Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Epik
Epik [grch., zu Epos] die (erzählende Dichtung, epische Dichtung), neben Lyrik und Dramatik eine der drei literar. Grundgattungen. In der E. werden als vergangen angenommene Geschehnisse vergegenwärtigt, als Erzählzeit wird daher vorwiegend das ep. Präteritum verwendet, seltener das histor. Präsens. Der Epiker ist nicht durch Grenzen von Raum und Zeit eingeengt wie der Dramatiker; er kann zeitdehnend, zeitraffend oder zeitdeckend erzählen, sich der Technik der Rückblende bedienen oder durch Vorausdeutung künftige Ereignisse vorwegnehmen.
Die ep. Grundformen (Erzählweisen) treten meist vermischt auf; Basis aller E. ist der mehr oder minder zeitraffende Bericht. Zeitdehnend wirken Beschreibung und Erörterung. Annähernd zeitdeckend ist die ep. Szene, zu der neben dem Gespräch in direkter Rede auch indirekte Redeformen, erlebte Rede und innerer Monolog gehören. Die E. kann nach versch. Gesichtspunkten untergliedert werden, z. B. in einfache Formen (Legende, Sage, Märchen) und Kunstformen verschiedenster Gattungen, in Vers-E. und Erzählprosa sowie in Groß-E. oder Lang-E. und Klein-E. oder Kurzepik. Zur Groß-E. zählen Epos, Saga und der Roman; zur Kurz-E. gehören Novelle, Erzählung (i. e. S.), Kurzgeschichte, Anekdote, Fabel, Parabel, die episch-lyr. Mischformen wie Idylle, Romanze, Ballade und allgemein die Verserzählung.
Mit einer Theorie der E. befassten sich erstmals Platon und v. a. Aristoteles; die Theorie beschränkte sich bis ins 18. Jh. auf normative oder beschreibende Angaben zum Epos. Seitdem wurde sie entweder als Abgrenzung der E. von anderen Grundgattungen versucht oder mit Blick auf einzelne Erscheinungsformen und Gatt. ausgebaut. (Erzähler)
Literatur:
Lämmert, E.: Bauformen des Erzählens. Stuttgart 56.-57. Tsd., 81991.
Tarot, R.: Narratio viva. Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der Erzählkunst vom Ausgang des 17. Jh.s bis zum Beginn des 20. Jh.s, auf 2 Bde. ber. Bern u. a. 1-21993 ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Epik