Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Erde
Erde, nach Merkur und Venus von der Sonne aus der drittnächste Planet des Sonnensystems; sie wird zu den inneren (terrestr.) Planeten gezählt. Die E. bewegt sich wie alle Planeten auf einer Ellipsenbahn, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. Durch die Masseanziehung, die Gravitation, der Sonne wird die E. auf ihrer Bahn gehalten. Ihr nahezu kreisförmiger Umlauf um die Sonne erfolgt, vom Nordpol der Erdbahnebene aus betrachtet, entgegen dem Uhrzeigersinn. Die mittlere Entfernung der E. von der Sonne beträgt 149,6 Mio. km. Im sonnennächsten Punkt ihrer Bahn, im Perihel, ist die E. 147 Mio. km, im sonnenfernsten Punkt, im Aphel, 152 Mio. km von der Sonne entfernt. Das Perihel wird Anfang Januar, das Aphel Anfang Juli durchlaufen. Der Umfang der Erdbahn beträgt rund 940 Mio. km, diese Strecke wird von der E. mit einer mittleren Geschwindigkeit von 29,8 km/s in einem Jahr zurückgelegt. Die Geschwindigkeit der E. in ihrer Bahn variiert, sie ist in Sonnennähe größer, in Sonnenferne kleiner als die mittlere Geschwindigkeit. Je nach dem Bezugspunkt (Stern, Frühlingspunkt, Perihel) hat das Jahr, das als Maßeinheit dient, eine etwas unterschiedl. Länge: Das trop. Jahr, vom Frühlingspunkt gemessen, ist 365,24220 Tage lang, das anomalist. Jahr (Perihel - Perihel) 365,25964 Tage, das sider. Jahr (Fixstern - Fixstern) 365,25636 Tage.Die Bahnebene der E., also die durch den Mittelpunkt der Sonne und den Schwerpunkt des E.-Mond-Systems gehende Ebene, wird Ekliptikalebene genannt. Schnittpunkt dieser Ebene mit der Himmelskugel ist die Ekliptik. Die Erdachse ist um 66º 33' gegen die Erdbahn geneigt.
Neben der Bewegung in ihrer Bahn führt die E. eine von dieser unabhängige Drehung, eine Rotation um ihre eigene Körperachse, aus. Die Rotation der E. erfolgt von W nach O, also im gleichen Drehsinn wie ihre Bewegung in ihrer Bahn. Diese Drehbewegung spiegelt sich in der scheinbaren Drehung des Himmelsgewölbes von O nach W wider. Die Rotationsdauer um die Erdachse, gemessen an der Wiederkehr der Kulmination eines Sterns, beträgt 23 h 56 m 4 s, diese Zeit wird ein Sterntag genannt. Wird die Rotationsdauer hingegen an der Wiederkehr der Kulmination der Sonne gemessen, so ist sie um 3 m 56 s länger und beträgt 24 h, das ist ein mittlerer Sonnentag. Die E. ist umgeben vom erdmagnet. Feld (Erdmagnetismus), das wie ein Schutzschirm gegen die elektrisch geladenen Teilchen der kosm. Strahlung wirkt. Nach neuesten Erkenntnissen erstrecken sich drei Strahlungsgürtel (Van-Allen-Gürtel) im Abstand bis zu etwa 25 000 km um die Erde. Zusätzl. Schutz liefert die Erdatmosphäre (Atmosphäre, Ionosphäre), die auch einen großen Teil der elektromagnet. Strahlung der Sonne absorbiert. Die E. wird vom Mond umrundet, dessen große Nähe (mittlere Entfernung 384 403 km) und große Masse (rd. 1/81 Erdmasse) auf der E. zu deutl. Gezeiteneffekten (Gezeiten) führen.
Auch der Erdpol liegt nicht absolut fest, sondern wandert ständig. Entsprechend variiert auch die Lage des Erdäquators. Diese Polbewegung lässt sich in säkulare Polwanderungen und in period. Polbewegungen, die Breitenschwankung, aufspalten. Der Erdachse werden ferner noch Drehbewegungen durch äußere Kräfte aufgezwungen. Wirksam sind die Gravitationskräfte des Mondes, der Sonne und im gewissen Maße die Wirkungen der Planeten. Diese Drehbewegungen der Erdachse werden als Präzession und Nutation bezeichnet.Die E. hat in erster Annäherung die Gestalt einer Kugel. Wird die Annäherung weitergetrieben, so nimmt die E. die Gestalt eines abgeplatteten Rotationsellipsoids ein. Der Erdkörper ist nicht durch eine einfache geometr. Figur beschreibbar, neben geometr. müssen physikal. Messungen treten, z. B. Schweremessungen. Dies führt nun dazu, von der Erdfigur als dem Geoid zu sprechen. Die Internat. Union für Geodäsie und Geophysik hat aber die Maße des »Internat. Ellipsoids« für die Erdfigur als verbindlich angenommen.Zur Ortsbestimmung auf der Erdoberfläche dient das Koordinatennetz. Es besteht aus den Breitenkreisen (Parallelkreisen), parallel zum Äquator, und aus den Längenkreisen (Meridianen), die senkrecht zu den Breitenkreisen zw. den Polen verlaufen. Die geograph. Breite wird vom Äquator aus polwärts von 0º bis 90º gezählt (nördl. und südl. Breite), die geograph. Länge vom Nullmeridian (Meridian von Greenwich) aus östl. und westl. von 0º bis 180º. Die Breitenkreise in 23º 27' nördl. und südl. Breite heißen Wendekreis des Krebses (nördl. Wendekreis) und Wendekreis des Steinbocks (südl. Wendekreis). Über ihnen steht die Sonne am 22. Juni und 22. Dezember um 12 Uhr im Zenit. Zw. ihnen liegt die heiße Zone (Tropen), in der die Sonne im Laufe eines Jahres an jedem Ort zweimal im Zenit steht. Nördlich und südlich der Tropen liegen die gemäßigten Zonen, sie reichen bis zu den Polarkreisen in 66º 33' nördl. und südl. Breite. Von den Polarkreisen zu den Polen erstrecken sich die kalten oder Polarzonen; je nach Breite bleibt in ihnen die Sonne 1 Tag bis 6 Monate über oder unter dem Horizont.Zum Aufbau der Erde Erdinneres. Das Alter der E. wird auf etwa 4,6 bis 5 Mrd. Jahre geschätzt. Über die Schichtenfolge der Erdkruste geologische Systeme.
Die Oberfläche der E. misst rd. 510 Mio. km2, und zwar 149 Mio. km2 (29,2 %) Land- und 361 Mio. km2 (70,8 %) Wasserfläche. Verteilung und Form der Landmasse sind ungleich: Eurasien und Nordamerika haben zw. 40 und 70º n. Br. ihre größte Flächenausdehnung, verschmälern sich dann rasch nach S; auch die Kontinente der S-Halbkugel verengen sich nach S und enden in zugespitzten Endländern (Südafrika in 35º, Tasmanien in 43º, Südamerika in 56º s. Br.). Das Nordpolargebiet ist weitgehend meerbedeckt, um den Südpol liegt der Kontinent Antarktika.
▣ Literatur:
Strobach, K.: Vom »Urknall« zur E. Werden u. Wandlung unseres Planeten im Kosmos. Augsburg 1990.
⃟ Unsere einzigartige E. Die Entwicklungsgeschichte der Welt, Beiträge v. D. Attenborough u. a. München 1990.
⃟ Schumann, W.: Das Buch der E. Entstehung, Aufbau, Oberfläche, Klima, Leben. Neuausg. München 1992.
⃟ Elsom, D.: Die E. Werden u. Wandel eines Planeten. Beiträge v. K. Addison u. a., hg. v. N. Bradley. A. d. Engl. Remseck 1993.
⃟ Der lebende Planet E. Text v. P. Jakes. Ill. v. A. Absolon. A. d. Engl. Hanau 1994.
⃟ Lanius, K.: Die E. im Wandel. Grenzen des Vorhersagbaren. Heidelberg u. a. 1995.
⃟ Mitscherlich, G.: Die Welt, in der wir leben. Entstehung, Entwicklung, heutiger Stand. Freiburg im Breisgau 1995.
Neben der Bewegung in ihrer Bahn führt die E. eine von dieser unabhängige Drehung, eine Rotation um ihre eigene Körperachse, aus. Die Rotation der E. erfolgt von W nach O, also im gleichen Drehsinn wie ihre Bewegung in ihrer Bahn. Diese Drehbewegung spiegelt sich in der scheinbaren Drehung des Himmelsgewölbes von O nach W wider. Die Rotationsdauer um die Erdachse, gemessen an der Wiederkehr der Kulmination eines Sterns, beträgt 23 h 56 m 4 s, diese Zeit wird ein Sterntag genannt. Wird die Rotationsdauer hingegen an der Wiederkehr der Kulmination der Sonne gemessen, so ist sie um 3 m 56 s länger und beträgt 24 h, das ist ein mittlerer Sonnentag. Die E. ist umgeben vom erdmagnet. Feld (Erdmagnetismus), das wie ein Schutzschirm gegen die elektrisch geladenen Teilchen der kosm. Strahlung wirkt. Nach neuesten Erkenntnissen erstrecken sich drei Strahlungsgürtel (Van-Allen-Gürtel) im Abstand bis zu etwa 25 000 km um die Erde. Zusätzl. Schutz liefert die Erdatmosphäre (Atmosphäre, Ionosphäre), die auch einen großen Teil der elektromagnet. Strahlung der Sonne absorbiert. Die E. wird vom Mond umrundet, dessen große Nähe (mittlere Entfernung 384 403 km) und große Masse (rd. 1/81 Erdmasse) auf der E. zu deutl. Gezeiteneffekten (Gezeiten) führen.
Auch der Erdpol liegt nicht absolut fest, sondern wandert ständig. Entsprechend variiert auch die Lage des Erdäquators. Diese Polbewegung lässt sich in säkulare Polwanderungen und in period. Polbewegungen, die Breitenschwankung, aufspalten. Der Erdachse werden ferner noch Drehbewegungen durch äußere Kräfte aufgezwungen. Wirksam sind die Gravitationskräfte des Mondes, der Sonne und im gewissen Maße die Wirkungen der Planeten. Diese Drehbewegungen der Erdachse werden als Präzession und Nutation bezeichnet.Die E. hat in erster Annäherung die Gestalt einer Kugel. Wird die Annäherung weitergetrieben, so nimmt die E. die Gestalt eines abgeplatteten Rotationsellipsoids ein. Der Erdkörper ist nicht durch eine einfache geometr. Figur beschreibbar, neben geometr. müssen physikal. Messungen treten, z. B. Schweremessungen. Dies führt nun dazu, von der Erdfigur als dem Geoid zu sprechen. Die Internat. Union für Geodäsie und Geophysik hat aber die Maße des »Internat. Ellipsoids« für die Erdfigur als verbindlich angenommen.Zur Ortsbestimmung auf der Erdoberfläche dient das Koordinatennetz. Es besteht aus den Breitenkreisen (Parallelkreisen), parallel zum Äquator, und aus den Längenkreisen (Meridianen), die senkrecht zu den Breitenkreisen zw. den Polen verlaufen. Die geograph. Breite wird vom Äquator aus polwärts von 0º bis 90º gezählt (nördl. und südl. Breite), die geograph. Länge vom Nullmeridian (Meridian von Greenwich) aus östl. und westl. von 0º bis 180º. Die Breitenkreise in 23º 27' nördl. und südl. Breite heißen Wendekreis des Krebses (nördl. Wendekreis) und Wendekreis des Steinbocks (südl. Wendekreis). Über ihnen steht die Sonne am 22. Juni und 22. Dezember um 12 Uhr im Zenit. Zw. ihnen liegt die heiße Zone (Tropen), in der die Sonne im Laufe eines Jahres an jedem Ort zweimal im Zenit steht. Nördlich und südlich der Tropen liegen die gemäßigten Zonen, sie reichen bis zu den Polarkreisen in 66º 33' nördl. und südl. Breite. Von den Polarkreisen zu den Polen erstrecken sich die kalten oder Polarzonen; je nach Breite bleibt in ihnen die Sonne 1 Tag bis 6 Monate über oder unter dem Horizont.Zum Aufbau der Erde Erdinneres. Das Alter der E. wird auf etwa 4,6 bis 5 Mrd. Jahre geschätzt. Über die Schichtenfolge der Erdkruste geologische Systeme.
Die Oberfläche der E. misst rd. 510 Mio. km2, und zwar 149 Mio. km2 (29,2 %) Land- und 361 Mio. km2 (70,8 %) Wasserfläche. Verteilung und Form der Landmasse sind ungleich: Eurasien und Nordamerika haben zw. 40 und 70º n. Br. ihre größte Flächenausdehnung, verschmälern sich dann rasch nach S; auch die Kontinente der S-Halbkugel verengen sich nach S und enden in zugespitzten Endländern (Südafrika in 35º, Tasmanien in 43º, Südamerika in 56º s. Br.). Das Nordpolargebiet ist weitgehend meerbedeckt, um den Südpol liegt der Kontinent Antarktika.
▣ Literatur:
Strobach, K.: Vom »Urknall« zur E. Werden u. Wandlung unseres Planeten im Kosmos. Augsburg 1990.
⃟ Unsere einzigartige E. Die Entwicklungsgeschichte der Welt, Beiträge v. D. Attenborough u. a. München 1990.
⃟ Schumann, W.: Das Buch der E. Entstehung, Aufbau, Oberfläche, Klima, Leben. Neuausg. München 1992.
⃟ Elsom, D.: Die E. Werden u. Wandel eines Planeten. Beiträge v. K. Addison u. a., hg. v. N. Bradley. A. d. Engl. Remseck 1993.
⃟ Der lebende Planet E. Text v. P. Jakes. Ill. v. A. Absolon. A. d. Engl. Hanau 1994.
⃟ Lanius, K.: Die E. im Wandel. Grenzen des Vorhersagbaren. Heidelberg u. a. 1995.
⃟ Mitscherlich, G.: Die Welt, in der wir leben. Entstehung, Entwicklung, heutiger Stand. Freiburg im Breisgau 1995.