Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Frankfurt
Frạnkfurt,1) Frankfurt am Main, kreisfreie Stadt im RegBez. Darmstadt, am unteren Main, mit 643 600 Ew. größte Stadt Hessens. F. liegt am Übergang vom Mainzer Becken zur Wetterau, 98 m ü. M., im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets. F. ist Sitz der Europ. Zentralbank und mehrerer Bundesbehörden (Dt. Bundesbank, Bundesrechnungshof, Bundesdisziplinargericht, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Zentrale der Dt. Bahn AG, Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit, Amt für Verteidigungslasten, Inst. für Angewandte Geodäsie) sowie von Regionalbehörden; Sitz des Hess. Rundfunks. Fast alle großen dt. und viele ausländ. Banken sowie die wichtigste dt. Wertpapierbörse haben hier ihren Sitz; ferner Devisen- und Goldbörse, Immobilienbörse, Getreide- und Produktenbörse. Viele Wirtschafts- und Ind.verbände, Konsulate und Generalkonsulate, Handelsmissionen u. a. Organisationen sind in F. vertreten. Sitz des Börsenvereins des Dt. Buchhandels, zahlr. Verlage; Messen und Fachausstellungen, u. a. Internat. Buchmesse (größte der Welt), Internat. Pelzmesse, Internat. Automobil-Ausstellung, Frühjahrs- und Herbstmessen. F. ist auch der wichtigste Ind.standort des Ballungsgebietes am Untermain, führend sind chem., elektrotechn. Ind., Maschinenbau. Wichtigster Verkehrsknotenpunkt Dtl.s für Bahn und Straße, außerdem Flusshäfen, internat. Flughafen mit Luftfrachthafen. - Johann Wolfgang Goethe-Univ. (gegr. 1912), Philosophisch-Theolog. Hochschule Sankt Georgen, Staatl. Hochschule für bildende Künste (Städelschule), Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Hochschule für Bankwirtschaft, Fachhochschule, Akademie der Arbeit, Akademie für Welthandel, Inst. für Modeschaffen, Hessenkolleg, Dt. Buchhändlerschule. Max-Planck-Institute für europ. Rechtsgesch., für Biophysik, für Hirnforschung, Gmelin-Inst. für anorgan. Chemie, Paul-Ehrlich-Inst., Sigmund-Freud-Inst., Dt. Inst. für Internat. Pädagog. Forschung, Römisch-German. Kommission, Frobenius-Inst., Inst. für Information, Battelle-Inst. F. ist Sitz der Deutschen Bibliothek, hat Stadt- und Univ.bibliothek mit Senckenberg. Bibliothek und die Bibliothek des Freien Dt. Hochstifts; Goethe-Haus (mit Goethe-Museum), Senckenberg. Naturhistor. Museum, Museen für Kunsthandwerk, Völkerkunde, Vor- und Frühgesch. Histor. Museum, Liebieghaus (alte Skulpturen), das Städelsche Kunstinst., Jüd. Museum, Museum für Moderne Kunst. Zu den am Mainufer schon bestehenden Museen (Museumsufer) kamen 1984 das Architektur- und das Filmmuseum, 1990 das Dt. Postmuseum hinzu. Ferner hat F. Opern-, Schauspielhaus, Kammerspiel, mehrere Privattheater, zoolog. Garten (mit Exotarium), Palmengarten. Von den Sportanlagen haben bes. das Waldstadion, die Ballsporthalle Höchst, die Trabrennbahn Niederrad und die Eissporthalle Bedeutung.
Stadtbild: Der Siedlungskern von F. ist eine flache Erhebung rechts am Fluss, der Domhügel, der schon ein röm. Kastell getragen hatte. Die dort von den Karolingern errichtete Pfalz wurde in der otton. Zeit ummauert; in der Stauferzeit entwickelte sich planmäßig eine Stadt neben der Burg (Saalhof, um 1200). In die Stadt war Sachsenhausen von Anfang an einbezogen. Bauwerke der Altstadt sind St. Leonhard (13.-16. Jh.), St. Nikolai (13.-15. Jh.), der »Dom« St. Bartholomäus (13.-14. Jh.), Liebfrauenkirche (14./15. Jh.), ehem. Karmeliterkloster (13. bis 16. Jh., heute Museum). Die erweiterte Stadt F. erhielt 1333 neue Stadtmauern, erhalten ist der Eschenheimer Turm (1400-28). Innerhalb des neuen Stadtrings entstand u. a. die Katharinenkirche (urspr. 1344-46, dann neu errichtet 1678-81 in spätgot. Formen), in Sachsenhausen die Deutschordenskirche (14. Jh., Barockfassade 18. Jh.). Außer zahlr. Adelshäusern bestimmte der Römer (1405) das Stadtbild. 1729/30 wurde die Hauptwache, 1789-1833 die Paulskirche errichtet. Im 19. Jh. wuchs F., nach Schleifung der Festungsanlagen (1805) von Promenaden und Grüngürteln umgeben, urspr. entlang den strahlenförmig verlaufenden Ausfallstraßen. Im Zweiten Weltkrieg wurde bes. der Kern der noch mittelalterl. Altstadt stark zerstört. Die Fassade des Römers (jüngst auch die Häuserzeile auf dem Römerberg), Leinwandhaus, Goethe-Haus, Paulskirche, Dom, Alte Oper u. a. wurden wieder aufgebaut. Zahlr. Neubauten bestimmen die »Skyline« von F., u. a. Verwaltungshochhäuser (u. a. Hochhaus der Commerzbank, mit 258,7 m Höhe höchster Büroturm Europas), Fernmeldeturm (1978, 331 m hoch), Messeturm (1990).
Geschichte: F. war zunächst röm. Militärlager, nach 110 röm. Zivilsiedlung Nida. Um 500 fränk. Königshof; der Name Franconovurd (Furt der Franken) ist seit 794 belegt. An der Stelle der karoling., später stauf. Pfalz entwickelte sich die Marktsiedlung, die noch vor 1200 Stadt wurde (eigene Stadtrechtsfamilie). Seit dem 12. Jh. war F. häufig Ort von Königswahlen (in der Goldenen Bulle 1356 reichsrechtlich festgesetzt), seit 1562 war der Dom auch Stätte der Kaiserkrönung. Die Stadt (seit 1372 reichsunmittelbar) entwickelte sich im 13. und 14. Jh. zum überregionalen Handels- und Messeplatz. Zu der seit dem 12. Jh. bezeugten Herbstmesse trat 1330 die Frühjahrsmesse; im 15.-17. Jh. war die Frankfurter Buchmesse bedeutend (erneut seit 1949). 1535 schloss sich die Stadt dem luth. Bekenntnis an und wurde Mitgl. des Schmalkald. Bundes. 1792 und 1796 frz. besetzt, verlor F. seine reichsstädt. Freiheit 1806, war 1806-13 Sitz des Fürstprimas des Rheinbunds und wurde 1810 Hptst. des Großherzogtums F., 1813 Freie Stadt, erhielt 1816 eine Gesetzgebende Versammlung (bis 1866); seit 1815/16 Sitz des Dt. Bundestages, 1848/49 der Frankfurter Nationalversammlung. Durch die 1928 erfolgte Eingemeindung von Höchst (1355 Stadtrechte) und Fechenheim wuchs die Bedeutung als Ind.stadt. 1977 Eingemeindung von Bergen-Enkheim. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt fast völlig zerstört.
▣ Literatur:
Frankfurter Histor. Kommission. F. a. M. Die Gesch. der Stadt in neun Beiträgen, hg. v. der Sigmaringen 21994.
⃟ Mack, E.: Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Frankfurt am Main 1994.
2) F. (Oder), kreisfreie Stadt in Brandenburg, am W-Ufer der Oder, 77 000 Ew.; Europa-Univ. Viadrina (1991 neu gegr.), Inst. für Halbleiterphysik; Kleist-Theater, Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte, Museum »Viadrina«; Halbleiterwerk, Baustoff-, Metall verarbeitende, Holz-, Nahrungsmittelind., Orgelbau; Grenzübergang nach Polen; Oderhafen.- Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu über 90 % zerstört. Erhalten blieben die frühgot. Hallenkirche St. Nikolai (heute Friedenskirche) und die ehem. Franziskanerkirche (heute Konzerthalle). Inzwischen wieder aufgebaut wurden: das spätgot. Rathaus, z. T. die spätgot. Marienkirche.- Die wohl um 1226 auf dem westl. Oderufer gegr. dt. Marktsiedlung erhielt 1253 Magdeburger Stadtrecht; 1368 bis zum Anfang des 16. Jh. Mitgl. der Hanse. 1506-1811 (erneut seit 1991) Univ.; 1952-90 Hptst. des gleichnamigen DDR-Bezirks. Seit 1945 bilden die östlich der Oder gelegenen Stadtteile, die Dammvorstadt, die zu Polen gehörende Gemeinde Słubice.
Stadtbild: Der Siedlungskern von F. ist eine flache Erhebung rechts am Fluss, der Domhügel, der schon ein röm. Kastell getragen hatte. Die dort von den Karolingern errichtete Pfalz wurde in der otton. Zeit ummauert; in der Stauferzeit entwickelte sich planmäßig eine Stadt neben der Burg (Saalhof, um 1200). In die Stadt war Sachsenhausen von Anfang an einbezogen. Bauwerke der Altstadt sind St. Leonhard (13.-16. Jh.), St. Nikolai (13.-15. Jh.), der »Dom« St. Bartholomäus (13.-14. Jh.), Liebfrauenkirche (14./15. Jh.), ehem. Karmeliterkloster (13. bis 16. Jh., heute Museum). Die erweiterte Stadt F. erhielt 1333 neue Stadtmauern, erhalten ist der Eschenheimer Turm (1400-28). Innerhalb des neuen Stadtrings entstand u. a. die Katharinenkirche (urspr. 1344-46, dann neu errichtet 1678-81 in spätgot. Formen), in Sachsenhausen die Deutschordenskirche (14. Jh., Barockfassade 18. Jh.). Außer zahlr. Adelshäusern bestimmte der Römer (1405) das Stadtbild. 1729/30 wurde die Hauptwache, 1789-1833 die Paulskirche errichtet. Im 19. Jh. wuchs F., nach Schleifung der Festungsanlagen (1805) von Promenaden und Grüngürteln umgeben, urspr. entlang den strahlenförmig verlaufenden Ausfallstraßen. Im Zweiten Weltkrieg wurde bes. der Kern der noch mittelalterl. Altstadt stark zerstört. Die Fassade des Römers (jüngst auch die Häuserzeile auf dem Römerberg), Leinwandhaus, Goethe-Haus, Paulskirche, Dom, Alte Oper u. a. wurden wieder aufgebaut. Zahlr. Neubauten bestimmen die »Skyline« von F., u. a. Verwaltungshochhäuser (u. a. Hochhaus der Commerzbank, mit 258,7 m Höhe höchster Büroturm Europas), Fernmeldeturm (1978, 331 m hoch), Messeturm (1990).
Geschichte: F. war zunächst röm. Militärlager, nach 110 röm. Zivilsiedlung Nida. Um 500 fränk. Königshof; der Name Franconovurd (Furt der Franken) ist seit 794 belegt. An der Stelle der karoling., später stauf. Pfalz entwickelte sich die Marktsiedlung, die noch vor 1200 Stadt wurde (eigene Stadtrechtsfamilie). Seit dem 12. Jh. war F. häufig Ort von Königswahlen (in der Goldenen Bulle 1356 reichsrechtlich festgesetzt), seit 1562 war der Dom auch Stätte der Kaiserkrönung. Die Stadt (seit 1372 reichsunmittelbar) entwickelte sich im 13. und 14. Jh. zum überregionalen Handels- und Messeplatz. Zu der seit dem 12. Jh. bezeugten Herbstmesse trat 1330 die Frühjahrsmesse; im 15.-17. Jh. war die Frankfurter Buchmesse bedeutend (erneut seit 1949). 1535 schloss sich die Stadt dem luth. Bekenntnis an und wurde Mitgl. des Schmalkald. Bundes. 1792 und 1796 frz. besetzt, verlor F. seine reichsstädt. Freiheit 1806, war 1806-13 Sitz des Fürstprimas des Rheinbunds und wurde 1810 Hptst. des Großherzogtums F., 1813 Freie Stadt, erhielt 1816 eine Gesetzgebende Versammlung (bis 1866); seit 1815/16 Sitz des Dt. Bundestages, 1848/49 der Frankfurter Nationalversammlung. Durch die 1928 erfolgte Eingemeindung von Höchst (1355 Stadtrechte) und Fechenheim wuchs die Bedeutung als Ind.stadt. 1977 Eingemeindung von Bergen-Enkheim. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt fast völlig zerstört.
▣ Literatur:
Frankfurter Histor. Kommission. F. a. M. Die Gesch. der Stadt in neun Beiträgen, hg. v. der Sigmaringen 21994.
⃟ Mack, E.: Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Frankfurt am Main 1994.
2) F. (Oder), kreisfreie Stadt in Brandenburg, am W-Ufer der Oder, 77 000 Ew.; Europa-Univ. Viadrina (1991 neu gegr.), Inst. für Halbleiterphysik; Kleist-Theater, Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte, Museum »Viadrina«; Halbleiterwerk, Baustoff-, Metall verarbeitende, Holz-, Nahrungsmittelind., Orgelbau; Grenzübergang nach Polen; Oderhafen.- Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu über 90 % zerstört. Erhalten blieben die frühgot. Hallenkirche St. Nikolai (heute Friedenskirche) und die ehem. Franziskanerkirche (heute Konzerthalle). Inzwischen wieder aufgebaut wurden: das spätgot. Rathaus, z. T. die spätgot. Marienkirche.- Die wohl um 1226 auf dem westl. Oderufer gegr. dt. Marktsiedlung erhielt 1253 Magdeburger Stadtrecht; 1368 bis zum Anfang des 16. Jh. Mitgl. der Hanse. 1506-1811 (erneut seit 1991) Univ.; 1952-90 Hptst. des gleichnamigen DDR-Bezirks. Seit 1945 bilden die östlich der Oder gelegenen Stadtteile, die Dammvorstadt, die zu Polen gehörende Gemeinde Słubice.