Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Energiepolitik
Energiepolitik,Teil der sektoralen Wirtschafts-, Struktur- und Umweltpolitik zur staatl. Steuerung des Energiesektors. Die E. umfasst alle Stufen der Energieversorgung (Gewinnung, Lagerung, Bevorratung, Umwandlung, Transport und Verteilung von Energie, Entsorgungsfragen sowie Außenhandel) in zunehmendem Maße staatl. Aktivitäten zur Beeinflusssung der Energienachfrage und zur rationellen Energienutzung bzw. Energieeinsparung. Die Ziele der E. haben sich seit 1945 erheblich verändert und werden z. T. kontrovers bewertet. Anerkanntes Ziel der E. ist die langfristig sichere, risikoarme, kostengünstige sowie umwelt- und ressourcenschonende Bereitstellung von Energiedienstleistungen (z. B. warme Räume, ausreichende Beleuchtung, Prozesswärme, Bewegung und Informationsübertragung). Durch die E. werden sowohl der rechtl. Rahmen (z. B. die Wettbewerbsordnung für einzelne Energieträger) vorgegeben als auch technisch-naturwiss. Randbedingungen, beispielsweise über die Energieforschung, mitgestaltet. Die E. steht in (z. T. spannungsreicher) Wechselbeziehung zu anderen Politikbereichen wie Wettbewerbs-, Finanz-, Industrie-, Regional-, Forschungs- und Technologiepolitik und ist mit der Umwelt- sowie der Sicherheits- und Außenpolitik verzahnt.Schwerpunkte der E. waren in den 50er-Jahren zunächst die Kohle- und die Kernenergiepolitik. Nach den Ölpreiskrisen 1973/74 und 1978/79 konzentrierte sich die E. darauf, die Ölimportabhängigkeit zu verringern (Ersetzung von Erdöl und unsicheren Lieferländern) und mit den Energieprogrammen ein neues Konzept (u. a. Energiebevorratung, »Kohlevorrang-Politik«) zu entwickeln. Der Ausbau der Kernenergie wurde als vorrangig angesehen, ist jedoch wegen der damit verbundenen Umweltrisiken (Endlagerung radioaktiver Abfälle) umstritten und aufgrund von Protesten der Bev. infrage gestellt. Unter ordnungspolit. Aspekten und im Zusammenhang mit dem europ. Einigungsprozess rückten in den letzten Jahren Fragen der Deregulierung v. a. in der leitungsgebundenen Energiewirtschaft (»Aufhebung der Versorgungsmonopole« bei Erdgas und Elektrizität) in den Vordergrund. Demgegenüber stehen mehr ökolog. Regulierungsansätze, die durch »Dezentralisierung« und »Rekommunalisierung« den kommunalen und regionalen Einfluss auf die Energieversorgung stärken wollen. Die E. in Dtl. hat die Nutzung der relativ teuren einheim. Kohle zur Stromgewinnung wegen der Versorgungssicherheit und der Arbeitsplätze u. a. durch das Verstromungs-Ges. und den »Jahrhundertvertrag« unterstützt und bis zum Jahr 2005 weitere Subventionen bewilligt.Ein aktuelles und akutes Problem der E. ist angesichts von Klimaveränderungen (Treibhauseffekt) die Notwendigkeit, die bei der Energienutzung anfallenden Treibhausgase (Kohlendioxid, Stickoxide, Methan) drastisch zu reduzieren. Eine vordringl. Aufgabe der E. ist die Lösung der ökonom., sozialen und gesellschaftl. Probleme, die mit einer ausreichenden Energieversorgung bei wachsender Weltbev. verbunden sind. Dafür sind techn. Effizienzsteigerungen (Erhöhung der Energieproduktivität), aber auch Änderungen des Produktions- und Lebensstils nötig, z. B. ein verringerter Pro-Kopf-Verbrauch an Energie in den Industrieländern.
▣ Literatur:
Schneider, H. K.: Aufsätze aus drei Jahrzehnten zur Wirtschafts- u. E. München u. a. 1990.
⃟ Erneuerbare Energien. Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte, hg. v. M. Kaltschmitt u. A. Wiese. Berlin u. a. 1995.
⃟ Lehmann, H. u. Reetz, T.: Zukunftsenergien. Strategien einer neuen E. Berlin u. a. 1995.
⃟ Mehr Zukunft für die Erde. Nachhaltige E. für dauerhaften Klimaschutz, hg. v. der Enquete-Kommission »Schutz der Erdatmosphäre«. Bonn 1995.
⃟ Weber, R.: Erneuerbare E. Energieformen, Nutzungstechniken, Umwelteinflüsse. Vaduz 33.-34. Tsd. 21995.
⃟ Zukünftige E., bearb. v. G. Altner u. a. Bonn 1995.
▣ Literatur:
Schneider, H. K.: Aufsätze aus drei Jahrzehnten zur Wirtschafts- u. E. München u. a. 1990.
⃟ Erneuerbare Energien. Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte, hg. v. M. Kaltschmitt u. A. Wiese. Berlin u. a. 1995.
⃟ Lehmann, H. u. Reetz, T.: Zukunftsenergien. Strategien einer neuen E. Berlin u. a. 1995.
⃟ Mehr Zukunft für die Erde. Nachhaltige E. für dauerhaften Klimaschutz, hg. v. der Enquete-Kommission »Schutz der Erdatmosphäre«. Bonn 1995.
⃟ Weber, R.: Erneuerbare E. Energieformen, Nutzungstechniken, Umwelteinflüsse. Vaduz 33.-34. Tsd. 21995.
⃟ Zukünftige E., bearb. v. G. Altner u. a. Bonn 1995.