Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fenster
Fenster[ahd. fenstar, von lat. fenestra] das,
1) Architektur: in oberirdisch angelegten Gebäuden ein verglastes Ausbauelement zum Verschluss einer Wandöffnung und zum Beleuchten und Belüften eines Innenraumes. Die F.-Öffnung wird unten durch die äußere Sohlbank und die innere F.-Bank (F.-Brett), seitlich durch die F.-Laibung und oben durch den F.-Sturz gebildet und unten durch die F.-Brüstung begrenzt. Das F. besteht aus F.-Rahmen und F.-Flügel(n) (dieser aus Flügelrahmen, Beschlägen und Verglasung). Ein F. wird nach versch. Gesichtspunkten eingeteilt: a) nach Werkstoff (z. B. Holz-, Metall-, Kunststoff-F.); b) nach Konstruktion des F.-Rahmens (Blendrahmen-, Zargen-, Kasten-F.); c) nach Zahl der hintereinander befindl. Glasscheiben (Einfach-, Doppel-, Dreifach-F.); d) nach Öffnungsart der Flügel (Drehflügel-, Wendeflügel-, Schwingflügel-, Drehkippflügel-, Kipp-, Klapp-F.); e) nach der Lage im Gebäude (Innen-, Außen-F.); f) nach Funktion (Küchen-, Dach-, Keller-F. u. a.).Geschichte: In prähistor. Zeit gab es lediglich Licht- und Abzugsöffnungen, wie sie auch noch durch frühgrch. und altital. (bes. etrusk.) Zeugnisse belegt sind. In der minoischen Kultur auf Kreta gab es Aussichts-F.; F. zu den Innenhöfen sind bes. aus der hellenist. Zeit, v. a. aus Delos und von Priene, bekannt, nach der Straße wie zum Garten hinaus in Herculaneum und Pompeji. Die Römer verwendeten als F.-Füllung seit dem 1. Jh. n. Chr. als Erste Glas. - War in der altchristl. und frühmittelalterlichen kirchl. Architektur i. d. R. das F. rundbogig geschlossen und aus einer senkrecht in die Mauer eingeschnittenen Laibung entstanden, so kam in der Romanik das schräg zur Mauerstärke eingeschnittene F.-Gewände auf. Der Verschluss der F.-Öffnung erfolgte v. a. in Kirchen mit Glas (Glasmalerei), das in Bleistege gefasst war und meist in einem in die Mauer eingelassenen Holzrahmen saß. Auf das roman. Rundbogen-F. folgte das spitzbogige der Gotik, das, größer werdend, die Wand zunehmend auflöste. In der Renaissance wurde das F. für die Fassade bestimmendes Element, neben dem Rundbogen wurde der gerade F.-Sturz verwendet, und die F. erhielten häufig eine Umrahmung bzw. Verdachung, welche im Barock Giebel- oder Segmentbogenformen annahm, während der Klassizismus wieder gerade Formen bevorzugte. - Nachdem die Architektur des 19. Jh. mit dem Glaspalast der Weltausstellung in London (1851) und dem Münchner Glaspalast (1853-54) eine architekton. Neubewertung des F. versucht hatte, entstand im 20. Jh. mit der Entwicklung des Neuen Bauens eine Glasarchitektur, an deren Ausbildung Dtl., Frankreich, die Niederlande und die USA wesentlich beteiligt sind.
Literatur:
Kräftner, J.u. Fussenegger, G.: F. St. Pölten 1979.
F. Planung, Gestaltung u. Konstruktion, bearb. v. K. Pracht. Stuttgart 1982.
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