Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fernsprecher
Fernsprecher (Telefon), Endgerät zur Umwandlung akust. in elektr. Signale (Mikrofon) und umgekehrt (Fernhörer) für den fernmündl. Informationsaustausch. In einem Mikrofon werden die Schallwellen in Wechselstrom oder in pulsierenden Gleichstrom umgewandelt, der entweder über Leitungen zum Empfänger geführt wird oder die Trägerschwingung eines Senders moduliert. Auf der Empfangsseite werden die elektr. Signale im Fernhörer in Schallwellen zurückverwandelt. Mikrofon und Fernhörer sind im Handapparat (»Telefonhörer«) vereinigt. Der F. enhält außerdem die Wähltastatur (früher Wählscheibe), einen Wechselstromwecker und den Gabelumschalter. Bei der Tastenwahl werden beim Drücken einer Taste von einem Transistorgenerator jeweils zwei Tonfrequenzen (von acht möglichen) über die Leitung zur Vermittlungsstelle gesendet, wo eine Rückwandlung der Tonfrequenzsignale in Schaltimpulse stattfindet. Durch die Wähl- bzw. Schaltimpulse wird in der Vermittlungsstelle eine Verbindung hergestellt. Dabei wird zunächst von einem Wechselstromgenerator ein Rufwechselstrom (Frequenz 25 Hz) erzeugt, der im »angerufenen« F. über einen Kondensator durch den Wecker fließt und einen Klingelton erzeugt. Bei Abheben des Telefonhörers schließt der Gabelumschalter die Gleichstromschleife über das Mikrofon, worauf in der Vermittlungsstelle die Verbindung durchgeschaltet wird. Im Fernsprechverkehr unterscheidet man zw. Sprechstellen desselben und versch. Ortsnetze. Im Ortsverkehr werden die Gespräche direkt übertragen, wozu jedes Gespräch eine Leitung erfordert. Im Fernverkehr werden mehrere Gespräche gleichzeitig übertragen. Bei diesem Trägerfrequenzverfahren werden die Sprachfrequenzen (300-3 400 Hz) einer höheren Frequenz aufmoduliert. Über Sendefilter (Einseitenbandfilter) werden die Gespräche auf ein Koaxialkabel geschaltet und am anderen Ende durch Empfangsfilter wieder getrennt und demoduliert. Für den Sprechverkehr in Gegenrichtung muss ein zweites System bereitgestellt werden. Ferngespräche im Inlandsverkehr werden teilweise auch über Richtfunk, im Überseeverkehr über Kommunikationssatelliten (Frequenzbereich zwischen 2 und 12 GHz) übertragen. Als Übertragungsleitungen werden zunehmend Glasfaserkabel (Lichtleiter) anstelle von Kupferkabeln eingesetzt. Dies ermöglicht eine rein digitale Vermittlung und Übertragung sowie eine Analog-digital-Wandlung direkt beim Teilnehmer. Die Entwicklung der opt. Nachrichtentechnik ermöglicht hohe Übertragungsgeschwindigkeit und den Aufbau eines universellen Breitbandkommunikationssystems (z. B. ISDN). Über das Fernsprechnetz können außer Sprache auch Daten und Informationen übertragen werden. Die Digitaltechnik ermöglichte auch eine Ausweitung des Leistungsangebots. So sind z. B. das Anklopfen, Makeln, die Anrufweiterschaltung und die Dreierkonferenz möglich. Über genormte Schnittstellen können ISDN-F. (Computertelefone) unmittelbar mit Computern verknüpft werden (CIT, engl. computer integrated telephony, »rechnergestütztes Telefonieren«). Sie verfügen über ein integriertes Modem und einen Speicher. Mit CIT ist z. B. die Integration des Anrufbeantworters in den PC oder das Wählen von der Datenbank aus möglich.Schnurlose F. bestehen aus einem an die Fernsprechleitung angeschlossenen Basisgerät und einem oder mehreren mobilen Handgeräten. Die Sendeleistung zw. Basis- und Handgerät beträgt 10 mW. Analoge Geräte arbeiten nach dem CT1+-Standard (Abk. von engl. cordless telephone), bei dem 80 Kanäle zur Verfügung stehen. Für digitale schnurlose Telefone wurde 1991 der CT2-Standard mit 40 Kanälen eingeführt. Mit diesem Standard können von einem Basisgerät acht Handgeräte bedient werden. 1992 ist der DECT-Standard (Abk. von engl. digital european cordless telephone) für digitale Geräte eingeführt worden. Er bietet 120 Kanäle und ein Basisgerät kann bis zu zwölf Handgeräte bedienen. Bei der drahtlosen Fernsprechübermittlung (Funkfernsprechen, Mobilfunk) werden elektromagnet. Wellen übertragen. Geschichte: Nachdem es P. Reis 1859/60 gelungen war, die menschl. Sprache elektrisch zu übertragen, setzte die Fernsprechtechnik mit großem Aufschwung ein, nach der Erfindung des elektromagnet. Telefons durch G. Bell (1876) und des Kohlemikrofons durch T. A. Edison (1877) und D. E. Hughes (1878). 1889 schuf A. B. Strowger mit der Erfindung des Drehwählers die Selbstanschlusstechnik. Die Erfindung der Elektronenröhre und ihr prakt. Einsatz nach dem Ersten Weltkrieg gaben den Anstoß zur Ausbildung der heutigen Übertragungstechnik. Am Aufbau des dt. Fernsprechwesens waren H. von Stephan und W. von Siemens führend beteiligt.
▣ Literatur:
Kaszynski, G.u. Schönhoff, J.: Fernsprechendgeräte. Berlin 1991.
⃟ Vries, J. de: Telefon-, ISDN-Installationen. Installation von Endeinrichtungen für öffentl. Telekommunikationsnetze. Grundlagen, Recht, Praxis. Heidelberg 1996.
▣ Literatur:
Kaszynski, G.u. Schönhoff, J.: Fernsprechendgeräte. Berlin 1991.
⃟ Vries, J. de: Telefon-, ISDN-Installationen. Installation von Endeinrichtungen für öffentl. Telekommunikationsnetze. Grundlagen, Recht, Praxis. Heidelberg 1996.