Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Flämische Bewegung
Flämische Bewegung,eine polit. Bewegung in Belgien, entstanden unter den Flamen nach Gründung des belg. Staates (1830/31), um das sprachlich-kulturelle, wirtschaftlich-soziale und polit. Übergewicht der Französisch sprechenden Wallonen abzubauen. Zunächst von Literaten und Sprachforschern (u. a. H. Conscience, J. A. de Laet) mit dem Ziel einer kulturellen Emanzipation getragen, setzte die F. B. bis zum Ende des 19. Jh. die Anerkennung des Niederländischen als gleichberechtigte Schul-, Amts- und Gerichtssprache im fläm. Landesteil Belgiens durch (Ges. von 1873, 1878 und 1888). Im Ersten Weltkrieg arbeiteten die fläm. »Aktivisten« mit der dt. Verwaltung in Belgien zusammen und erreichten 1916/17 vorübergehend die Flamisierung der Univ. Gent (endgültig 1930) und die Verwaltungstrennung Flanderns von Wallonien. Trotz Verfolgung der »Aktivisten« nach 1918 bildete sich ein neuer fläm. Nationalismus, der 1932-38 weitere grundlegende Ges. zur Sicherung der fläm. Sprachenrechte durchsetzte. Der 1933 gegründete Vlaams Nationaal Verbond (Fläm. Nat. Verband), der einen »großniederländ.« Staat erstrebte, wurde wegen Kollaboration mit der dt. Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg 1944 verboten. Die sich in der Nachkriegszeit nur langsam neu organisierende F. B. erhielt mit der 1954 gegründeten Volksunie eine radikale Interessenvertreterin. Seit der Wende zu den 1960er-Jahren entwickelte sie die F. B. zu einem Motor des flämisch-wallon. Konflikts (»Sprachenstreit«), der nunmehr das gesamte polit. Kräftefeld in seinen Bann zog und über Zwischenstufen mit der Umwandlung Belgiens in einen Bundesstaat (Verf.reformen von 1988 und 1993) seine Lösung finden sollte.
Flämische Bewegung,eine polit. Bewegung in Belgien, entstanden unter den Flamen nach Gründung des belg. Staates (1830/31), um das sprachlich-kulturelle, wirtschaftlich-soziale und polit. Übergewicht der Französisch sprechenden Wallonen abzubauen. Zunächst von Literaten und Sprachforschern (u. a. H. Conscience, J. A. de Laet) mit dem Ziel einer kulturellen Emanzipation getragen, setzte die F. B. bis zum Ende des 19. Jh. die Anerkennung des Niederländischen als gleichberechtigte Schul-, Amts- und Gerichtssprache im fläm. Landesteil Belgiens durch (Ges. von 1873, 1878 und 1888). Im Ersten Weltkrieg arbeiteten die fläm. »Aktivisten« mit der dt. Verwaltung in Belgien zusammen und erreichten 1916/17 vorübergehend die Flamisierung der Univ. Gent (endgültig 1930) und die Verwaltungstrennung Flanderns von Wallonien. Trotz Verfolgung der »Aktivisten« nach 1918 bildete sich ein neuer fläm. Nationalismus, der 1932-38 weitere grundlegende Ges. zur Sicherung der fläm. Sprachenrechte durchsetzte. Der 1933 gegründete Vlaams Nationaal Verbond (Fläm. Nat. Verband), der einen »großniederländ.« Staat erstrebte, wurde wegen Kollaboration mit der dt. Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg 1944 verboten. Die sich in der Nachkriegszeit nur langsam neu organisierende F. B. erhielt mit der 1954 gegründeten Volksunie eine radikale Interessenvertreterin. Seit der Wende zu den 1960er-Jahren entwickelte sie die F. B. zu einem Motor des flämisch-wallon. Konflikts (»Sprachenstreit«), der nunmehr das gesamte polit. Kräftefeld in seinen Bann zog und über Zwischenstufen mit der Umwandlung Belgiens in einen Bundesstaat (Verf.reformen von 1988 und 1993) seine Lösung finden sollte.