Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
experimentelle Dichtung
experimentẹlle Dichtung,umstrittene Bez. für Literatur, in der sich ein freier dichter. Umgang mit Sprache und Erprobung neuer (bes. formaler) literar. Ausdrucksmöglichkeiten zeigt; charakteristisch sind Strukturdurchbrechungen in Grammatik, Syntax und Semantik, Experimente mit stilist. Mitteln, Metaphern, Themen, Collage- und Montagetechniken, Aufnahme musikal. und bildl. Darstellung (daher auch akust. oder visuelle Dichtung), Veränderung der Autorenrolle durch Computereinsatz (zufallsabhängige Verfahren, automat. Niederschrift) und insbes. Aufhebung des traditionellen Erzählprinzips. Die e. D. i. e. S. wurde erst im Zuge der tief greifenden Krise der europ. Kultur zu Beginn des 20. Jh. möglich. Wichtige Autoren: u. a. H. Ball, C. Einstein, J. Joyce, Gertrude Stein; nach dem Zweiten Weltkrieg: Nouveau Roman, in der deutschsprachigen Lit.: u. a. H. Heißenbüttel, E. Jandl, Friederike Mayröcker, F. Mon.
Literatur:
Hartung, H.: Experimentelle Literatur u. konkrete Poesie. Göttingen 1975.
Schmid-Bortenschlager, S.: Konstruktive Literatur. Gesellschaftl. Relevanz u. literar. Tradition experimenteller Prosa-Großformen im dt., engl. u. frz. Sprachraum nach 1945. Bonn 1985.
Experimental - visual - concrete. Avant-garde poetry since the 1960s, hg. v. D. Jackson u. a. Amsterdam 1996.
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