Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Erzgebirge
Erzgebirge,1) (tschech. Krušné hory) Mittelgebirge am NW-Rand des Böhm. Beckens, über dessen Kamm die dt.-tschech. Grenze verläuft; erstreckt sich vom Elster- bis zum Elbsandsteingebirge in SW-NO-Richtung, etwa 130 km lang, rd. 35 km breit. Es ist eine im Tertiär gehobene Pultscholle, die nach SO steil zum Tal der Eger abfällt. Höchste Erhebungen sind auf dt. Seite der Fichtelberg (1 214 m ü. M.), auf tschech. Seite der Keilberg (1 244 m ü. M.). Das E. wird aus kristallinen, hoch metamorphen und magmat. Gesteinen des Paläozoikums aufgebaut. Im O und in der Mitte sind es bes. Gneise und Granite, im W und N Phyllite und Glimmerschiefer; tertiäre Basalte bilden im SO Härtlinge (Bärenstein, Pöhlberg, Scheibenberg, Geising). Die Entstehung der weit verteilten Erzlagerstätten hängt mit der Bildung der Tiefengesteine und paläovulkan. Ergüssen zusammen. Das Klima ist in den Höhenlagen rau und niederschlagsreich mit kräftigen Winden; dort kommen noch Fichtenwälder vor (durch Schadstoffimmissionen aus den tschech. Braunkohlenkraftwerken und Ind.betrieben stark geschädigt).
Die Besiedlung begann erst im 12. Jh. (Waldhufendörfer); heute ist es dicht besiedelt. 1163 wurde in Freiberg Silbererz gefunden, das zunächst durch Harzer Bergleute gefördert wurde; die Blüte des Bergbaus im 15./16. Jh. begründete, verbunden mit Hammerwerken, den damaligen Reichtum Sachsens (Silber-, Blei-, Zinn-, Kobalt-, Eisenerze) und führte zum heutigen Namen des Gebirges. Im Lauf des 17. Jh. erlosch der Bergbau allmählich; im Ost-E. kam ab 1750 (Zentrum: Seiffen) eine bed. Holzwaren- (Weihnachtsfiguren) und Spielzeugherstellung auf, in Glashütte entstanden seit 1845 Betriebe der Uhrenindustrie. Nach 1945 gewann der Abbau von Uranerzen im westl. E. an Bedeutung; seit etwa 1958 verlagerte er sich nach O-Thüringen. Wirtsch. Bedeutung haben heute Papier- und Zellstoffherstellung sowie sonstige Holzverarbeitung (einschl. Schnitzerei und Drechslerei), Textil- und Metallwarenind., Kartoffelanbau, Fremdenverkehr (Radiumbäder, Thermalquellen, Wintersport) und Spitzenklöppelei. Große Teile des E.s sind Naturpark.
Literatur:
M. Blechschmidt Erzgebirgs-Lexikon, hg. v. u. K. Walther. Mit Fotos v. C. Georgi. Chemnitz 1991.
Bergbaukultur im E. Grundzüge u. Auswirkungen, hg. v. G. Heilfurth. Dresden 1995.
2) Siebenbürger Erzgebirge.
3) Slowakisches Erzgebirge.
4) Serbisches Erzgebirge.
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