Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Empfindsamkeit
Empfindsamkeit, literar. Strömung innerhalb der Aufklärung (2. Hälfte des 18. Jh.); das Wort »empfindsam« wurde erst auf Anregung G. E. Lessings durch J. J. Bode 1768 als Übersetzung des engl. »sentimental« eingeführt. Kennzeichnend war die Hinwendung zu einer enthusiast., »sentimentalen« Weltsicht zunächst im religiösen Bereich (Pietismus), dann auch in anderen Lebensbereichen. Das Naturgefühl mit idyllisch-heiteren wie elegisch-düsteren Stimmungen und Reflexionen war nicht naiv, sondern bewusst antirationalistisch reflektiert (sentimentalisch). Die Höhepunkte der durch das gefühlvolle Schrifttum Englands (S. Richardson, L. Sterne, O. Goldsmith, E. Young) und Frankreichs (A.-F. Prévost d'Exiles, J.-J. Rousseau) genährten dt. Dichtung der E. liegen in F. G. Klopstocks Gesängen und in Goethes Roman »Die Leiden des jungen Werthers« (1774).
Literatur:
Krüger, R.: Das Zeitalter der E. Kunst u. Kultur des späten 18. Jh. in Deutschland. Wien 1972.
Kaiser, G.: Aufklärung, E., Sturm u. Drang. Tübingen u. a. 51996.
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