Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Fahrrad
Fahrrad, ein zweirädriges, einspuriges Fahrzeug, das mit Muskelkraft durch Tretkurbeln (selten über eine Kardanwelle) angetrieben wird. Das Gleichgewicht beim Fahren wird durch Verlagern des Körpergewichts und durch Lenken des Vorderrads gehalten. Die Räder haben eine stabilisierende Kreiselwirkung. Im Rahmen aus nahtlos gezogenem Stahlrohr oder aus Leichtmetall sind die Vorderradgabel mit der Lenkstange, das Tretlager und das Hinterrad gelagert. Die Kröpfung der Vorderradgabel bewirkt den für die Stabilisierung und das Lenken wichtigen Nachlauf. Von der Lenkstange aus sind eine (Vorderrad) oder zwei Felgen-, Trommel- oder Rollenbremsen zu betätigen. An den Naben der Räder sind die Speichen tangential und schräg zur Radebene befestigt. Die Speichen sind durch Nippel an den Felgen gleichgespannt. Die Felgen tragen Schlauch und Mantel (Decke) der Bereifung. Das Hinterrad wird i. d. R. durch Kettenübersetzung angetrieben. Die Übersetzung beträgt 1 : 2 bis 1 : 4, d. h., bei einer Umdrehung der Tretkurbel dreht sich das Hinterrad zwei- bis viermal. Viele F. haben eine Gangschaltung zur Änderung des Übersetzungsverhältnisses. Die Getriebe bestehen entweder aus mehreren Planetenrädern (Nabenschaltung, Planetengetriebe) oder aus mehreren Kettenrädern mit versch. Durchmesser (Kettenschaltung). Es gibt auch Kombinationen von Naben- und Kettenschaltung. Der Freilauf ermöglicht, das F. ohne Betätigen der Tretkurbel rollen zu lassen. Bei Nabenschaltung kann der Freilauf eine Rücktrittbremse (Hinterrad) enthalten.Beim Herren-F. hat der Rahmen die Form eines Dreieckfachwerks, beim Damen-F. ist das Oberrohr heruntergezogen und zur Erhöhung der Festigkeit durch Stege mit dem Unterrohr verbunden. Nach dem Verwendungszweck kann man die F. in vier Hauptgruppen unterteilen: das für allg. Erledigungen im Wohnumfeld geeignete Stadt- oder Cityrad, das robustere Trekkingrad, das Geländesportrad und das Rennrad. Die gängigsten Schaltungen für City- und Trekkingräder sind heute mit 1-, 3-, 5- und 7-Gang-Naben sowie 18-, 21-, und 24-Gang-Kettenschaltungen ausgestattet. Eine Marktneuheit ist die 12-Gang-Nabe. Die Geländesporträder haben 18, 21 oder 24 Gänge, um extreme Steigungen im Gelände bewältigen zu können. Hierzu gehören das BMX-Rad und das Mountainbike. Sonderbauarten sind Klapp-, Falt- und Liegeräder, Tandemrad (Zwei-Personen-Rad) und Spezialräder für artist. Vorführungen (z. B. Einrad).Recht: Die Straßenverkehrszulassungsordnung schreibt vor, dass F. mit einer hell tönenden Glocke (keine Radlaufglocke), zwei voneinander unabhängigen Bremsen, einem Scheinwerfer mit höchstens 3 Watt Nennleistung, einer roten Schlussleuchte, einem roten Rückstrahler und einem roten Großflächenrückstrahler, Pedalen mit gelben Rückstrahlern sowie mit mindestens zwei nach beiden Seiten wirkenden gelben Speichenrückstrahlern an jedem Rad oder mit reflektierenden weißen Streifen an den beiden Reifen ausgerüstet sein müssen. Die Beleuchtungseinrichtungen müssen auch am Tage betriebsbereit sein. Radfahrer unterliegen den allg. Verkehrsvorschriften. Sie müssen grundsätzlich hintereinander fahren und den rechten Seitenstreifen benutzen, wenn kein Radweg vorhanden ist. Sie dürfen sich nicht an Fahrzeuge anhängen oder freihändig fahren. Kinder bis zum vollendeten 8. Lebensjahr müssen mit dem F. Gehwege benutzen.Geschichtliches: Der bad. Forstmeister C. Drais von Sauerbronn baute 1817 eine »Laufmaschine« (Draisine). Erst das mit Pedalen versehene Veloziped (P. Michaux, 1867) setzte sich allmählich durch. Zeitweise vergrößerte man das Vorderrad (Hochrad). Die Anordnung der Pedale zw. den Rädern mit einem Kettenantrieb zum Hinterrad erfand J. K. Starley (1884). Um 1875 wurden Vollgummireifen verwendet; 1888 entwickelte J. P. Dunlop den Luftreifen, 1894 E. Sachs den Freilauf.
Literatur:
Winkler, F.u. Rauch, S.: Fahrradtechnik. Konstruktion, Fertigung, Instandsetzung. Bielefeld 91996.
Smolik, H.-C. Das große Fahrradlexikon. Bielefeld 1997.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Fahrrad