Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
estnische Literatur
estnische Literatur,die alte estn. Volksdichtung bestand im Wesentlichen aus mittelalterl. und frühneuzeitl. Liedgut. (Die im 19. Jh. angelegten Sammlungen gehören heute zu den größten der Welt.) Bis zum Ausgang des 18. Jh. hatte die e. L. meist kirchl. Charakter. Im 19. Jh. entstand, in Anlehnung an das finn. »Kalevala«, das Nationalepos »Kalevipoeg«, (1857-61) von F. R. Kreutzwald. Von großer Bedeutung war die patriot. Lyrik von L. Koidula in der Nationalromantik Mitte des 19. Jh. Mit dem Realismus (E. Vilde, J. Liiv) der Jahrhundertwende und der Bewegung Noor-Eesti (Jung-Estland, 1905-17) unter der Führung von G. Suits und F. Tuglas entstand eine sich an die europ. Bewegungen anschließende moderne e. L. (Lyriker: H. Visnapuu, Marie Under; Erzähler: A. H. Tammsaare, A. Gailit, A. Mälk). Nach 1944 entwickelte sich neben der Lit. in Estland eine bed. Emigrantenlit. (u. a. mit G. Suits, M. Under, H. Visnapuu, A. Gailit, A. Mälk, B. Kangro, R. Ristikivi, K. Lepik, I. Grünthal); Vertreter der modernen Gegenwartslit. in Estland: u. a. M. Traat, M. Unt, E. Vetemaa, A. Beekman, A. Valton, P. Kuusberg, L. Meri, J. Kross. - Seit der Unabhängigkeit Estlands 1990/91 tragen auch zahlr. jüngere Lyriker (u. a. P. Beier, Doris Kareva, T. Trubetzky, K. Sinijärv) und Prosaautoren (u. a. Viivi Luik, Mari Saat, Ü. Mattheus) zur Wiederbelebung der e. L. und des estn. Nationalbewusstseins bei. Seitdem ist auch, u. a. mit dem Nachdruck von Werken estn. Exilautoren in Estland, ein Prozess der Wiederannäherung der e. L. im Exil und der e. L. in Estland in Gang gekommen.
▣ Literatur:
Nirk, E.: Estonian literature. Historical survey with bibliographical appendix. Tallinn 21987.
⃟ Hasselblatt, C. u. Pirsich, V.: E. L. in dt. Sprache 1802-1985. Bibliographie der Primär- u. Sekundärliteratur. Hamburg 1988.
⃟ Scholz, F.: Die Literaturen des Baltikums. Opladen 1990.
estnische Literatur,die alte estn. Volksdichtung bestand im Wesentlichen aus mittelalterl. und frühneuzeitl. Liedgut. (Die im 19. Jh. angelegten Sammlungen gehören heute zu den größten der Welt.) Bis zum Ausgang des 18. Jh. hatte die e. L. meist kirchl. Charakter. Im 19. Jh. entstand, in Anlehnung an das finn. »Kalevala«, das Nationalepos »Kalevipoeg«, (1857-61) von F. R. Kreutzwald. Von großer Bedeutung war die patriot. Lyrik von L. Koidula in der Nationalromantik Mitte des 19. Jh. Mit dem Realismus (E. Vilde, J. Liiv) der Jahrhundertwende und der Bewegung Noor-Eesti (Jung-Estland, 1905-17) unter der Führung von G. Suits und F. Tuglas entstand eine sich an die europ. Bewegungen anschließende moderne e. L. (Lyriker: H. Visnapuu, Marie Under; Erzähler: A. H. Tammsaare, A. Gailit, A. Mälk). Nach 1944 entwickelte sich neben der Lit. in Estland eine bed. Emigrantenlit. (u. a. mit G. Suits, M. Under, H. Visnapuu, A. Gailit, A. Mälk, B. Kangro, R. Ristikivi, K. Lepik, I. Grünthal); Vertreter der modernen Gegenwartslit. in Estland: u. a. M. Traat, M. Unt, E. Vetemaa, A. Beekman, A. Valton, P. Kuusberg, L. Meri, J. Kross. - Seit der Unabhängigkeit Estlands 1990/91 tragen auch zahlr. jüngere Lyriker (u. a. P. Beier, Doris Kareva, T. Trubetzky, K. Sinijärv) und Prosaautoren (u. a. Viivi Luik, Mari Saat, Ü. Mattheus) zur Wiederbelebung der e. L. und des estn. Nationalbewusstseins bei. Seitdem ist auch, u. a. mit dem Nachdruck von Werken estn. Exilautoren in Estland, ein Prozess der Wiederannäherung der e. L. im Exil und der e. L. in Estland in Gang gekommen.
▣ Literatur:
Nirk, E.: Estonian literature. Historical survey with bibliographical appendix. Tallinn 21987.
⃟ Hasselblatt, C. u. Pirsich, V.: E. L. in dt. Sprache 1802-1985. Bibliographie der Primär- u. Sekundärliteratur. Hamburg 1988.
⃟ Scholz, F.: Die Literaturen des Baltikums. Opladen 1990.