Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Entwicklungsländer
Entwicklungsländer,Bez. für eine nicht einheitlich definierte Gruppe von Ländern, deren Entwicklungsstand im Vergleich zu den Industriestaaten gering ist (Dritte Welt). Kriterien für die Zuordnung zu den E. sind v. a. niedriges Pro-Kopf-Einkommen, geringe Arbeitsproduktivität, hohe Arbeitslosen- und Analphabetenquote, mangelhafte Infrastruktur, hoher Anteil der Produktion landwirtsch. Erzeugnisse, Abhängigkeit von Rohstoffexporten und damit vom Preisniveau des Weltmarktes. In den rd. 140 von der OECD als E. eingestuften Staaten leben drei Viertel der Weltbev., die aber nur ein Fünftel der Weltwirtschaftsleistung erbringen. Die UN führte 1970 für die E. die Bezeichnung Less developed countries (wenig entwickelte Länder; Abk. LDC) ein. Kriterien für die Einordnung in die Gruppe der Least developed countries (am wenigsten entwickelte Länder; Abk. LLDC) sind ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Ew. unter 355 Dollar, ein Anteil der Industrieproduktion am BIP von höchstens 10 % und eine Rate des Analphabetismus von mehr als 80 % der Bev. über 15 Jahre. Nach 1973 (starke Erhöhung der Erdölpreise) definierte die UN die Kategorie der Most seriously affected countries (am schwerwiegendsten betroffene Länder; Abk. MSAC): niedriges Pro-Kopf-Einkommen, hohe Verschuldung durch Preisanstieg bei wichtigen Importen und geringe Exporterlöse. Die Grenzen zw. LLDC und MSAC sind fließend. Die E. treten seit 1967 als Gruppe der 77 bei Verhandlungen in internat. Organisationen auf. Ein Teil der E. gehört zur OPEC und kann durch Erlöse aus Erdölexporten seine Industrialisierung z. T. selbst finanzieren oder zählt bereits zu den Schwellenländern. Um den wegen der Konzentration von E. in der südl., von Industrieländern in der nördl. Hemisphäre so bezeichneten Nord-Süd-Konflikt zu mildern, fanden zahlr. Konferenzen statt, die teilweise zu Abkommen (Lomé-Abkommen) in Richtung auf eine von den E. geforderte Änderung der Weltwirtschaftsordnung hinsichtlich der Stabilisierung und Steigerung ihrer Exporterlöse führten.
▣ Literatur:
D. Nohlen. Lexikon Dritte Welt. Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen, hg. v. Neuausg. Reinbek 65.-76. Tsd., 61994.
Entwicklungsländer,Bez. für eine nicht einheitlich definierte Gruppe von Ländern, deren Entwicklungsstand im Vergleich zu den Industriestaaten gering ist (Dritte Welt). Kriterien für die Zuordnung zu den E. sind v. a. niedriges Pro-Kopf-Einkommen, geringe Arbeitsproduktivität, hohe Arbeitslosen- und Analphabetenquote, mangelhafte Infrastruktur, hoher Anteil der Produktion landwirtsch. Erzeugnisse, Abhängigkeit von Rohstoffexporten und damit vom Preisniveau des Weltmarktes. In den rd. 140 von der OECD als E. eingestuften Staaten leben drei Viertel der Weltbev., die aber nur ein Fünftel der Weltwirtschaftsleistung erbringen. Die UN führte 1970 für die E. die Bezeichnung Less developed countries (wenig entwickelte Länder; Abk. LDC) ein. Kriterien für die Einordnung in die Gruppe der Least developed countries (am wenigsten entwickelte Länder; Abk. LLDC) sind ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Ew. unter 355 Dollar, ein Anteil der Industrieproduktion am BIP von höchstens 10 % und eine Rate des Analphabetismus von mehr als 80 % der Bev. über 15 Jahre. Nach 1973 (starke Erhöhung der Erdölpreise) definierte die UN die Kategorie der Most seriously affected countries (am schwerwiegendsten betroffene Länder; Abk. MSAC): niedriges Pro-Kopf-Einkommen, hohe Verschuldung durch Preisanstieg bei wichtigen Importen und geringe Exporterlöse. Die Grenzen zw. LLDC und MSAC sind fließend. Die E. treten seit 1967 als Gruppe der 77 bei Verhandlungen in internat. Organisationen auf. Ein Teil der E. gehört zur OPEC und kann durch Erlöse aus Erdölexporten seine Industrialisierung z. T. selbst finanzieren oder zählt bereits zu den Schwellenländern. Um den wegen der Konzentration von E. in der südl., von Industrieländern in der nördl. Hemisphäre so bezeichneten Nord-Süd-Konflikt zu mildern, fanden zahlr. Konferenzen statt, die teilweise zu Abkommen (Lomé-Abkommen) in Richtung auf eine von den E. geforderte Änderung der Weltwirtschaftsordnung hinsichtlich der Stabilisierung und Steigerung ihrer Exporterlöse führten.
▣ Literatur:
D. Nohlen. Lexikon Dritte Welt. Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen, hg. v. Neuausg. Reinbek 65.-76. Tsd., 61994.