Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fliesen
Fliesen[mnd. vlise »Steinplatte«], unter hohem Druck gepresste und bei Temperaturen von 1 200 bis 1 300 ºC gebrannte keram. Platten zur Verkleidung von Innen- und Außenwänden oder als Bodenbelag. Der dichte, gesinterte Scherben oder (bei porösem Scherben) die glasierte Oberfläche verhindern das Eindringen von Feuchtigkeit, Schmutz und Mikroorganismen. Die Bez. F., die eigtl. nur für plattenförmige Gebilde aus Steinzeug oder Steingut angewandt werden sollte, wird auch für Platten aus Glas, Naturstein, Kunststein, Linoleum, Gummi, Kunststoff u. a. gebraucht.
Geschichte: Marmorplatten wurden in Rom in der späteren Kaiserzeit verwendet, dann bes. in Italien im MA. (Cosmaten) und in der Renaissance. - Die keram. F. waren in Ägypten schon um die Mitte des 2. Jt. v. Chr. bekannt; sie spielten eine wichtige Rolle in der assyr., babylon. und altpers. Baukunst und in den südamerikan. Inkakulturen. In Vorderasien erblühte die Kunst der F. wieder seit dem 12. Jh. n. Chr. Die Mauren führten im 14. Jh. vielfarbig bemalte und glasierte keram. F. (Azulejos) nach Spanien ein. Ein Höhepunkt in der F.-Produktion lag im 16. Jh. in den Niederlanden, wo in Delft u. a. Werkstätten im 17. und 18. Jh. sowohl F.-Tableaus als auch Einzel-F. hergestellt wurden. In der Baukunst der Gegenwart finden F. wieder verstärkt Verwendung.
Literatur:
H. van Lemmen. F. in Kunst u. Architektur, bearb. v. A. d. Engl. Stuttgart 1994.
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