Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Europa
I Europa,1) Astronomie: kleinster Mond des Planeten Jupiter. 1995 wurde auf ihm eine sauerstoffhaltige Atmosphäre entdeckt.
2) grch. Mythos: die Schwester des Kadmos, durch Zeus in Stiergestalt auf die Insel Kreta entführt, Mutter des Minos.
II Europa,
mit einer Fläche von rd. 10,5 Mio. km2 nach Australien der kleinste Erdteil; etwa 7 % der Landfläche entfallen auf Inseln. Mit (1995) 727 Mio. Ew. hat E. aber eine fast ebenso große Bev. wie der Doppelkontinent Amerika. E., der Westteil der Alten Welt, ist die stark gegliederte westl. Halbinsel Asiens, mit dem es den Kontinent Eurasien bildet; aufgrund seiner kulturellen und histor. Rolle wird es aber als selbstständiger Erdteil betrachtet. Lage: Als konventionelle Grenzen gegen Asien gelten Ural, Uralfluss, Kasp. Meer und die Manytschniederung bis zum Asowschen Meer. Von Vorderasien und Afrika trennen es Schwarzes Meer, Bosporus, Marmarameer, Dardanellen, Mittelmeer und die Straße von Gibraltar. Im W und NW bildet der Atlant. Ozean mit seinen Nebenmeeren die Grenze. Größte Halbinseln sind die Skandinavische, die Iberische, die Apennin- und die Balkanhalbinsel; größte Inseln sind Großbritannien, Island und Irland. Als Nordspitze E.s gilt gemeinhin das Nordkap in Norwegen, tatsächlich ist es aber Knivskjelodden, 4 km weiter westlich (71º 11' 08'' n. Br.), der südlichste Punkt des europ. Festlandes befindet sich in Spanien (Punta Marroquí, 36º n. Br.), der westlichste in Portugal (Kap Roca, 9º 30' w. L.), der östlichste in Russland (im Polarural, bei 66º ö. L.).Oberflächengestalt: Vom Uralgebirge aus erstreckt sich in Richtung W ein breites Tiefland, die Osteurop. Ebene (Russ. Ebene), die ohne scharfe Grenze in das mitteleurop., an Ost- und Nordsee angrenzende Tiefland übergeht, das keilförmig bis nach N-Frankreich reicht. Es ist im N überwiegend von eiszeitl. Ablagerungen, im S von Löss überdeckt. Skandinavien wird von einem fast 2 500 m hohen alten Gebirgsrumpf (Kaledon. Gebirge) durchzogen, der auf den Brit. Inseln seine Fortsetzung findet (1 343 m ü. M.). Den Landschaftscharakter im SO Skandinaviens bestimmen die Ebenen und Bergländer im Bereich des Balt. Schildes. Die vielgestaltigen Mittelgebirgsräume Mittel- und West-E. umfassen die Reste des Varisk. Gebirges und die jüngeren, aus Sedimenten bestehenden Schichtstufenländer. Vereinzelt treten Zeugnisse eines noch jüngeren Vulkanismus auf. Die Rumpfschollengebirge, Beckenlandschaften und Hügelländer sind unter 2 000 m ü. M. hoch. Im S begrenzt diesen Landschaftsraum ein Zug junger Faltengebirge, der vom Atlant. Ozean bis zum Schwarzen Meer reicht; er setzt sich zusammen aus den Pyrenäen (bis 3 404 m ü. M.), den Alpen (höchste Erhebung E.s: Montblanc 4 808 m ü. M.), den Karpaten (bis 2 663 m ü. M.), dem Balkan (bis 2 375 m ü. M.) und Zweigen auf der Apennin- und Balkanhalbinsel. In Süd-E. kommen häufiger jungvulkan. Bildungen vor (Vesuv, Ätna, Liparische Inseln, Santorin). In das weite Teile der Iber. Halbinsel einnehmende Hochland und in N-Italien sind ausgedehnte Tieflandbecken eingeschaltet. - Der längste Strom E.s, die Wolga (3 530 km), mündet in das Kasp. Meer, der zweitgrößte, die Donau (2 858 km), in das Schwarze Meer. Die bed. Zuflüsse des Mittelmeers sind Po, Rhone und Ebro, der Ostsee Weichsel und Oder, der Nordsee Elbe, Rhein und Themse und des offenen Atlant. Ozeans Loire, Duero und Tajo. Seen sind bes. zahlreich im N von E., die größten sind Ladoga- und Onegasee. Auch das Alpengebiet hat viele, eiszeitlich entstandene Seen (Genfer See, Vierwaldstätter See, Bodensee, Gardasee u. a.), im Ungar. Tiefland liegt der Plattensee.Klima: E. liegt mit Ausnahme des hohen N (arkt. Klima) und des äußersten SO an der unteren Wolga (sommerheißes Kontinentalklima) im Westwindgürtel der gemäßigten Breiten. Infolge warmer Meeresströme (Golfstrom) und der vorherrschenden Westwinde hat E. ein milderes Klima als ihm seiner geograph. Breite nach zukommt, bes. in Westeuropa. Drei umfangreiche Luftdrucksysteme steuern das Klima: das Islandtief, das Azorenhoch und das jahreszeitlich wechselnde Druckgebiet über Asien (im Sommer ein Wärmetief, im Winter ein ausgedehntes Kältehoch); Letzteres ist von grundlegender Bedeutung für den Unterschied zw. dem Klima Nord- und Mittel-E. und dem Mittelmeerklima. In Süd-E. ist der Sommer heiß und trocken. In N- und Ost-E. erhöhen sich landeinwärts die jahreszeitl. Gegensätze zw. hartem, schneereichem Winter und warmem, trockenem Sommer. Die Verteilung der Niederschläge hängt mit den ozean. Winden zusammen: Im O fällt die Hauptregenzeit auf den Sommer, im W sind die reichlich fallenden Niederschläge über das ganze Jahr verteilt. Reliefunterschiede beeinflussen in hohem Maße die regionale Niederschlagsverteilung.Vegetation und Teirwelt: Sie sind bestimmt durch die Wärmezunahme von N nach S und den Übergang von ozean. zu kontinentalem Klima von W nach O. Im nördlichsten Teil E.s, im skandinav. Hochgebirge und in Island, herrscht Tundra mit Moosen, Flechten und Zwergstrauchheiden und den Polartieren wie Ren, Schneehase, Polarfuchs, Lemming u. a. vor. Darauf folgt südwärts von Finnland und N-Russland bis zu den Gebirgen Süd-E.s ein breiter Waldgürtel, im N vorwiegend Nadelwälder, in Mittel- und West-E. Laub- und Mischwälder, die durch Kulturland stark auf die Gebirge und unfruchtbare Böden zurückgedrängt sind. Hier hat sich auch deren Tierwelt (Fuchs, Dachs, Marder, Hirsch, Reh, Nagetiere) erhalten. Wolf, Luchs, Bär u. a. sind weitgehend vom Aussterben bedroht. Der Süden Ost-E.s von der unteren Donau bis zur unteren Wolga gehört zum pont. Steppengebiet, das bis zum Schwarzen Meer, dem Kaukasus und der Halbwüste der Kasp. Senke reicht. Die Hochgebirge tragen über der Waldgrenze (1 000 bis 2 500 m ü. M.) alpine Gehölze und Matten mit alpinen Tierarten (Gämse, Murmeltier). Im Mittelmeerraum sind die immergrünen hartlaubigen Eichen- und Kiefernwälder weitgehend durch Macchien und Gariden ersetzt; es überwiegen Wärme und Trockenheit liebende Tierarten.Bevölkerung: E. ist die Heimat der Europiden. Die Einwohnerzahl stieg von (1650) 100 Mio. über (1900) 403 Mio. auf (1995) 727 Mio.; die bevölkerungsreichsten Staaten sind, abgesehen von Russland, Dtl., Italien, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Polen. Mit einer mittleren Bev.dichte von 100 Ew./km2 steht E. an der Spitze aller Erdteile, doch ist die Bev. sehr ungleichmäßig verteilt, z. B. 3 Ew./km2 auf Island und 380 Ew./km2 in den Niederlanden. Ein relativ hoher Prozentsatz der Bev. lebt in Städten, in Belgien, Schweden, Dänemark, Dtl., den Niederlanden und Großbritannien 65 bis über 80 %, in Albanien, Portugal, Rumänien, Bulgarien und Irland nur 35 bis 45 %. - In E. werden heute über 60, meist indogerman. Sprachen gesprochen. Rd. 35 % der Bev. sprechen slaw. Sprachen, rd. 30 % german. Sprachen und 27 % roman. Sprachen. In nur wenigen Ländern gesprochene Sprachen sind Baskisch, die kelt. Sprachen (Bretonisch, Irisch, Schottisch-Gälisch, Walisisch), die balt. Sprachen (Lettisch, Litauisch), Neugriechisch, Albanisch, die ural. Sprachen (Estnisch, Finnisch, Lappisch, Ungarisch), Maltesisch und Turksprachen. Über ganz E. verbreitet sind das Jiddische und Romani.
⃟ Geschichte Vorgeschichte und Altertum: Eine Besiedlung seit dem Altpaläolithikum wird durch vorgeschichtl. Fundstellen in fast ganz E. bezeugt. Aus dem Mittelpaläolithikum stammen die Neandertalerfunde. Im Jungpaläolithikum bildeten sich eine sesshaftere Lebensweise und bessere Jagdtechniken aus; erste Kunstwerke (u. a. Höhlenmalerei) stammen aus dieser Zeit. Im Neolithikum kam es zur Ausbildung zahlr. regionaler Kulturformen, für die v. a. die Keramik, aber auch Grabformen typisch waren. Bereits im Neolithikum entstandene Beziehungen zw. den Teilen E.s vertieften sich in der Bronzezeit ebenso wie Einflüsse aus den Hochkulturen des östl. Mittelmeerraums (v. a. über Südost-E.). Die eisenzeitl. Kulturen breiteten sich aus dem ägäischen Raum über Italien und die Balkanhalbinsel nach Mittel- und West-E. aus (weiterführende Darstellung der Vor- und Frühgeschichte Mitteleuropa, Mittelmeerraum, Nordeuropa, Osteuropa und Westeuropa). Der histor. Raum der klass. Antike rund um das Mittelmeer gehört zwar zu drei Erdteilen, die grch. Kultur, von den Römern übernommen und umgeformt, bildet aber in Verbindung mit dem Christentum die prägende Grundlage der europ. Geschichte.Mittelalter: Durch Germanen und Araber wurde die Kultureinheit der antiken Welt zerbrochen. In der Völkerwanderung gerieten die Ostgermanen in den Einflussbereich der römisch-antiken Kulturwelt. Im westgot. Reich finden sich Frühformen der für das MA. charakterist. Verbindung von Antike, Germanentum und Christentum, doch wurde durch den Arabereinbruch 711 der Großteil der Iber. Halbinsel E. entfremdet. Eigentl. Wegbereiter des abendländ. MA. wurden die westgerman. Franken, die im 5./6. Jh. das röm. Gallien unterwarfen und auch nach dem german. Mittel-E. griffen, sodass sich ein Miteinander von Romanen und Germanen entfalten konnte. 754 ging das Fränk. Reich jenes enge Bündnis mit der röm. Kirche ein, das mit der Kaiserkrönung Karls d. Gr. 800 für das mittelalterl. Reich bestimmend wurde.
Das Reich Karls d. Gr. umfasste das langobard. Italien, Mittel-E. und dessen Vorfeld sowie Spanien bis zum Ebro. Seine polit., sozialen und kulturellen Strukturen (Lehnswesen, Grundherrschaft, Kirchen- und Verwaltungssystem, karoling. Schrift) wirkten sich ebenfalls in den christl. Kleinkönigreichen des nördl. Spanien, in England und in Dänemark aus. Auch nach den Teilungen des Fränk. Reiches 843-880 blieben die Nachfolgestaaten noch lange einander zugeordnet. Durch die Verbindung der Röm. Kaiserwürde mit dem dt. Regnum 962 leitete Otto I., d. Gr., für mehrere Jh. die polit. Vormachtstellung des Hl. Röm. Reiches in E. ein. Doch gab es neben dem Byzantin. Reich bis dahin noch ein drittes, das heidn. Europa. Im späten 9. Jh. brachen die Magyaren über die Karpaten in den Donau-Theiß-Raum ein und durchstreiften Mittel-E. bis zur Schlacht auf dem Lechfeld 955, ehe sie ein einheitl. (christl.) Staatsgebilde aufbauten. Vom N her plünderten seefahrende Normannen die Küsten und Flusslandschaften. Schwed. Waräger waren maßgeblich an der Gründung des Kiewer Reichs (988/989 durch Byzanz christianisiert) beteiligt. Die bis zum 11. Jh. an vielen Stellen E. sesshaft und christlich gewordenen Normannen schufen bes. in England und auf Sizilien Vorbilder für die Staaten des Spätmittelalters.
Die Spannungen zw. der östl. und westl. Kirche führten 1054 zum Morgenländ. Schisma. Byzanz hatte im Zeitalter der Kreuzzüge neue Kontakte mit dem Westen. Doch der 4. Kreuzzug führte 1204 zur vorübergehenden Zerstörung des Byzantin. Reiches (1261 teilweise Wiederherstellung) und zur Errichtung des Lat. Kaiserreichs von Konstantinopel bzw. der »fränk.« Kreuzfahrerstaaten in Griechenland. Der offene Kampf zw. römisch-dt. Kaiser und Papst (Investiturstreit) endete mit der Erschütterung des universalen Anspruchs des Kaisertums (Ende des 11. Jh.).Kennzeichen des 12. Jh. ist neben den polit. Auswirkungen der Kreuzzüge das kulturelle Vorrücken der Romanen. Neue Formen des Fernhandels und des städt. Lebens waren in Italien und Frankreich am stärksten ausgeprägt. Das Papsttum, unter Innozenz III. auch politisch führend, geriet nach 1250 unter frz. Einfluss und schließlich in die völlige Abhängigkeit im Avignon. Exil (1305/09-76). Das Kaisertum war seit dem Ende der Dynastie der Staufer (1254/1268) durch Wahlkönigtum und Erstarken der Territorialfürsten politisch geschwächt. In Frankreich und England, die im Hundertjährigen Krieg (1337-1453) um die Vorherrschaft in West-E. kämpften, begann die Ausformung des neuzeitl. Staates. Mit den portugies. und span. Entdeckungsfahrten des 15./16. Jh. wurde die europ. Überseeexpansion eingeleitet. Zunehmend trat das Bürgertum hervor, die Wirtschaft nahm im 15. Jh. Züge des Frühkapitalismus an. Von Italien strahlten Frühhumanismus (seit dem 14. Jh.) und Renaissance (seit 1450) ins übrige E. aus; nur im östl. E. kam es zu keiner solchen Entwicklung, v. a. aufgrund äußerer Bedrohungen durch die Mongolen (Goldene Horde) und Osmanen. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 endete die tausendjährige Geschichte des Byzantin. Reiches.Neuzeit: Den Machtkampf zw. Frankreich und dem zur europ. Großmacht aufsteigenden Haus Österreich konnte Kaiser Karl V. bis 1544 für sich entscheiden. Er herrschte über einen halb E. umfassenden Machtblock mit Besitzrecht in der Neuen Welt. Karl V. scheiterte in seinem Anspruch auf die universale Führung der Christenheit sowohl bei der Abwehr der (mit Frankreich verbündeten) Osmanen als auch beim Versuch, gemeinsam mit dem Papst die Einheit der Kirche gegen die Reformation wieder herzustellen. Mit den frz. Hugenottenkriegen (1562-98) begann eine Reihe konfessioneller Bürgerkriege, die den Dreißigjährigen Krieg bestimmten und mit dem 1. Nord. Krieg (1655-60) endeten. Die Niederlage der Armada 1588 signalisierte den Niedergang Spaniens und den beginnenden Aufstieg Englands als Seemacht.
Der Westfäl. Friede (1648) am Ende des Dreißigjährigen Krieges schrieb eine neue Friedens- und Staatenordnung fest; in ihr nahm Frankreich eine Vorrangstellung im kontinentalen West-E. und Schweden in Nord-E. ein. Unter Ludwig XIV. entstand in Frankreich ein für E. beispielgebender moderner Machtstaat des Absolutismus. England ging mit der »Glorreichen Revolution« 1688 richtungweisend zum Konstitutionalismus über und baute außenpolitisch seine maritime Weltstellung auf. Das im Span. Erbfolgekrieg 1713/14 von Großbritannien durchgesetzte Prinzip des Gleichgewichts der europ. Mächte verhinderte bis zu Napoleon I. jeden Versuch, E. imperial zu beherrschen. Dazu trug auch der gleichzeitige Aufstieg Russlands zur europ. Großmacht bei. Im Siebenjährigen Krieg (1756-63) erkämpfte sich Preußen gegen Österreich seine europ. Großmachtposition und Großbritannien gegen den frz. Rivalen seine Weltmachtstellung.Die Frz. Revolution von 1789, die im Erbe der Aufklärung die Proklamation universaler Menschenrechte, die Entstehung von Nationalismus, Liberalismus und Demokratie brachte, erschütterte E. fundamental. Der napoleon. Versuch der Beherrschung E.s, der die europ. Staatenordnung nachhaltig gefährdete und das Ende des Hl. Röm. Reiches (1806) besiegelte, scheiterte am Widerstand der europ. Hauptmächte und der erwachenden nat. Kräfte. Die Restauration des alten Mächtesystems auf dem Wiener Kongress 1814/15 und Metternichs antirevolutionär-sozialkonservative Sicherheitspolitik trugen der Dynamik der bürgerl. Konstitutions- und Nationalbewegung nicht Rechnung. Die frz. Julirevolution 1830 wurde von West-E. bis Skandinavien Anstoß für die Errichtung moderner Verfassungsstaaten. Die europ. Revolutionsbewegung 1848 endete in konstitutionellen Kompromissen mit den alten Fürstenstaaten bzw. in neoabsolutist. Ansätzen. Wirtschaftlich blieb Großbritannien führend in der Welt, doch gewann Preußen mit dem Dt. Zollverein an Bedeutung. Die infolge des Industrialisierungsprozesses rasch anwachsenden Arbeitermassen organisierten sich seit der 2. Hälfte des 19. Jh. allmählich in gewerkschaftl. und polit. Vereinigungen.
Das durch die Errichtung des italien. Nationalstaats (1860-70) und die Gründung des Dt. Reichs (1871) neu ausbalancierte europ. Mächtegleichgewicht wurde zunehmend bedroht durch nat. Autonomiebewegungen in Ost- und Südost-E., die angesichts der Schwächung des Osman. Reichs und der Donaumonarchie Auftrieb erhielten und wiederholt Balkankrisen auslösten. Der v. a. durch die Rivalität und Expansionspolitik (Imperialismus) der europ. Großmächte verursachte Erste Weltkrieg, in dem die Mittelmächte der Entente unterlagen, führte zum Zerfall der Vielvölkerstaaten Österreich-Ungarn und Osman. Reich und zu tief greifenden innenpolit. Erschütterungen in zahlr. Ländern (z. B. Februar- und Oktoberrevolution in Russland 1917, Novemberrevolution in Dtl. 1918). Die USA, die 1917 in den Krieg eingegriffen hatten, zogen sich nach 1920 wieder weitgehend aus E. zurück (Nichtbeitritt zum Völkerbund). Die in den Pariser Vorortverträgen (1919/20) verankerte territoriale Neuordnung E.s erwies sich als Quelle von Spannungen und Revisionsforderungen (bes. seitens des durch den Versailler Vertrag niedergehaltenen Dtl.). In Russland entstand nach dem Sturz der Zarenherrschaft und der Machtergreifung der Bolschewiki unter Lenin erstmals ein kommunist. Staat (seit 1922 UdSSR), der sich einem Bürgerkrieg sowie der militär. Intervention der Westmächte (1918-21/22) ausgesetzt sah. Die meisten Territorien, die sich dem russ. Machtbereich 1917/18 durch ihre Proklamation zu unabhängigen Staaten entzogen hatten, wurden ab 1920 (zumeist durch Einmarsch der Roten Armee) zu Sowjetrep. umgeformt und schließlich in die UdSSR eingegliedert (u. a. Georgien, Armenien, Aserbaidschan, 1940 schließlich auch die balt. Republiken). Seit Mitte der 20er-Jahre errichtete J. W. Stalin ein totalitäres Herrschaftssystem in der Sowjetunion (Stalinismus, Sowjetunion, Geschichte). Vor dem Hintergrund der wirtsch. Krise der Zwischenkriegszeit und unter Einsatz nationalist. sowie rassist. Ideologie konnten sich in einigen europ. Ländern autoritäre bzw. faschist. Regime etablieren; in Italien übernahm 1922 der Faschismus unter B. Mussolini die Macht, in Dtl. 1933 der Nationalsozialismus unter A. Hitler, dessen außenpolit. Ziele Raumgewinn (v. a. in Ost-E.) und Weltmachtstellung waren. Auch in Spanien, Portugal sowie in Ost- und Südost-E. setzten sich autoritäre Regierungsformen durch. Das mit Italien und Japan verbündete Dtl., dessen expansiven Bestrebungen die Westmächte mit einer Beschwichtigungspolitik zu begegnen versuchten (1938 Münchner Abkommen), entfesselte 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg, nachdem es kurz zuvor mit der UdSSR einen (nur bis 1941 eingehaltenen) Nichtangriffspakt abgeschlossen und darin mit dieser das östl. E. in Interessensphären aufgeteilt hatte.Am Ende des verheerenden Krieges stand die Zerschlagung der faschist. Systeme in Italien und Dtl., aber auch die Teilung des aus seiner weltmachtpolit. Rolle verdrängten E. in ein unter Hegemonie der UdSSR stehendes kommunist. Staatensystem in Ost- und Mittel-E. (Ostblock) und die unter Einfluss der USA stehenden westeurop. Länder (NATO-Staaten). Im Zeichen des nun aufbrechenden Ost-West-Konflikts (Kalter Krieg) kam es 1949 auch zur staatl. Spaltung Deutschlands. Den politisch-wirtsch. und militär. Zusammenschlüssen des Ostblocks (1949 RGW, 1955 Warschauer Pakt) standen ein westl. Bündnissystem (seit 1949 NATO) und die im Rahmen einer westeurop. Einigungsbewegung gebildeten Institutionen und Organisationen (u. a. 1949 Europarat, 1954 Westeurop. Union, 1957 EWG, 1960 EFTA) gegenüber. Erhebungen gegen das stalinist. System (1953 in der DDR, 1956 in Ungarn) und reformkommunist. Bewegungen (1968 in der Tschechoslowakei) wurden von der UdSSR bzw. Staaten des Warschauer Pakts militärisch unterdrückt. Die nach Erreichen des atomaren Patts zw. den Blöcken seit den 60er-Jahren in Gang gekommene Entspannungspolitik (Entspannung) wurde durch den sowjet. Einmarsch in Afghanistan (1979) und die dadurch bedingte Abkühlung im Ost-West-Verhältnis gefährdet.Erneute Bewegung kam in die polit. Entwicklung durch die von M. Gorbatschow 1985 eingeleitete Politik von Glasnost und Perestroika; sie schuf Voraussetzungen für substanzielle Fortschritte in der Abrüstungspolitik (u. a. Abbau der atomaren Kurz- und Mittelstreckenraketen in E. aufgrund des INF-Vertrages), zugleich strahlte sie auf die anderen kommunist. Länder E.s aus und bewirkte 1989/91 tief greifende polit. Veränderungen. In Polen, Ungarn, der DDR, der Tschechoslowakei, Rumänien, Bulgarien und Albanien mussten die kommunist. Reg. zumeist unter dem Druck von Massenprotesten zurücktreten. Die kommunist. Parteien gaben ihr Machtmonopol auf und gerieten in die Rolle der polit. Opposition. Die ehem. Volksrepubliken lösten sich von ihrer sozialist. Zielsetzung (entsprechende Änderungen der Staatsnamen) und begannen mit der Einführung marktwirtsch. Elemente und eines pluralist. Parteiensystems. Die Auflösung der »sozialist. Staatengemeinschaft« führte zum Zerfall ihrer gemeinsamen wirtsch. sowie militärisch-polit. Strukturen wie RGW und Warschauer Pakt und beendete den Kalten Krieg.Deutsche Frage, GUS und Nationalitätenkonflikte: Mit der Wiederherstellung der Einheit Dtl.s im Okt. 1990 und deren außenpolit. Absicherung (Zwei-plus-vier-Verhandlungen, Verträge mit den östl. Nachbarländern) fand eines der zentralen Nachkriegsprobleme in E. (»deutsche Frage«) eine friedl. Lösung. Die unter kommunist. Herrschaft entstandenen Staatenföderationen in Ost-E. zerfielen 1991/92, was zu einer erhebl. Veränderung der polit. Landkarte führte. Nachdem sich Estland, Lettland und Litauen im Aug. 1991 als unabhängige Rep. von der UdSSR losgesagt hatten, entstand nach dem endgültigen Zerfall dieses multinat. Staates im Dez. 1991 aus elf ehem. Sowjetrepubliken die GUS als lockere instabile Staatenverbindung. Aus dem im Bürgerkrieg 1991/92 auseinander gebrochenen Jugoslawien gingen die unabhängigen Rep. Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien und (das erst 1993 völkerrechtlich anerkannte) Makedonien hervor; Serbien bildete im April 1992 mit Montenegro einen jugoslaw. Reststaat. Das Streben der Slowakei nach Eigenständigkeit ließ die Tschechoslowakei zerfallen. Jahrzehntelang unterdrückte Nationalitätenkonflikte riefen in einigen Staaten blutige, z. T. bürgerkriegsähnl. Auseinandersetzungen hervor (z. B. in Moldawien zw. der rumänischstämmigen Bev.mehrheit und der russisch-ukrain. Minderheit, die eine autonome Dnjestr-Rep. ausrief). Die Russ. Föderation wurde in ihren Randgebieten mit dem Separatismus einzelner Völker konfrontiert (z. B. der Tschetschenen).Der Gedanke des »gemeinsamen europ. Hauses« gewann nach Aufhebung der polit. Spaltung E.s eine neue Dimension. Die 1991/92 um zahlr. neue osteurop. Mitglieder erweiterte KSZE bemühte sich (zunächst wenig erfolgreich) um Vermittlung in den in Ost-E. aufgebrochenen bewaffneten Konflikten; zu einem gesamteurop. Anliegen entwickelte sich die Wirtschaftshilfe für die mit einem schweren ökonom. Erbe ringenden osteurop. Staaten. Während sich in Ost-E. der gesellschaftl. Neubeginn mit einer staatl. Zersplitterung verband, schritt die noch unter den Bedingungen des Ost-West-Konflikts konzipierte wirtsch.-polit. Union der EG-Staaten (u. a. In-Kraft-Treten des Europ. Binnenmarktes am 1. 1. 1993) voran und erhielt mit den Verträgen von Maastricht (Febr. 1992) eine programmat. Grundlage. Die Kontroverse in versch. Ländern der EG über das Vertragswerk (in Dänemark erst nach Bewilligung von Ausnahmeregelungen durch ein zweites Referendum im Mai 1993 angenommen) führte zu zeitweiligen Differenzen innerhalb der Gemeinschaft und verdeutlichte, dass sich die angestrebte Europäische Union im Spannungsfeld zw. einzelstaatl. Sonderinteressen und gesamteurop. Erfordernissen bewegt.
▣ Literatur:
T. Schieder, Handbuch der europ. Gesch., hg. v. 7 Bde. in 8 Tlen. Stuttgart 1-41968-96.
⃟ Handbuch der europ. Volksgruppen, bearb. v. M. Straka. Wien u. a. 1970.
⃟ Handbuch der europ. Wirtschafts- u. Sozialgesch., hg. v. W. Fischer u. a., 6 Bde. Stuttgart 1980-93.
⃟ Ethnogenese europ. Völker, hg. v. W. Bernhard u. a. Stuttgart 1986.
⃟ Geiss, I.: E. Vielfalt u. Einheit. Eine histor. Erklärung. Mannheim u. a. 1993.
⃟ Gasteyger, C.: E. zwischen Spaltung u. Einigung, 1945 bis 1993. Darstellung u. Dokumentation. Neuausg. Bonn 1994.
⃟ Brown, P.: Die Entstehung des christl. E. A. d. Engl. München 1996.
⃟ Handbuch der europ. Integration. Strategie - Struktur - Politik der Europ. Union, hg. v. M. Röttinger u. C. Weyringer. Wien 21996.
⃟ Schönenberg, R. u. Neugebauer, J.: Einführung in die Geologie E.s. Freiburg im Breisgau 71997.
⃟ Tielker, W.: E. - die Genese einer politischen Idee. Von der Antike bis zur Gegenwart. Münster 1998.
II E|urọpa, Picos de
['pikɔz ȓe eu̯-], verkarstete Kalkgebirgskette des Kantabr. Gebirges, Spanien, höchster Gipfel ist der Torre de Cerredo mit 2 648 m. ü. M. Am N-Hang der Nationalpark Montaña de Covadonga (169 km2).
2) grch. Mythos: die Schwester des Kadmos, durch Zeus in Stiergestalt auf die Insel Kreta entführt, Mutter des Minos.
II Europa,
mit einer Fläche von rd. 10,5 Mio. km2 nach Australien der kleinste Erdteil; etwa 7 % der Landfläche entfallen auf Inseln. Mit (1995) 727 Mio. Ew. hat E. aber eine fast ebenso große Bev. wie der Doppelkontinent Amerika. E., der Westteil der Alten Welt, ist die stark gegliederte westl. Halbinsel Asiens, mit dem es den Kontinent Eurasien bildet; aufgrund seiner kulturellen und histor. Rolle wird es aber als selbstständiger Erdteil betrachtet. Lage: Als konventionelle Grenzen gegen Asien gelten Ural, Uralfluss, Kasp. Meer und die Manytschniederung bis zum Asowschen Meer. Von Vorderasien und Afrika trennen es Schwarzes Meer, Bosporus, Marmarameer, Dardanellen, Mittelmeer und die Straße von Gibraltar. Im W und NW bildet der Atlant. Ozean mit seinen Nebenmeeren die Grenze. Größte Halbinseln sind die Skandinavische, die Iberische, die Apennin- und die Balkanhalbinsel; größte Inseln sind Großbritannien, Island und Irland. Als Nordspitze E.s gilt gemeinhin das Nordkap in Norwegen, tatsächlich ist es aber Knivskjelodden, 4 km weiter westlich (71º 11' 08'' n. Br.), der südlichste Punkt des europ. Festlandes befindet sich in Spanien (Punta Marroquí, 36º n. Br.), der westlichste in Portugal (Kap Roca, 9º 30' w. L.), der östlichste in Russland (im Polarural, bei 66º ö. L.).Oberflächengestalt: Vom Uralgebirge aus erstreckt sich in Richtung W ein breites Tiefland, die Osteurop. Ebene (Russ. Ebene), die ohne scharfe Grenze in das mitteleurop., an Ost- und Nordsee angrenzende Tiefland übergeht, das keilförmig bis nach N-Frankreich reicht. Es ist im N überwiegend von eiszeitl. Ablagerungen, im S von Löss überdeckt. Skandinavien wird von einem fast 2 500 m hohen alten Gebirgsrumpf (Kaledon. Gebirge) durchzogen, der auf den Brit. Inseln seine Fortsetzung findet (1 343 m ü. M.). Den Landschaftscharakter im SO Skandinaviens bestimmen die Ebenen und Bergländer im Bereich des Balt. Schildes. Die vielgestaltigen Mittelgebirgsräume Mittel- und West-E. umfassen die Reste des Varisk. Gebirges und die jüngeren, aus Sedimenten bestehenden Schichtstufenländer. Vereinzelt treten Zeugnisse eines noch jüngeren Vulkanismus auf. Die Rumpfschollengebirge, Beckenlandschaften und Hügelländer sind unter 2 000 m ü. M. hoch. Im S begrenzt diesen Landschaftsraum ein Zug junger Faltengebirge, der vom Atlant. Ozean bis zum Schwarzen Meer reicht; er setzt sich zusammen aus den Pyrenäen (bis 3 404 m ü. M.), den Alpen (höchste Erhebung E.s: Montblanc 4 808 m ü. M.), den Karpaten (bis 2 663 m ü. M.), dem Balkan (bis 2 375 m ü. M.) und Zweigen auf der Apennin- und Balkanhalbinsel. In Süd-E. kommen häufiger jungvulkan. Bildungen vor (Vesuv, Ätna, Liparische Inseln, Santorin). In das weite Teile der Iber. Halbinsel einnehmende Hochland und in N-Italien sind ausgedehnte Tieflandbecken eingeschaltet. - Der längste Strom E.s, die Wolga (3 530 km), mündet in das Kasp. Meer, der zweitgrößte, die Donau (2 858 km), in das Schwarze Meer. Die bed. Zuflüsse des Mittelmeers sind Po, Rhone und Ebro, der Ostsee Weichsel und Oder, der Nordsee Elbe, Rhein und Themse und des offenen Atlant. Ozeans Loire, Duero und Tajo. Seen sind bes. zahlreich im N von E., die größten sind Ladoga- und Onegasee. Auch das Alpengebiet hat viele, eiszeitlich entstandene Seen (Genfer See, Vierwaldstätter See, Bodensee, Gardasee u. a.), im Ungar. Tiefland liegt der Plattensee.Klima: E. liegt mit Ausnahme des hohen N (arkt. Klima) und des äußersten SO an der unteren Wolga (sommerheißes Kontinentalklima) im Westwindgürtel der gemäßigten Breiten. Infolge warmer Meeresströme (Golfstrom) und der vorherrschenden Westwinde hat E. ein milderes Klima als ihm seiner geograph. Breite nach zukommt, bes. in Westeuropa. Drei umfangreiche Luftdrucksysteme steuern das Klima: das Islandtief, das Azorenhoch und das jahreszeitlich wechselnde Druckgebiet über Asien (im Sommer ein Wärmetief, im Winter ein ausgedehntes Kältehoch); Letzteres ist von grundlegender Bedeutung für den Unterschied zw. dem Klima Nord- und Mittel-E. und dem Mittelmeerklima. In Süd-E. ist der Sommer heiß und trocken. In N- und Ost-E. erhöhen sich landeinwärts die jahreszeitl. Gegensätze zw. hartem, schneereichem Winter und warmem, trockenem Sommer. Die Verteilung der Niederschläge hängt mit den ozean. Winden zusammen: Im O fällt die Hauptregenzeit auf den Sommer, im W sind die reichlich fallenden Niederschläge über das ganze Jahr verteilt. Reliefunterschiede beeinflussen in hohem Maße die regionale Niederschlagsverteilung.Vegetation und Teirwelt: Sie sind bestimmt durch die Wärmezunahme von N nach S und den Übergang von ozean. zu kontinentalem Klima von W nach O. Im nördlichsten Teil E.s, im skandinav. Hochgebirge und in Island, herrscht Tundra mit Moosen, Flechten und Zwergstrauchheiden und den Polartieren wie Ren, Schneehase, Polarfuchs, Lemming u. a. vor. Darauf folgt südwärts von Finnland und N-Russland bis zu den Gebirgen Süd-E.s ein breiter Waldgürtel, im N vorwiegend Nadelwälder, in Mittel- und West-E. Laub- und Mischwälder, die durch Kulturland stark auf die Gebirge und unfruchtbare Böden zurückgedrängt sind. Hier hat sich auch deren Tierwelt (Fuchs, Dachs, Marder, Hirsch, Reh, Nagetiere) erhalten. Wolf, Luchs, Bär u. a. sind weitgehend vom Aussterben bedroht. Der Süden Ost-E.s von der unteren Donau bis zur unteren Wolga gehört zum pont. Steppengebiet, das bis zum Schwarzen Meer, dem Kaukasus und der Halbwüste der Kasp. Senke reicht. Die Hochgebirge tragen über der Waldgrenze (1 000 bis 2 500 m ü. M.) alpine Gehölze und Matten mit alpinen Tierarten (Gämse, Murmeltier). Im Mittelmeerraum sind die immergrünen hartlaubigen Eichen- und Kiefernwälder weitgehend durch Macchien und Gariden ersetzt; es überwiegen Wärme und Trockenheit liebende Tierarten.Bevölkerung: E. ist die Heimat der Europiden. Die Einwohnerzahl stieg von (1650) 100 Mio. über (1900) 403 Mio. auf (1995) 727 Mio.; die bevölkerungsreichsten Staaten sind, abgesehen von Russland, Dtl., Italien, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Polen. Mit einer mittleren Bev.dichte von 100 Ew./km2 steht E. an der Spitze aller Erdteile, doch ist die Bev. sehr ungleichmäßig verteilt, z. B. 3 Ew./km2 auf Island und 380 Ew./km2 in den Niederlanden. Ein relativ hoher Prozentsatz der Bev. lebt in Städten, in Belgien, Schweden, Dänemark, Dtl., den Niederlanden und Großbritannien 65 bis über 80 %, in Albanien, Portugal, Rumänien, Bulgarien und Irland nur 35 bis 45 %. - In E. werden heute über 60, meist indogerman. Sprachen gesprochen. Rd. 35 % der Bev. sprechen slaw. Sprachen, rd. 30 % german. Sprachen und 27 % roman. Sprachen. In nur wenigen Ländern gesprochene Sprachen sind Baskisch, die kelt. Sprachen (Bretonisch, Irisch, Schottisch-Gälisch, Walisisch), die balt. Sprachen (Lettisch, Litauisch), Neugriechisch, Albanisch, die ural. Sprachen (Estnisch, Finnisch, Lappisch, Ungarisch), Maltesisch und Turksprachen. Über ganz E. verbreitet sind das Jiddische und Romani.
⃟ Geschichte Vorgeschichte und Altertum: Eine Besiedlung seit dem Altpaläolithikum wird durch vorgeschichtl. Fundstellen in fast ganz E. bezeugt. Aus dem Mittelpaläolithikum stammen die Neandertalerfunde. Im Jungpaläolithikum bildeten sich eine sesshaftere Lebensweise und bessere Jagdtechniken aus; erste Kunstwerke (u. a. Höhlenmalerei) stammen aus dieser Zeit. Im Neolithikum kam es zur Ausbildung zahlr. regionaler Kulturformen, für die v. a. die Keramik, aber auch Grabformen typisch waren. Bereits im Neolithikum entstandene Beziehungen zw. den Teilen E.s vertieften sich in der Bronzezeit ebenso wie Einflüsse aus den Hochkulturen des östl. Mittelmeerraums (v. a. über Südost-E.). Die eisenzeitl. Kulturen breiteten sich aus dem ägäischen Raum über Italien und die Balkanhalbinsel nach Mittel- und West-E. aus (weiterführende Darstellung der Vor- und Frühgeschichte Mitteleuropa, Mittelmeerraum, Nordeuropa, Osteuropa und Westeuropa). Der histor. Raum der klass. Antike rund um das Mittelmeer gehört zwar zu drei Erdteilen, die grch. Kultur, von den Römern übernommen und umgeformt, bildet aber in Verbindung mit dem Christentum die prägende Grundlage der europ. Geschichte.Mittelalter: Durch Germanen und Araber wurde die Kultureinheit der antiken Welt zerbrochen. In der Völkerwanderung gerieten die Ostgermanen in den Einflussbereich der römisch-antiken Kulturwelt. Im westgot. Reich finden sich Frühformen der für das MA. charakterist. Verbindung von Antike, Germanentum und Christentum, doch wurde durch den Arabereinbruch 711 der Großteil der Iber. Halbinsel E. entfremdet. Eigentl. Wegbereiter des abendländ. MA. wurden die westgerman. Franken, die im 5./6. Jh. das röm. Gallien unterwarfen und auch nach dem german. Mittel-E. griffen, sodass sich ein Miteinander von Romanen und Germanen entfalten konnte. 754 ging das Fränk. Reich jenes enge Bündnis mit der röm. Kirche ein, das mit der Kaiserkrönung Karls d. Gr. 800 für das mittelalterl. Reich bestimmend wurde.
Das Reich Karls d. Gr. umfasste das langobard. Italien, Mittel-E. und dessen Vorfeld sowie Spanien bis zum Ebro. Seine polit., sozialen und kulturellen Strukturen (Lehnswesen, Grundherrschaft, Kirchen- und Verwaltungssystem, karoling. Schrift) wirkten sich ebenfalls in den christl. Kleinkönigreichen des nördl. Spanien, in England und in Dänemark aus. Auch nach den Teilungen des Fränk. Reiches 843-880 blieben die Nachfolgestaaten noch lange einander zugeordnet. Durch die Verbindung der Röm. Kaiserwürde mit dem dt. Regnum 962 leitete Otto I., d. Gr., für mehrere Jh. die polit. Vormachtstellung des Hl. Röm. Reiches in E. ein. Doch gab es neben dem Byzantin. Reich bis dahin noch ein drittes, das heidn. Europa. Im späten 9. Jh. brachen die Magyaren über die Karpaten in den Donau-Theiß-Raum ein und durchstreiften Mittel-E. bis zur Schlacht auf dem Lechfeld 955, ehe sie ein einheitl. (christl.) Staatsgebilde aufbauten. Vom N her plünderten seefahrende Normannen die Küsten und Flusslandschaften. Schwed. Waräger waren maßgeblich an der Gründung des Kiewer Reichs (988/989 durch Byzanz christianisiert) beteiligt. Die bis zum 11. Jh. an vielen Stellen E. sesshaft und christlich gewordenen Normannen schufen bes. in England und auf Sizilien Vorbilder für die Staaten des Spätmittelalters.
Die Spannungen zw. der östl. und westl. Kirche führten 1054 zum Morgenländ. Schisma. Byzanz hatte im Zeitalter der Kreuzzüge neue Kontakte mit dem Westen. Doch der 4. Kreuzzug führte 1204 zur vorübergehenden Zerstörung des Byzantin. Reiches (1261 teilweise Wiederherstellung) und zur Errichtung des Lat. Kaiserreichs von Konstantinopel bzw. der »fränk.« Kreuzfahrerstaaten in Griechenland. Der offene Kampf zw. römisch-dt. Kaiser und Papst (Investiturstreit) endete mit der Erschütterung des universalen Anspruchs des Kaisertums (Ende des 11. Jh.).Kennzeichen des 12. Jh. ist neben den polit. Auswirkungen der Kreuzzüge das kulturelle Vorrücken der Romanen. Neue Formen des Fernhandels und des städt. Lebens waren in Italien und Frankreich am stärksten ausgeprägt. Das Papsttum, unter Innozenz III. auch politisch führend, geriet nach 1250 unter frz. Einfluss und schließlich in die völlige Abhängigkeit im Avignon. Exil (1305/09-76). Das Kaisertum war seit dem Ende der Dynastie der Staufer (1254/1268) durch Wahlkönigtum und Erstarken der Territorialfürsten politisch geschwächt. In Frankreich und England, die im Hundertjährigen Krieg (1337-1453) um die Vorherrschaft in West-E. kämpften, begann die Ausformung des neuzeitl. Staates. Mit den portugies. und span. Entdeckungsfahrten des 15./16. Jh. wurde die europ. Überseeexpansion eingeleitet. Zunehmend trat das Bürgertum hervor, die Wirtschaft nahm im 15. Jh. Züge des Frühkapitalismus an. Von Italien strahlten Frühhumanismus (seit dem 14. Jh.) und Renaissance (seit 1450) ins übrige E. aus; nur im östl. E. kam es zu keiner solchen Entwicklung, v. a. aufgrund äußerer Bedrohungen durch die Mongolen (Goldene Horde) und Osmanen. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 endete die tausendjährige Geschichte des Byzantin. Reiches.Neuzeit: Den Machtkampf zw. Frankreich und dem zur europ. Großmacht aufsteigenden Haus Österreich konnte Kaiser Karl V. bis 1544 für sich entscheiden. Er herrschte über einen halb E. umfassenden Machtblock mit Besitzrecht in der Neuen Welt. Karl V. scheiterte in seinem Anspruch auf die universale Führung der Christenheit sowohl bei der Abwehr der (mit Frankreich verbündeten) Osmanen als auch beim Versuch, gemeinsam mit dem Papst die Einheit der Kirche gegen die Reformation wieder herzustellen. Mit den frz. Hugenottenkriegen (1562-98) begann eine Reihe konfessioneller Bürgerkriege, die den Dreißigjährigen Krieg bestimmten und mit dem 1. Nord. Krieg (1655-60) endeten. Die Niederlage der Armada 1588 signalisierte den Niedergang Spaniens und den beginnenden Aufstieg Englands als Seemacht.
Der Westfäl. Friede (1648) am Ende des Dreißigjährigen Krieges schrieb eine neue Friedens- und Staatenordnung fest; in ihr nahm Frankreich eine Vorrangstellung im kontinentalen West-E. und Schweden in Nord-E. ein. Unter Ludwig XIV. entstand in Frankreich ein für E. beispielgebender moderner Machtstaat des Absolutismus. England ging mit der »Glorreichen Revolution« 1688 richtungweisend zum Konstitutionalismus über und baute außenpolitisch seine maritime Weltstellung auf. Das im Span. Erbfolgekrieg 1713/14 von Großbritannien durchgesetzte Prinzip des Gleichgewichts der europ. Mächte verhinderte bis zu Napoleon I. jeden Versuch, E. imperial zu beherrschen. Dazu trug auch der gleichzeitige Aufstieg Russlands zur europ. Großmacht bei. Im Siebenjährigen Krieg (1756-63) erkämpfte sich Preußen gegen Österreich seine europ. Großmachtposition und Großbritannien gegen den frz. Rivalen seine Weltmachtstellung.Die Frz. Revolution von 1789, die im Erbe der Aufklärung die Proklamation universaler Menschenrechte, die Entstehung von Nationalismus, Liberalismus und Demokratie brachte, erschütterte E. fundamental. Der napoleon. Versuch der Beherrschung E.s, der die europ. Staatenordnung nachhaltig gefährdete und das Ende des Hl. Röm. Reiches (1806) besiegelte, scheiterte am Widerstand der europ. Hauptmächte und der erwachenden nat. Kräfte. Die Restauration des alten Mächtesystems auf dem Wiener Kongress 1814/15 und Metternichs antirevolutionär-sozialkonservative Sicherheitspolitik trugen der Dynamik der bürgerl. Konstitutions- und Nationalbewegung nicht Rechnung. Die frz. Julirevolution 1830 wurde von West-E. bis Skandinavien Anstoß für die Errichtung moderner Verfassungsstaaten. Die europ. Revolutionsbewegung 1848 endete in konstitutionellen Kompromissen mit den alten Fürstenstaaten bzw. in neoabsolutist. Ansätzen. Wirtschaftlich blieb Großbritannien führend in der Welt, doch gewann Preußen mit dem Dt. Zollverein an Bedeutung. Die infolge des Industrialisierungsprozesses rasch anwachsenden Arbeitermassen organisierten sich seit der 2. Hälfte des 19. Jh. allmählich in gewerkschaftl. und polit. Vereinigungen.
Das durch die Errichtung des italien. Nationalstaats (1860-70) und die Gründung des Dt. Reichs (1871) neu ausbalancierte europ. Mächtegleichgewicht wurde zunehmend bedroht durch nat. Autonomiebewegungen in Ost- und Südost-E., die angesichts der Schwächung des Osman. Reichs und der Donaumonarchie Auftrieb erhielten und wiederholt Balkankrisen auslösten. Der v. a. durch die Rivalität und Expansionspolitik (Imperialismus) der europ. Großmächte verursachte Erste Weltkrieg, in dem die Mittelmächte der Entente unterlagen, führte zum Zerfall der Vielvölkerstaaten Österreich-Ungarn und Osman. Reich und zu tief greifenden innenpolit. Erschütterungen in zahlr. Ländern (z. B. Februar- und Oktoberrevolution in Russland 1917, Novemberrevolution in Dtl. 1918). Die USA, die 1917 in den Krieg eingegriffen hatten, zogen sich nach 1920 wieder weitgehend aus E. zurück (Nichtbeitritt zum Völkerbund). Die in den Pariser Vorortverträgen (1919/20) verankerte territoriale Neuordnung E.s erwies sich als Quelle von Spannungen und Revisionsforderungen (bes. seitens des durch den Versailler Vertrag niedergehaltenen Dtl.). In Russland entstand nach dem Sturz der Zarenherrschaft und der Machtergreifung der Bolschewiki unter Lenin erstmals ein kommunist. Staat (seit 1922 UdSSR), der sich einem Bürgerkrieg sowie der militär. Intervention der Westmächte (1918-21/22) ausgesetzt sah. Die meisten Territorien, die sich dem russ. Machtbereich 1917/18 durch ihre Proklamation zu unabhängigen Staaten entzogen hatten, wurden ab 1920 (zumeist durch Einmarsch der Roten Armee) zu Sowjetrep. umgeformt und schließlich in die UdSSR eingegliedert (u. a. Georgien, Armenien, Aserbaidschan, 1940 schließlich auch die balt. Republiken). Seit Mitte der 20er-Jahre errichtete J. W. Stalin ein totalitäres Herrschaftssystem in der Sowjetunion (Stalinismus, Sowjetunion, Geschichte). Vor dem Hintergrund der wirtsch. Krise der Zwischenkriegszeit und unter Einsatz nationalist. sowie rassist. Ideologie konnten sich in einigen europ. Ländern autoritäre bzw. faschist. Regime etablieren; in Italien übernahm 1922 der Faschismus unter B. Mussolini die Macht, in Dtl. 1933 der Nationalsozialismus unter A. Hitler, dessen außenpolit. Ziele Raumgewinn (v. a. in Ost-E.) und Weltmachtstellung waren. Auch in Spanien, Portugal sowie in Ost- und Südost-E. setzten sich autoritäre Regierungsformen durch. Das mit Italien und Japan verbündete Dtl., dessen expansiven Bestrebungen die Westmächte mit einer Beschwichtigungspolitik zu begegnen versuchten (1938 Münchner Abkommen), entfesselte 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg, nachdem es kurz zuvor mit der UdSSR einen (nur bis 1941 eingehaltenen) Nichtangriffspakt abgeschlossen und darin mit dieser das östl. E. in Interessensphären aufgeteilt hatte.Am Ende des verheerenden Krieges stand die Zerschlagung der faschist. Systeme in Italien und Dtl., aber auch die Teilung des aus seiner weltmachtpolit. Rolle verdrängten E. in ein unter Hegemonie der UdSSR stehendes kommunist. Staatensystem in Ost- und Mittel-E. (Ostblock) und die unter Einfluss der USA stehenden westeurop. Länder (NATO-Staaten). Im Zeichen des nun aufbrechenden Ost-West-Konflikts (Kalter Krieg) kam es 1949 auch zur staatl. Spaltung Deutschlands. Den politisch-wirtsch. und militär. Zusammenschlüssen des Ostblocks (1949 RGW, 1955 Warschauer Pakt) standen ein westl. Bündnissystem (seit 1949 NATO) und die im Rahmen einer westeurop. Einigungsbewegung gebildeten Institutionen und Organisationen (u. a. 1949 Europarat, 1954 Westeurop. Union, 1957 EWG, 1960 EFTA) gegenüber. Erhebungen gegen das stalinist. System (1953 in der DDR, 1956 in Ungarn) und reformkommunist. Bewegungen (1968 in der Tschechoslowakei) wurden von der UdSSR bzw. Staaten des Warschauer Pakts militärisch unterdrückt. Die nach Erreichen des atomaren Patts zw. den Blöcken seit den 60er-Jahren in Gang gekommene Entspannungspolitik (Entspannung) wurde durch den sowjet. Einmarsch in Afghanistan (1979) und die dadurch bedingte Abkühlung im Ost-West-Verhältnis gefährdet.Erneute Bewegung kam in die polit. Entwicklung durch die von M. Gorbatschow 1985 eingeleitete Politik von Glasnost und Perestroika; sie schuf Voraussetzungen für substanzielle Fortschritte in der Abrüstungspolitik (u. a. Abbau der atomaren Kurz- und Mittelstreckenraketen in E. aufgrund des INF-Vertrages), zugleich strahlte sie auf die anderen kommunist. Länder E.s aus und bewirkte 1989/91 tief greifende polit. Veränderungen. In Polen, Ungarn, der DDR, der Tschechoslowakei, Rumänien, Bulgarien und Albanien mussten die kommunist. Reg. zumeist unter dem Druck von Massenprotesten zurücktreten. Die kommunist. Parteien gaben ihr Machtmonopol auf und gerieten in die Rolle der polit. Opposition. Die ehem. Volksrepubliken lösten sich von ihrer sozialist. Zielsetzung (entsprechende Änderungen der Staatsnamen) und begannen mit der Einführung marktwirtsch. Elemente und eines pluralist. Parteiensystems. Die Auflösung der »sozialist. Staatengemeinschaft« führte zum Zerfall ihrer gemeinsamen wirtsch. sowie militärisch-polit. Strukturen wie RGW und Warschauer Pakt und beendete den Kalten Krieg.Deutsche Frage, GUS und Nationalitätenkonflikte: Mit der Wiederherstellung der Einheit Dtl.s im Okt. 1990 und deren außenpolit. Absicherung (Zwei-plus-vier-Verhandlungen, Verträge mit den östl. Nachbarländern) fand eines der zentralen Nachkriegsprobleme in E. (»deutsche Frage«) eine friedl. Lösung. Die unter kommunist. Herrschaft entstandenen Staatenföderationen in Ost-E. zerfielen 1991/92, was zu einer erhebl. Veränderung der polit. Landkarte führte. Nachdem sich Estland, Lettland und Litauen im Aug. 1991 als unabhängige Rep. von der UdSSR losgesagt hatten, entstand nach dem endgültigen Zerfall dieses multinat. Staates im Dez. 1991 aus elf ehem. Sowjetrepubliken die GUS als lockere instabile Staatenverbindung. Aus dem im Bürgerkrieg 1991/92 auseinander gebrochenen Jugoslawien gingen die unabhängigen Rep. Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien und (das erst 1993 völkerrechtlich anerkannte) Makedonien hervor; Serbien bildete im April 1992 mit Montenegro einen jugoslaw. Reststaat. Das Streben der Slowakei nach Eigenständigkeit ließ die Tschechoslowakei zerfallen. Jahrzehntelang unterdrückte Nationalitätenkonflikte riefen in einigen Staaten blutige, z. T. bürgerkriegsähnl. Auseinandersetzungen hervor (z. B. in Moldawien zw. der rumänischstämmigen Bev.mehrheit und der russisch-ukrain. Minderheit, die eine autonome Dnjestr-Rep. ausrief). Die Russ. Föderation wurde in ihren Randgebieten mit dem Separatismus einzelner Völker konfrontiert (z. B. der Tschetschenen).Der Gedanke des »gemeinsamen europ. Hauses« gewann nach Aufhebung der polit. Spaltung E.s eine neue Dimension. Die 1991/92 um zahlr. neue osteurop. Mitglieder erweiterte KSZE bemühte sich (zunächst wenig erfolgreich) um Vermittlung in den in Ost-E. aufgebrochenen bewaffneten Konflikten; zu einem gesamteurop. Anliegen entwickelte sich die Wirtschaftshilfe für die mit einem schweren ökonom. Erbe ringenden osteurop. Staaten. Während sich in Ost-E. der gesellschaftl. Neubeginn mit einer staatl. Zersplitterung verband, schritt die noch unter den Bedingungen des Ost-West-Konflikts konzipierte wirtsch.-polit. Union der EG-Staaten (u. a. In-Kraft-Treten des Europ. Binnenmarktes am 1. 1. 1993) voran und erhielt mit den Verträgen von Maastricht (Febr. 1992) eine programmat. Grundlage. Die Kontroverse in versch. Ländern der EG über das Vertragswerk (in Dänemark erst nach Bewilligung von Ausnahmeregelungen durch ein zweites Referendum im Mai 1993 angenommen) führte zu zeitweiligen Differenzen innerhalb der Gemeinschaft und verdeutlichte, dass sich die angestrebte Europäische Union im Spannungsfeld zw. einzelstaatl. Sonderinteressen und gesamteurop. Erfordernissen bewegt.
▣ Literatur:
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⃟ Geiss, I.: E. Vielfalt u. Einheit. Eine histor. Erklärung. Mannheim u. a. 1993.
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⃟ Brown, P.: Die Entstehung des christl. E. A. d. Engl. München 1996.
⃟ Handbuch der europ. Integration. Strategie - Struktur - Politik der Europ. Union, hg. v. M. Röttinger u. C. Weyringer. Wien 21996.
⃟ Schönenberg, R. u. Neugebauer, J.: Einführung in die Geologie E.s. Freiburg im Breisgau 71997.
⃟ Tielker, W.: E. - die Genese einer politischen Idee. Von der Antike bis zur Gegenwart. Münster 1998.
II E|urọpa, Picos de
['pikɔz ȓe eu̯-], verkarstete Kalkgebirgskette des Kantabr. Gebirges, Spanien, höchster Gipfel ist der Torre de Cerredo mit 2 648 m. ü. M. Am N-Hang der Nationalpark Montaña de Covadonga (169 km2).