Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Feuerbach
Feuerbach,1) Anselm, Maler, * Speyer 12. 9. 1829, ✝ Venedig 4. 1. 1880, Enkel von 3); ausgebildet in Düsseldorf, München, Antwerpen und Paris, ging 1856 nach Rom; 1873-77 Akademieprof. in Wien. F. wurde in seiner künstler. Entwicklung durch seine Stiefmutter Henriette, geb. Heydenreich (* 1812, ✝ 1892), entscheidend gefördert; sie veröffentlichte nach seinem Tod seine an sie gerichteten Briefe u. d. T. »Ein Vermächtnis« (1882). In seinen monumentalen mytholog. Gemälden von melancholisch-heroischer Stimmung fand seine Kunst ihre endgültige Form.
Werke: Hafis vor der Schenke (1852, Mannheim, Kunsthalle); Iphigenie I (1871, Stuttgart, Staatsgalerie); Medea (1870, München, Neue Pinakothek); Nanna-Porträts in Karlsruhe, Stuttgart und Berlin; Porträts der Stiefmutter in Heidelberg und Berlin.
Literatur:
Ecker, J.: A. F. Leben u. Werk. München 1991.
Kupper, D.: A. F. Reinbek 1993.
2) Ludwig Andreas, Philosoph, * Landshut 28. 7. 1804, ✝ auf dem Rechenberg bei Nürnberg 13. 9. 1872, Sohn von 3); seit 1828 Privatdozent in Erlangen, gab aufgrund theolog. Anfeindungen wegen seiner Schrift »Gedanken über Tod und Unsterblichkeit« (1830) seine akadem. Laufbahn auf. Urspr. von Hegel und der Kritik an dessen Konzeption vom »absoluten Geist« ausgehend, entwickelte F. seinen anthropolog. Materialismus: Das sinnl. Einzelwesen in Kommunikation mit dem Anderen sei die wahre Wirklichkeit, aus der heraus sich der Mensch, seine Wünsche in eine übersinnl. Welt projizierend, seine Religion schaffe. F.s Anthropologie und Religionskritik wirkten auf K. Marx und F. Engels, auf den dt. Realismus, M. Buber und K. Löwith.
Werke: Das Wesen des Christentums (1841); Grundsätze der Philosophie der Zukunft (1843); Vorlesungen über das Wesen der Religion (1851).
Literatur:
Thies, E.: L. F. Zwischen Univ. u. Rathaus oder die Heidelberger Philosophen u. die 48er Revolution. Heidelberg 1990.
Sass, H.-M.: L. F. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten dargest. Reinbek 20.-21. Tsd. 1994.
3) Paul Johann Anselm Ritter von, Jurist, * Hainichen (bei Jena) 14. 11. 1775, ✝ Frankfurt am Main 29. 5. 1833, Großvater von 1), Vater von 2); war Prof. in Jena, Kiel und Landshut, wurde 1817 Präs. des Appellationsgerichts in Ansbach. F. ist der Begründer der modernen dt. Strafrechtslehre, der psycholog. Abschreckungstheorie und der Schöpfer des bayer. StGB von 1813. Er lehrte, dass nicht erst die Strafvollstreckung, sondern bereits die Strafdrohung präventive Wirkung entfalte, also die Bürger vor Straftaten abschrecke. Daraus folge, dass Gesetze allg. bekannt, Tatbestände klar formuliert sein und die Unrechtsfolgen von vornherein feststehen müssten, was in die Formel »nulla poena sine lege« (lat. »keine Strafe ohne Gesetz«), eines der zentralen rechtsstaatl. Postulate, mündete (Dargelegt in: »Lehrbuch des gemeinen, in Dtl. gültigen peinl. Rechts«, 1801).
Weitere Werke: Kritik des natürl. Rechts ... (1796); Anti-Hobbes (1797); Kaspar Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen (1832).
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