Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Festung
Festung, ständig befestigte Anlage zur Sicherung eines strategisch wichtigen Geländeabschnitts oder wichtiger Verkehrsverbindungen. - Mit der Einführung von Feuerwaffen erwies sich die Anlage von Erdwällen mit Brustwehren und von vorn halbrunden Bastionen, die weit in die Gräben vorsprangen, um sie flankierend unter Feuer nehmen zu können, anstelle von Burgmauern und -türmen als zweckmäßig. Der bastionierte Grundriss rund um eine Stadt bestimmte den F.-Bau vom 16. Jh. bis in die 1. Hälfte des 18. Jh., der bedeutendste F.-Baumeister um 1700 war der frz. Marschall S. le Prestre de Vauban. Es folgte im 18./19. Jh. der sternförmige Grundriss mit langen Wällen und abwechselnd ein- und ausspringenden Winkeln. In der 2. Hälfte des 19. Jh. zwang die gesteigerte Leistungsfähgikeit der Artillerie (v. a. durch die gezogenen Geschützrohre) zur Ausweitung und zum weiteren Ausbau der F.-Bauten. Die vor der Kernumwallung liegenden Stützpunkte wurden um mehrere Hundert Meter vorgeschoben, um die gegner. Artillerie auf Distanz zum F.-Kern zu halten. Es entwickelte sich die Fort-F., in der sich die Verteidigung von der Kernumwallung auf den Ring der bald kilometerweit vorgeschobenen Außenwerke (Forts und kleinere Zwischenwerke) verlagerte. Beispiele für diese großräumigen F. sind Metz und Paris sowie die im Ersten Weltkrieg z. T. heftig umkämpften Städte Lüttich, Antwerpen und Verdun. Zw. den beiden Weltkriegen entstanden ausgedehnte, durchgehende Befestigungsfronten mit stark betonierten, teilweise unterird. Anlagen, versenkbaren Geschütztürmen und Panzersperren (Maginotlinie, Westwall, Atlantikwall).
Literatur:
R. Huber Glossarium artis, hg. v. u. R. Rieth, Bd. 7: F.en. Tübingen u. a. 21990.
Meyer, Werner: Dt. Burgen, Schlösser u. F.en. Neuausg. Bindlach 1994.
Neumann, H.: Festungsbaukunst u. Festungsbautechnik. Dt. Wehrbauarchitektur vom XV. bis XX. Jh. Bonn 21994.
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