Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fernrohr
Fernrohr,1) Astronomie: (lat. Telescopium) ein Sternbild am Südhimmel.
2) Optik: (Teleskop) ein opt. Gerät, das entfernte Gegenstände unter einem größeren Sehwinkel zeigt, sie also scheinbar näher rückt. Bei einem dioptr. F. (Refraktor), das nur aus lichtbrechenden opt. Bauelementen besteht, entwirft die Gegenstandslinse (Objektiv), bei einem katoptr. F. (Reflektor, Spiegel-F.) dagegen ein Hohlspiegel ein Bild des Gegenstandes in der Gesichtsfeldblende (Spiegelteleskop). Katadioptr. F. verwenden Linsen und Spiegel gleichzeitig. Das Bild, das bei sehr fernen Gegenständen im Abstand der Brennweite vom Objektiv liegt, wird durch die Augenlinse (Okular) betrachtet. - Besseres Tiefenunterscheidungsvermögen liefern Doppel-F. (z. B. Feldstecher, Scheren-F.), bei denen beidäugige Beobachtung durch zwei miteinander verbundene gleiche F. erfolgt.Dioptrische F.: Das holländ. oder galileische F. hat als Objektiv eine Sammel- und als Okular eine Zerstreuungslinse, die um die Differenz ihrer Brennweiten voneinander entfernt sind. Es entsteht kein reelles Zwischenbild. Das zerstreuende Okular erzeugt im Unendlichen ein aufrechtes, virtuelles Bild. Es wird als Doppelrohr mit 2- bis 10facher Vergrößerung als Opern-, Jagd- und Nachtglas verwendet. Bei den astronom. oder keplerschen F. bestehen Okular und Objektiv aus einer Sammellinse (Abstand = Summe der Brennweiten); sie liefern reelle, vergrößerte, umgekehrte Bilder. Beim terrestr. F. wird mit einer dritten Linse eine zweite Umkehrung des Bildes und damit dessen aufrechte Stellung erreicht. Mit 10- bis 30facher Vergrößerung dient es als Zielfernrohr. Wird statt einer Sammellinse ein Prismensatz zur Aufrechtstellung des Bildes benutzt, erhält man ein Prismenglas (6- bis 8fache Vergrößerung). Beim Scheren-F. erzeugt ein Abstand der Objektive bis zu einem Meter eine noch weit stärkere plast. Wirkung. - Vergrößerung und Objektivdurchmesser eines F. werden üblicherweise durch ein Zahlenpaar bezeichnet, etwa 8×50. Teilt man die zweite (Objektivdurchmesser) durch die erste Zahl (Vergrößerung), so erhält man ein Maß für die Lichtstärke des Fernrohrs.Geschichte: Das dioptr. F. wurde um 1608 wahrscheinlich von dem niederländ. Brillenmacher J. Lipperhey erfunden. Galilei baute 1609 ohne Kenntnis dieser Erfindung das nach ihm benannte F., mit dem er die Sonnenflecken, die Phasen der Venus, die Jupitermonde, den Saturnring sowie die Natur der Milchstraße entdeckte. Das astronom. F. erfand Kepler, das katoptr. F. wahrscheinlich L. Digges (um 1571) oder N. Zucchius (um 1608).
Literatur:
Rohr, H.: Das F. für jedermann, bearb. v. H. Ziegler u. W. Brunner. Zürich u. a. 71983.
Riekher, R.: F.e u. ihre Meister. Berlin 21990.
Learner, R.: Die Gesch. der Astronomie u. die Entwicklung des Teleskops seit Galilei. A. d. Engl. Neuausg. Bindlach 1991.
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