Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Erasmus
I Erạsmus(Rasmus, Elmo), legendärer Märtyrer, ✝ Formiae (Kampanien) um 305, einer der 14 Nothelfer; Schutzpatron der Drechsler und Schiffer; Heiliger; Tag: 2. 6.
II Erạsmus
von Rotterdam (E. Desiderius), niederländ. Humanist und Theologe, * Rotterdam 28. 10. 1466 oder 1469, ✝ Basel 12. 7. 1536; urspr. Augustiner (1492 Priesterweihe), lebte als freier Gelehrter in den Niederlanden, in England, seit 1521 meist in Basel. Als Textkritiker, Herausgeber (Kirchenväter, N. T.) und Grammatiker hat E. v. R. die neuzeitl. Philologie mitbegründet. Von ihm stammt die heute übl. Aussprache des Altgriechischen (Etazismus). Seine geistvollen Schriften, so »Encomion moriae« (1510, »Lob der Torheit«), »Colloquia familiaria« (1518, »Vertraute Gespräche«), und seine fein stilisierten Briefe genossen europ. Berühmtheit. In der religiösen Bewegung nahm E. v. R., der geistig-gedanklich zur Vorbereitung der Reformation beigetragen hatte, eine vermittelnde Stellung zu den reformator. Bestrebungen ein. Er lehnte Luthers Reformation aber ab, als sie zum Bruch mit der Kirche führte. Sein Streit mit Luther (»Über die Freiheit des Willens«, 1524) führte zur Trennung von Reformation und Humanismus. Er selbst suchte ein freies, vernunftgemäßes, den sittl. Gehalt des N. T. betonendes Christentum (»Enchiridion militis christiani«, 1502, »Handbuch des christl. Streiters«).
Literatur:
Walter, P.: Theologie aus dem Geist der Rhetorik. Zur Schriftauslegung des E. v. R. Mainz 1991.
Huizinga, J.: E. Eine Biographie. Neuausg. Reinbek 31.-38. Tsd. 1993.
Gail, A. J.: E. v. R. Reinbek 29.-31. Tsd., 1994.
Augustijn, C.: E. - der Humanist als Theologe u. Kirchenreformer. Leiden u. a. 1996.
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