Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Etrusker
Etrụsker(lat. Etrusci, Tusci, grch. Tyrsenoi, Tyrrhenoi, etrusk. Rasenna), im Altertum nicht indogerman. Volk in Italien (Herkunft umstritten), das als Kernland Etrurien beherrschte und vom 7. bis 4. Jh. v. Chr. seine kulturelle Blüte erreichte. Die E. bildeten Stadtstaaten, die bis gegen Ende des 6. Jh. v. Chr. unter Königen, seit dem 5. Jh. v. Chr. unter Oberbeamten standen. Die Stadtstaaten schlossen sich zu einem lockeren Zwölfstädtebund aus Caere (heute Cerveteri), Tarquinii (Tarquinia), Populonia, Rusellae (Roselle), Vetulonia, Volaterrae (Volterra), Arretium (Arezzo), Cortona, Perusia (Perugia), Clusium (Chiusi), Volsinii (bei Orvieto) und Veii (Veji) zusammen. Entsprechende Bünde entstanden im 6. Jh. v. Chr. in der Poebene und in Kampanien. Im 6. Jh. v. Chr. herrschten etrusk. Könige in Rom. 424 v. Chr. verdrängten die Samniten die E. aus Capua (Zusammenbruch des kampan. Städtebunds); um 400 v. Chr. fiel der Städtebund des Pogebiets den in Italien eingedrungenen Kelten zum Opfer. Entscheidend für das Schicksal der E. wurde der Aufstieg Roms, dessen Eroberung des mächtigen Veji zu Beginn des 4. Jh. v. Chr. ihren Untergang einleitete. 265 v. Chr. (Einnahme von Volsinii durch die Römer) wurde die Unterwerfung Etruriens im Wesentlichen vollendet. Nach dem Bundesgenossenkrieg (91-89 v. Chr.) erhielten auch die E. das röm. Bürgerrecht, ihre völlige Romanisierung erfolgte erst unter Augustus.Der Religion kam eine zentrale Stellung im Leben der E. zu. Bestimmend war das Gefühl der schicksalhaften Abhängigkeit von den Göttern, die mehrgestaltig und symbolhaft vorgestellt wurden, so Voltumna, der oberste Gott, als abscheul. Ungeheuer, Vegetations- oder Kriegsgott. Diese urspr. etrusk. Auffassung machte allmählich der Individualisierung nach grch. Vorbild Platz. Die etrusk. Götter wurden den grch. gleichgestellt und durch grch. vermehrt (z. B. Herakles, Artemis, Apoll, Dionysos, Hephaistos). Die Römer übernahmen die grch. Gottheiten meist durch etrusk. Vermittlung.
Literatur:
Pallottino, M.: Etruskologie. Gesch. u. Kultur der E. A. d. Italien. Basel u. a. 1988.
Stützer, H. A.: Die E. u. ihre Welt. Neuausg. Köln 1992.
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