Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
etruskische Kunst
etrụskische Kunst, eigenständige, aber deutlich vom Orient und der archaischen grch. Kunst beeinflusste Kunst; sie umfasst das Kunstschaffen des von den Etruskern bewohnten Gebiets Mittelitaliens vom 8. bis 1. Jh. v. Chr.Baukunst: Am besten erhalten sind die Gräber. Neben einfachen Fossagräbern (rechteckige Grabkammern, bisweilen mit Steinen ausgekleidet) kamen im 7. Jh. monumentale Grabanlagen auf, in N-Etrurien aus Steinblöcken unter Erdhügeln (Tumuli), im S in das vulkan. Tuffgestein gemeißelt. Im Innern besitzen sie ein System von Grabkammern. Seit dem 6. Jh. wurden die nach außen runden Tumulusgräber allmählich von anderen Grabformen abgelöst (Würfel- und Ädikulagrab), die bes. in der Spätzeit aufwendige Grabfassaden in Form von Tempeln oder Häusern zeigen (Sovana, Norchia, Castell d'Asso). Im Innern wurde die frühere Vielräumigkeit zugunsten einer einzigen Bestattungskammer (Tomba dei Rilievi in Cerveteri) aufgegeben. Die Gräber lagen außerhalb der Siedlungen in Totenstädten (Nekropolen). - Für die Anlage der Wohnsiedlungen wurden isolierte Bergrücken oder Tuffplateaus bevorzugt, die nur an wenigen Stellen Befestigungsmauern erforderten. Die Wohnhäuser waren vor der Mitte des 7. Jh. v. Chr. vorwiegend Ovalbauten, später Rechteckhäuser (Acquarossa), teilweise um zentrale Höfe angeordnet (Marzabotto). Die Anfänge des Tempelbaus sind ungewiss. Eine bed. Rolle muss jedoch die von Vitruv als »tuskanischer Tempel« beschriebene Form mit drei nebeneinander liegenden Zellen und gleich tiefer Vorhalle über quadrat. Grundriss gespielt haben (Pyrgi). Das Dach ragte weit über die Seitenwände vor und war überreich mit farbigen Tonplatten und -figuren geschmückt. - Großartige techn. Leistungen waren die Hafenanlagen (Tagliata Etrusca bei Ansedonia südlich von Grosseto) sowie Wasserleitungen. Malerei und Plastik: Seit der Mitte des 7. Jh. v. Chr. entstanden in den südetrusk. Kammergräbern Freskomalereien (bes. Tarquinia), bei denen zunächst dekorative landschaftl. Motive und Szenen aus dem tägl. wie festl. Leben dominieren; in der Spätzeit werden dagegen ernste, sich mit dem Tod und Jenseits beschäftigende Motive dargestellt (Todesdämone, Unterweltszenen). Die Plastik ist im 7. Jh. v. Chr. vorwiegend orientalisch geprägt (lebensgroße Steinstatuen aus dem »Pietrera-Grab« in Vetulonia), weist aber auch bodenständige Leistungen auf, wie die Kanopen aus dem Gebiet von Chiusi. Die Plastik des 6.-4. Jh. v. Chr. mit Werken aus Ton (Apoll und Herakles aus Veji), Bronze (»Kapitolin. Wölfin«, »Mars von Todi«, »Chimäre« aus Arezzo) und Stein (Kentaur aus Vulci) steht zwar unter dem Einfluss der grch. Kunst, ist aber in ihrem Hang zur Stilisierung, der reichen Oberflächenmodellierung und der Betonung von Kopf und Gestik durchaus eigenständig. Die Plastik der Spätzeit (Porträtstatue des »Arringatore« im Archäolog. Museum Florenz, Deckelfiguren auf Sarkophagen und Urnen) beeinflusste die röm. Kunst.Kunsthandwerk: Bedeutend sind die granulierten oder ziselierten Goldschmiedearbeiten, Elfenbeinschnitzereien, ziselierten Bronzegeräte und schwarztonigen Vasen.
▣ Literatur:
M. Sprenger Die Etrusker. Kunst u. Geschichte, bearb. v. u. a. München 1977.
⃟ Gröteke, F.: Etruskerland. Geschichte, Kunst, Kultur. Stuttgart u. a. 31993.
etrụskische Kunst, eigenständige, aber deutlich vom Orient und der archaischen grch. Kunst beeinflusste Kunst; sie umfasst das Kunstschaffen des von den Etruskern bewohnten Gebiets Mittelitaliens vom 8. bis 1. Jh. v. Chr.Baukunst: Am besten erhalten sind die Gräber. Neben einfachen Fossagräbern (rechteckige Grabkammern, bisweilen mit Steinen ausgekleidet) kamen im 7. Jh. monumentale Grabanlagen auf, in N-Etrurien aus Steinblöcken unter Erdhügeln (Tumuli), im S in das vulkan. Tuffgestein gemeißelt. Im Innern besitzen sie ein System von Grabkammern. Seit dem 6. Jh. wurden die nach außen runden Tumulusgräber allmählich von anderen Grabformen abgelöst (Würfel- und Ädikulagrab), die bes. in der Spätzeit aufwendige Grabfassaden in Form von Tempeln oder Häusern zeigen (Sovana, Norchia, Castell d'Asso). Im Innern wurde die frühere Vielräumigkeit zugunsten einer einzigen Bestattungskammer (Tomba dei Rilievi in Cerveteri) aufgegeben. Die Gräber lagen außerhalb der Siedlungen in Totenstädten (Nekropolen). - Für die Anlage der Wohnsiedlungen wurden isolierte Bergrücken oder Tuffplateaus bevorzugt, die nur an wenigen Stellen Befestigungsmauern erforderten. Die Wohnhäuser waren vor der Mitte des 7. Jh. v. Chr. vorwiegend Ovalbauten, später Rechteckhäuser (Acquarossa), teilweise um zentrale Höfe angeordnet (Marzabotto). Die Anfänge des Tempelbaus sind ungewiss. Eine bed. Rolle muss jedoch die von Vitruv als »tuskanischer Tempel« beschriebene Form mit drei nebeneinander liegenden Zellen und gleich tiefer Vorhalle über quadrat. Grundriss gespielt haben (Pyrgi). Das Dach ragte weit über die Seitenwände vor und war überreich mit farbigen Tonplatten und -figuren geschmückt. - Großartige techn. Leistungen waren die Hafenanlagen (Tagliata Etrusca bei Ansedonia südlich von Grosseto) sowie Wasserleitungen. Malerei und Plastik: Seit der Mitte des 7. Jh. v. Chr. entstanden in den südetrusk. Kammergräbern Freskomalereien (bes. Tarquinia), bei denen zunächst dekorative landschaftl. Motive und Szenen aus dem tägl. wie festl. Leben dominieren; in der Spätzeit werden dagegen ernste, sich mit dem Tod und Jenseits beschäftigende Motive dargestellt (Todesdämone, Unterweltszenen). Die Plastik ist im 7. Jh. v. Chr. vorwiegend orientalisch geprägt (lebensgroße Steinstatuen aus dem »Pietrera-Grab« in Vetulonia), weist aber auch bodenständige Leistungen auf, wie die Kanopen aus dem Gebiet von Chiusi. Die Plastik des 6.-4. Jh. v. Chr. mit Werken aus Ton (Apoll und Herakles aus Veji), Bronze (»Kapitolin. Wölfin«, »Mars von Todi«, »Chimäre« aus Arezzo) und Stein (Kentaur aus Vulci) steht zwar unter dem Einfluss der grch. Kunst, ist aber in ihrem Hang zur Stilisierung, der reichen Oberflächenmodellierung und der Betonung von Kopf und Gestik durchaus eigenständig. Die Plastik der Spätzeit (Porträtstatue des »Arringatore« im Archäolog. Museum Florenz, Deckelfiguren auf Sarkophagen und Urnen) beeinflusste die röm. Kunst.Kunsthandwerk: Bedeutend sind die granulierten oder ziselierten Goldschmiedearbeiten, Elfenbeinschnitzereien, ziselierten Bronzegeräte und schwarztonigen Vasen.
▣ Literatur:
M. Sprenger Die Etrusker. Kunst u. Geschichte, bearb. v. u. a. München 1977.
⃟ Gröteke, F.: Etruskerland. Geschichte, Kunst, Kultur. Stuttgart u. a. 31993.