Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fayence
Fayence[fa'jãs; frz., nach Faenza] die (Majolika), tonkeram. Erzeugnis, dessen poröser roter oder ockerfarbener Scherben mit einer farbigen oder weiß deckenden Zinnglasur bedeckt ist. Nach dem Formen werden die Stücke getrocknet, bei etwa 800 ºC gebrannt und nach dem Erkalten in das zinkoxidhaltige Glasurbad getaucht. Die Glasurmasse bleibt als Überzug auf dem Stück haften und wird bei einem 2. Brand bei etwa 1 100 ºC aufgeschmolzen. Farbige Muster können entweder vor dem Glasurbrand mit Scharffeuerfarben (wegen der hohen Temperatur beschränkt auf Blau, Mangan, Gelb, Grün, Rot, Braun und Schwarz) oder auf die fertig glasierten Stücke mit Muffelfarben aufgetragen werden. Die Muffelfarben werden in einem 3. schwachen Brand eingebrannt.
Tonwaren mit gefärbten Bleiglasuren (ohne Zinn) sind schon im 4. Jt. v. Chr. in Ägypten hergestellt worden, ebenso im Bereich der ägäischen Kultur. Echte F. sind erst seit 500 v. Chr. in Mesopotamien und Persien nachweisbar. Wahrscheinlich unabhängig davon entstanden F. sehr früh auch schon in China und Indien. Die Araber brachten die Lüster-F. nach Spanien. Italien wurde von dort mit F.-Waren versorgt, v. a. von Mallorca aus (daher Majolika). Von Italien gelangte die F. nach Frankreich, wo sich im 17./18. Jh. ein besonderer Dekorationsstil ausbildete, und nach den Niederlanden, wo sie seit dem 16. Jh., bes. in Delft seit dem 17. Jh., als Nachahmung chines. Porzellane Weltruhm erlangte. Von Delft aus wurden seit 1660 in Dtl. die ersten Fabriken gegründet. Um 1800 wurde die F. durch engl. Steingut verdrängt.
Literatur:
Graesse, J. G. T.u. Jaennicke, E.: Führer für Sammler von Porzellan u. F., neu bearb. v. L. Behse. A. d. Frz. München 271991.
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