Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
ethnische Konflikte
ethnische Konflịkte,Bez. für Auseinandersetzungen, in denen die Berufung auf ethn. Zugehörigkeit oder Interessen die Grundlage sozialer Zusammenstöße, Parteiungen und Zielvorgaben darstellt. Die ethn. Zuschreibung kann unter Umständen verschärfender, legitimierender oder ideologisierender Faktor in bereits durch andere Problemfelder (soziale Spannungen, Grenzfragen und Gebietsansprüche, polit. Partizipation) bestimmten Konflikten sein.
Das Zusammenleben in fest eingegrenzten, sich als Nat.staaten verstehenden polit. Einheiten hat sich - von Europa ausgehend - erst im 19. und 20. Jh. weltweit verbreitet. Da global nach Schätzungen von der Existenz von 2 500 bis 8 000 Völkern, Ethnien oder Sprachgruppen auszugehen ist, jedoch Ende des 20. Jh. nur etwa 200 Staaten bestehen, ist der multiethn. Staat der Normalfall, der homogene Nationalstaat die Ausnahme. Die Kriegsstatistik zeigt v. a. nach der globalen Wende 1989/90 einen Trend von zwischenstaatl. Kriegen zu Bürgerkriegen. Dies macht deutlich, dass sich hinter der Fassade des Nat.staats in der Gesch. des jeweiligen Landes noch immer unterschiedl. disparate Gruppenmuster (z. B. Regionen oder Ethnien) finden lassen, deren Anteile an der Konfliktdynamik bzw. -eskalation in der nationalstaatl. Politik jeweils gesondert (historisch) zu betrachten sind.
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