Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Essay
Essay['eseɪ; engl. »Versuch«] der oder das, Abhandlung, die einen Gegenstand auf besondere Weise erörtert: Der E. unterscheidet sich einerseits durch Stilbewusstsein und subjektive Formulierung von der objektiven, wiss. Abhandlung (der Übergang zu dieser ist jedoch fließend), andererseits durch breitere Anlage und gedankl. Anspruch vom journalist. Feuilleton. Als Schöpfer der Kunstform des E. gilt M. Eyquem de Montaigne; von ihm übernahm F. Bacon das Wort E. und benutzte es als Gattungsbezeichnung für seine - stärker von der Sache bestimmten - Aufsätze. Oft wird die Bezeichnung E. von Philosophen benutzt, um den Fragmentcharakter ihrer Abhandlungen zu betonen (B. Pascal, J. Locke, D. Hume, Voltaire). In Dtl. begann sich die Form des E. im 18. Jh. einzubürgern (G. E. Lessing, J. G. Herder, C. M. Wieland, G. Forster, G. C. Lichtenberg, Goethe, A. W. und F. Schlegel). Essayisten des 19. Jh. in England und den USA: C. Lamb, J. Ruskin, T. B. Macauley, W. H. Pater, R. W. Emerson, H. D. Thoreau; in Frankreich: H. F. R. de Lamennais, J. A. de Gobineau, A. Sainte-Beuve, H. Taine. In Dtl. übernahm erst H. Grimm (1859) die Bezeichnung E.; ihm folgten u. a. K. Hillebrand, F. Kürnberger; neuere deutschsprachige Essayisten sind S. Freud, G. Simmel, K. Kraus, M. Weber, M. Heimann, A. Polgar, C. J. Burckhardt, E. und F. G. Jünger, R. Musil, M. Kommerell, M. Rychner, E. R. Curtius, H. von Hofmannsthal, R. Borchardt, T. Mann, J. Hofmiller, R. Kassner, G. Benn, G. Lukaćs, W. Benjamin, E. Bloch, T. W. Adorno u. a. Engl. Essayisten des 20. Jh.: H. Belloc, G. K. Chesterton, A. Huxley, T. S. Eliot; frz.: P. Valéry, P. Claudel, J.-P. Sartre, A. Camus, R. Barthes; span.: M. de Unamuno, J. Ortega y Gasset; italien.: A. Baldini, B. Croce, U. Eco; poln.: K. Brandys, L. Kołakowski u. a.
▣ Literatur:
Bachmann, D.: E. u. Essayismus. Stuttgart u. a. 1969.
⃟ Haas, G.: E. Stuttgart 1969.
⃟ Hiebel, F.: Biographik u. Essayistik. Zur Gesch. der schönen Wiss.en. Bern u. a. 1970.
⃟ Der engl. E. Analysen., hg. v. H. Weber. Darmstadt 1975.
⃟ Adorno, T. W.: Noten zur Literatur. Frankfurt am Main 61994.
⃟ Müller-Funk, W.: Erfahrung u. Experiment. Studien zur Theorie u. Gesch. des Essayismus. Berlin 1995.
Essay['eseɪ; engl. »Versuch«] der oder das, Abhandlung, die einen Gegenstand auf besondere Weise erörtert: Der E. unterscheidet sich einerseits durch Stilbewusstsein und subjektive Formulierung von der objektiven, wiss. Abhandlung (der Übergang zu dieser ist jedoch fließend), andererseits durch breitere Anlage und gedankl. Anspruch vom journalist. Feuilleton. Als Schöpfer der Kunstform des E. gilt M. Eyquem de Montaigne; von ihm übernahm F. Bacon das Wort E. und benutzte es als Gattungsbezeichnung für seine - stärker von der Sache bestimmten - Aufsätze. Oft wird die Bezeichnung E. von Philosophen benutzt, um den Fragmentcharakter ihrer Abhandlungen zu betonen (B. Pascal, J. Locke, D. Hume, Voltaire). In Dtl. begann sich die Form des E. im 18. Jh. einzubürgern (G. E. Lessing, J. G. Herder, C. M. Wieland, G. Forster, G. C. Lichtenberg, Goethe, A. W. und F. Schlegel). Essayisten des 19. Jh. in England und den USA: C. Lamb, J. Ruskin, T. B. Macauley, W. H. Pater, R. W. Emerson, H. D. Thoreau; in Frankreich: H. F. R. de Lamennais, J. A. de Gobineau, A. Sainte-Beuve, H. Taine. In Dtl. übernahm erst H. Grimm (1859) die Bezeichnung E.; ihm folgten u. a. K. Hillebrand, F. Kürnberger; neuere deutschsprachige Essayisten sind S. Freud, G. Simmel, K. Kraus, M. Weber, M. Heimann, A. Polgar, C. J. Burckhardt, E. und F. G. Jünger, R. Musil, M. Kommerell, M. Rychner, E. R. Curtius, H. von Hofmannsthal, R. Borchardt, T. Mann, J. Hofmiller, R. Kassner, G. Benn, G. Lukaćs, W. Benjamin, E. Bloch, T. W. Adorno u. a. Engl. Essayisten des 20. Jh.: H. Belloc, G. K. Chesterton, A. Huxley, T. S. Eliot; frz.: P. Valéry, P. Claudel, J.-P. Sartre, A. Camus, R. Barthes; span.: M. de Unamuno, J. Ortega y Gasset; italien.: A. Baldini, B. Croce, U. Eco; poln.: K. Brandys, L. Kołakowski u. a.
▣ Literatur:
Bachmann, D.: E. u. Essayismus. Stuttgart u. a. 1969.
⃟ Haas, G.: E. Stuttgart 1969.
⃟ Hiebel, F.: Biographik u. Essayistik. Zur Gesch. der schönen Wiss.en. Bern u. a. 1970.
⃟ Der engl. E. Analysen., hg. v. H. Weber. Darmstadt 1975.
⃟ Adorno, T. W.: Noten zur Literatur. Frankfurt am Main 61994.
⃟ Müller-Funk, W.: Erfahrung u. Experiment. Studien zur Theorie u. Gesch. des Essayismus. Berlin 1995.