Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fontane
Fontane,Theodor, Schriftsteller, * Neuruppin 30. 12. 1819, ✝ Berlin 20. 9. 1898; stammte aus einer Hugenottenfamilie; war zuerst Apotheker; 1864, 1866 und 1870 Kriegsberichterstatter; 1870-89 Theaterkritiker bei der »Voss. Zeitung« in Berlin. F. begann mit Balladen im Stil des Spätrealismus; neben H. Heine gilt er als der bedeutendste dt. Feuilletonist (»Wanderungen durch die Mark Brandenburg«, Reisefeuilletons, 4 Bde., 1862-82; »Ein Sommer in London«, 1854). Eine Liebesgeschichte, die die soziale Struktur und die Geschichte Preußens zum Hintergrund hat, ist »Schach von Wuthenow« (1883). Erst im Alter schrieb er die in der damaligen märk. und bes. in der Berliner Gesellschaft des Adels und des Bürgertums spielenden großen realist. Romane, in denen er das Bild einer innerlich brüchigen Zeit entwarf, so in »Irrungen, Wirrungen« (1888), »Stine« (1890) und »Die Poggenpuhls« (1896) über die Fragwürdigkeit der Standeshierarchie, in »Effi Briest« (1895) über die lebenszerstörenden Folgen des Ehren- und Sittenkodexes seiner Zeit; in »Der Stechlin« (hg. 1899) vereint sich konservative Gesinnung mit sozialer Kritik. F. hat den dt. Roman aus der erstarrenden Tradition des Bildungsromans gelöst und auf die Höhe des europ. krit. Gesellschaftsromans geführt. Im Zurückdrängen der Handlung zugunsten des Dialogs und in der Ausbildung eines formbewussten Erzählens, für das leise Skepsis und Ironie typisch sind, wirkte er entscheidend auf die Entwicklung des Romans.
Ausgabe:Romane u. Erzählungen in acht Bänden, hg. v. P. Goldammer u. a. (41993).
Literatur:
Jolles, C.: T. F. Stuttgart u. a. 41993.
Nürnberger, H.: T. F. Reinbek 110.-113. Tsd. 1995.
Reuter, H.-H.: F., 2 Bde. Berlin u. a. 21995.
Ohff, H.: T. F. Leben u. Werk. München u. a. 31996.
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