtreten, erhielt dafür die Toskana (1737); heiratete 1736 Maria Theresia und wurde damit der Stammvater des Hauses Habsburg-Lothringen; blieb als Mitregent (seit 1740) und Kaiser ohne polit. Einfluss.
2) F. II., Kaiser (1792-1806), als Kaiser von Österreich (1804-35) F. I., * Florenz 12. 2. 1768, ✝ Wien 2. 3. 1835, Neffe Josephs II., Enkel von 1), Großvater von 5); musste als Folge der Französischen Revolutionskriege (1792-1802) schwere Gebietsverluste hinnehmen; proklamierte 1804 das Kaiserreich Österreich, legte am 6. 8. 1806 angesichts der inneren Auflösung des Reiches (v. a. Rheinbund) die Röm. Kaiserkrone nieder und erklärte das Hl. Röm. Reich als erloschen. Nach 1809 suchte er sich Napoleon I. zu nähern und stimmte 1810 der polit. Heirat seiner Tochter Marie Louise mit ihm zu. In den Befreiungskriegen schloss er sich - zunächst geheim (1813) - dem preußisch-russ. Bündnis an; er berief den Friedenskongress von 1814/15 nach Wien ein. Nach 1815 richtete sich seine Politik, geleitet von Metternich, gegen alle nat. und liberalen Bestrebungen.
Frankreich:
3) F. I., König (1515-47), aus der Seitenlinie Orléans-Angoulême des Hauses Valois, * Cognac 12. 9. 1494, ✝ Rambouillet 31. 3. 1547; eroberte durch seinen Sieg über die Schweizer bei Marignano 1515 das Herzogtum Mailand und schloss mit Papst Leo X. das für Frankreich vorteilhafte Konkordat von 1516 ab. 1519 bewarb er sich vergeblich um die dt. Kaiserkrone und kämpfte danach in vier Kriegen gegen Habsburg (1525/26 in span. Gefangenschaft). Er trat der Ausbreitung der Reformation mit Entschiedenheit entgegen. F. gilt als Wegbereiter des frz. Absolutismus. Sein Mäzenatentum verschaffte den geistigen Bestrebungen der Renaissance Eingang in Frankreich.
▣ Literatur:
Treffer, G.: F. I. von Frankreich (1494-1547). Herrscher u. Mäzen. Regensburg 1993.
Österreich:
4) F. I., Franz 2).
Österreich-Ungarn:
5) F. Joseph I., Kaiser (1848-1916), König von Ungarn (1867-1916), * Schloss Schönbrunn (heute zu Wien) 18. 8. 1830, ✝ ebd. 21. 11. 1916, Neffe von Ferdinand I., Enkel von 2), Onkel von 6),
1854 mit Elisabeth 3); trat 1848 nach Abdankung seines Onkels die Reg. an. Er hob die Verf.zugeständnisse von 1849 auf (1851) und regierte im absolutist. Sinn (Zentralismus, klerikale Kirchenpolitik). Die Niederlagen im Sardinisch-Französisch-Österr. Krieg (1859) leiteten eine Wende zu konstitutionellen Formen ein (Oktoberdiplom 1860, Februarpatent 1861). Der Verlust der Vorherrschaft in Dtl. nach dem Dt. Krieg 1866 zwang zur Verständigung mit Ungarn; der Ausgleich von 1867 schuf eine Realunion von Österreich und Ungarn. Seitdem orientierte er sich an der dualist. Verfassung. Grundlage seiner Außenpolitik waren seit 1866 Zweibund und Dreibund, wobei er die Spannungen mit Russland (Balkanfrage) nicht erkannte. Seine Fehleinschätzung der Kräfteverhältnisse trug mit zu der Konstellation bei, die in den Ersten Weltkrieg mündete.
▣ Literatur:
Palmer, A.: F. Joseph I. Kaiser von Österreich u. König von Ungarn. A. d. Engl. München u. a. 1995.
6) F. Ferdinand, Erzherzog, * Graz 18. 12. 1863, ✝ (ermordet) Sarajevo 28. 6. 1914, Neffe von 5); wurde durch den Tod des Kronprinzen Rudolf (1889) und seines Vaters, Erzherzog Karl Ludwig, (1896) Thronfolger; seit 1913 Generalinspekteur der Armee. Nach seiner Auffassung war die habsburg. Monarchie nur durch einen föderalist. (Trialismus) und liberaldemokrat. Staatsumbau (u. a. allg. Wahlrecht für Ungarn) zu retten. Seine Ermordung durch den serb. Nationalisten G. Prinčip war der äußere Anlass zum Ersten Weltkrieg.
▣ Literatur:
Weissensteiner, F.: F. Ferdinand. Der verhinderte Herrscher. München u. a. 1994.
II Frạnz,
Heilige:
1) F. von Assisi(Franziskus), eigtl. Giovanni Bernardone, italien. Ordensstifter, * Assisi 1181 oder 1182, ✝ ebd. 3. 10. 1226; stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Nach Krankheit und Bekehrungserlebnissen lebte er seit 1208 als Bettler und Wanderprediger und widmete sich der Pflege der Aussätzigen. 1209 schlossen sich ihm die ersten Gleichgesinnten an. Die schnell wachsende Anhängerschaft verband F. von Assisi zum »Orden der Minderen Brüder« (Franziskaner) und verpflichtete sie in einer ersten, auf Texten des N. T. basierenden Regel zu einem Leben in Armut und Buße im Dienst an den Menschen und an der Kirche. F. trat 1220 von der Leitung des Ordens zurück (Rückzug auf den Monte Alverno, dort 1224 Stigmatisation). Seine Frömmigkeit ist bestimmt durch Einfühlsamkeit und Gebet, weniger durch theolog. Gelehrsamkeit. Als Beispiel kann neben seinen Gebeten bes. der »Sonnengesang« (1224; gilt als erstes Zeugnis italien. Lyrik; volkstüml. Sprache) dienen. Bereits 1228 heilig gesprochen, Tag: 4. 10.
▣ Literatur:
Holl, A.: Der letzte Christ. F. von Assisi. Frankfurt 1989.
⃟ Dieterich, V.-J.: F. von Assisi. Reinbek 1995.
⃟ Frugoni, C.: F. von Assisi. Die Lebensgeschichte eines Menschen. A. d. Italien. Zürich u. a. 1997.
2) F. von Paula (F. von Paola), italien. Ordensstifter, * Paola (bei Cosenza) um 1436 (1416?), ✝ Schloss Plessis-lès-Tours 2. 4. 1507; gründete den Orden der Minimen (Paulaner), 1519 heilig gesprochen, Tag: 2. 4.
3) F. von Sales, frz. Ordensstifter, * Schloss Sales (bei Annecy) 21. 8. 1567, ✝ Lyon 28. 12. 1622; gründete 1610 mit Jeanne Françoise de Chantal (* 1572, ✝ 1641) den Orden der Salesianerinnen; vertrat anstelle asket. Weltabgewandtheit eine christl. Frömmigkeit im alltägl. Leben; behandelte aufgrund eigener Gotteserfahrung auch myst. Fragen (»Abhandlung von der Gottesliebe«); 1665 heilig gesprochen (Tag: 24. 1.), 1877 zum Kirchenlehrer erklärt.
4) F. Xaver, eigtl. Francisco de Jassu y Xavier (Javier), span. kath. Theologe, Jesuit, * Schloss Javier (bei Sangüesa, Prov. Navarra) 7. 4. 1506, ✝ auf Shangchuan (bei Kanton) 3. 12. 1552; Mitbegründer des Jesuitenordens; 1541 als päpstl. Legat im Auftrag des portugies. Königs Johann III. in Indien; unternahm von dort Missionsreisen nach Ceylon, Malakka und Japan. 1622 heilig gesprochen (Tag: 3. 12.), Patron der kath. Mission.
III Frạnz,
1) Günther, Historiker, * Hamburg 23. 5. 1902, ✝ Stuttgart 22. 7. 1992; arbeitete v. a. zur Agrargesch. (»Gesch. des Bauernstandes«, 1970) und zur Gesch. des dt. Bauernkrieges (»Der dt. Bauernkrieg«, 1933, 121984); editierte daneben Quellen und fachl. Bücherkunden.
2) Robert, eigtl. R. F. Knauth, Komponist, * Halle (Saale) 28. 6. 1815, ✝ ebd. 24. 10. 1892; hinterließ über 350 Lieder mit Klavierbegleitung und Bearbeitungen von Werken J. S. Bachs und G. F. Händels im Stil seiner Zeit.
3) Wolfgang, Wirtschaftswissenschaftler, * Nassau 7. 1. 1944; Prof. u. a. in Konstanz; befasst sich v. a. mit Arbeitsmarkt- sowie empir. Wirtschaftsforschung und Makroökonomie; seit 1994 Mitgl. des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtsch. Entwicklung und seit 1997 Leiter des Zentrums für Europ. Wirtschaftsforschung (ZEW, Mannheim).
Hl. Röm. Reich:
1) F. I., Kaiser (1745-65), als Herzog von Lothringen (1729-35) und Großherzog von Toskana (1737-65) F. Stephan, * Nancy 8. 12. 1708, ✝ Innsbruck 18. 8. 1765, Großvater von 2); musste Lothringen infolge des Poln. Thronfolgekrieges abtreten, erhielt dafür die Toskana (1737); heiratete 1736 Maria Theresia und wurde damit der Stammvater des Hauses Habsburg-Lothringen; blieb als Mitregent (seit 1740) und Kaiser ohne polit. Einfluss.
2) F. II., Kaiser (1792-1806), als Kaiser von Österreich (1804-35) F. I., * Florenz 12. 2. 1768, ✝ Wien 2. 3. 1835, Neffe Josephs II., Enkel von 1), Großvater von 5); musste als Folge der Französischen Revolutionskriege (1792-1802) schwere Gebietsverluste hinnehmen; proklamierte 1804 das Kaiserreich Österreich, legte am 6. 8. 1806 angesichts der inneren Auflösung des Reiches (v. a. Rheinbund) die Röm. Kaiserkrone nieder und erklärte das Hl. Röm. Reich als erloschen. Nach 1809 suchte er sich Napoleon I. zu nähern und stimmte 1810 der polit. Heirat seiner Tochter Marie Louise mit ihm zu. In den Befreiungskriegen schloss er sich - zunächst geheim (1813) - dem preußisch-russ. Bündnis an; er berief den Friedenskongress von 1814/15 nach Wien ein. Nach 1815 richtete sich seine Politik, geleitet von Metternich, gegen alle nat. und liberalen Bestrebungen.
Frankreich:
3) F. I., König (1515-47), aus der Seitenlinie Orléans-Angoulême des Hauses Valois, * Cognac 12. 9. 1494, ✝ Rambouillet 31. 3. 1547; eroberte durch seinen Sieg über die Schweizer bei Marignano 1515 das Herzogtum Mailand und schloss mit Papst Leo X. das für Frankreich vorteilhafte Konkordat von 1516 ab. 1519 bewarb er sich vergeblich um die dt. Kaiserkrone und kämpfte danach in vier Kriegen gegen Habsburg (1525/26 in span. Gefangenschaft). Er trat der Ausbreitung der Reformation mit Entschiedenheit entgegen. F. gilt als Wegbereiter des frz. Absolutismus. Sein Mäzenatentum verschaffte den geistigen Bestrebungen der Renaissance Eingang in Frankreich.
▣ Literatur:
Treffer, G.: F. I. von Frankreich (1494-1547). Herrscher u. Mäzen. Regensburg 1993.
Österreich:
4) F. I., Franz 2).
Österreich-Ungarn:
5) F. Joseph I., Kaiser (1848-1916), König von Ungarn (1867-1916), * Schloss Schönbrunn (heute zu Wien) 18. 8. 1830, ✝ ebd. 21. 11. 1916, Neffe von Ferdinand I., Enkel von 2), Onkel von 6),
1854 mit Elisabeth 3); trat 1848 nach Abdankung seines Onkels die Reg. an. Er hob die Verf.zugeständnisse von 1849 auf (1851) und regierte im absolutist. Sinn (Zentralismus, klerikale Kirchenpolitik). Die Niederlagen im Sardinisch-Französisch-Österr. Krieg (1859) leiteten eine Wende zu konstitutionellen Formen ein (Oktoberdiplom 1860, Februarpatent 1861). Der Verlust der Vorherrschaft in Dtl. nach dem Dt. Krieg 1866 zwang zur Verständigung mit Ungarn; der Ausgleich von 1867 schuf eine Realunion von Österreich und Ungarn. Seitdem orientierte er sich an der dualist. Verfassung. Grundlage seiner Außenpolitik waren seit 1866 Zweibund und Dreibund, wobei er die Spannungen mit Russland (Balkanfrage) nicht erkannte. Seine Fehleinschätzung der Kräfteverhältnisse trug mit zu der Konstellation bei, die in den Ersten Weltkrieg mündete.
▣ Literatur:
Palmer, A.: F. Joseph I. Kaiser von Österreich u. König von Ungarn. A. d. Engl. München u. a. 1995.
6) F. Ferdinand, Erzherzog, * Graz 18. 12. 1863, ✝ (ermordet) Sarajevo 28. 6. 1914, Neffe von 5); wurde durch den Tod des Kronprinzen Rudolf (1889) und seines Vaters, Erzherzog Karl Ludwig, (1896) Thronfolger; seit 1913 Generalinspekteur der Armee. Nach seiner Auffassung war die habsburg. Monarchie nur durch einen föderalist. (Trialismus) und liberaldemokrat. Staatsumbau (u. a. allg. Wahlrecht für Ungarn) zu retten. Seine Ermordung durch den serb. Nationalisten G. Prinčip war der äußere Anlass zum Ersten Weltkrieg.
▣ Literatur:
Weissensteiner, F.: F. Ferdinand. Der verhinderte Herrscher. München u. a. 1994.
II Frạnz,
Heilige:
1) F. von Assisi(Franziskus), eigtl. Giovanni Bernardone, italien. Ordensstifter, * Assisi 1181 oder 1182, ✝ ebd. 3. 10. 1226; stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Nach Krankheit und Bekehrungserlebnissen lebte er seit 1208 als Bettler und Wanderprediger und widmete sich der Pflege der Aussätzigen. 1209 schlossen sich ihm die ersten Gleichgesinnten an. Die schnell wachsende Anhängerschaft verband F. von Assisi zum »Orden der Minderen Brüder« (Franziskaner) und verpflichtete sie in einer ersten, auf Texten des N. T. basierenden Regel zu einem Leben in Armut und Buße im Dienst an den Menschen und an der Kirche. F. trat 1220 von der Leitung des Ordens zurück (Rückzug auf den Monte Alverno, dort 1224 Stigmatisation). Seine Frömmigkeit ist bestimmt durch Einfühlsamkeit und Gebet, weniger durch theolog. Gelehrsamkeit. Als Beispiel kann neben seinen Gebeten bes. der »Sonnengesang« (1224; gilt als erstes Zeugnis italien. Lyrik; volkstüml. Sprache) dienen. Bereits 1228 heilig gesprochen, Tag: 4. 10.
▣ Literatur:
Holl, A.: Der letzte Christ. F. von Assisi. Frankfurt 1989.
⃟ Dieterich, V.-J.: F. von Assisi. Reinbek 1995.
⃟ Frugoni, C.: F. von Assisi. Die Lebensgeschichte eines Menschen. A. d. Italien. Zürich u. a. 1997.
2) F. von Paula (F. von Paola), italien. Ordensstifter, * Paola (bei Cosenza) um 1436 (1416?), ✝ Schloss Plessis-lès-Tours 2. 4. 1507; gründete den Orden der Minimen (Paulaner), 1519 heilig gesprochen, Tag: 2. 4.
3) F. von Sales, frz. Ordensstifter, * Schloss Sales (bei Annecy) 21. 8. 1567, ✝ Lyon 28. 12. 1622; gründete 1610 mit Jeanne Françoise de Chantal (* 1572, ✝ 1641) den Orden der Salesianerinnen; vertrat anstelle asket. Weltabgewandtheit eine christl. Frömmigkeit im alltägl. Leben; behandelte aufgrund eigener Gotteserfahrung auch myst. Fragen (»Abhandlung von der Gottesliebe«); 1665 heilig gesprochen (Tag: 24. 1.), 1877 zum Kirchenlehrer erklärt.
4) F. Xaver, eigtl. Francisco de Jassu y Xavier (Javier), span. kath. Theologe, Jesuit, * Schloss Javier (bei Sangüesa, Prov. Navarra) 7. 4. 1506, ✝ auf Shangchuan (bei Kanton) 3. 12. 1552; Mitbegründer des Jesuitenordens; 1541 als päpstl. Legat im Auftrag des portugies. Königs Johann III. in Indien; unternahm von dort Missionsreisen nach Ceylon, Malakka und Japan. 1622 heilig gesprochen (Tag: 3. 12.), Patron der kath. Mission.
III Frạnz,
1) Günther, Historiker, * Hamburg 23. 5. 1902, ✝ Stuttgart 22. 7. 1992; arbeitete v. a. zur Agrargesch. (»Gesch. des Bauernstandes«, 1970) und zur Gesch. des dt. Bauernkrieges (»Der dt. Bauernkrieg«, 1933, 121984); editierte daneben Quellen und fachl. Bücherkunden.
2) Robert, eigtl. R. F. Knauth, Komponist, * Halle (Saale) 28. 6. 1815, ✝ ebd. 24. 10. 1892; hinterließ über 350 Lieder mit Klavierbegleitung und Bearbeitungen von Werken J. S. Bachs und G. F. Händels im Stil seiner Zeit.
3) Wolfgang, Wirtschaftswissenschaftler, * Nassau 7. 1. 1944; Prof. u. a. in Konstanz; befasst sich v. a. mit Arbeitsmarkt- sowie empir. Wirtschaftsforschung und Makroökonomie; seit 1994 Mitgl. des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtsch. Entwicklung und seit 1997 Leiter des Zentrums für Europ. Wirtschaftsforschung (ZEW, Mannheim).